StartseiteRegionalRegion Ulm/Alb-DonauOberstadionWinkel und Wasserwaage braucht es nicht

Wasserwaage

Winkel und Wasserwaage braucht es nicht

Sießen im Wald / Lesedauer: 2 min

Mesner Frieder Klaiber hat eine neue Krippefür die Sießener Wallfahrtskirche geschaffen
Veröffentlicht:20.01.2020, 17:34

Artikel teilen:

Besucher der Wallfahrtskirche Sießen im Wald können sich noch bis Mariä Lichtmess an der neuen Krippe erfreuen. Geschaffen hat sie der Mesner Frieder Klaiber. Er hat Kurse besucht und eine Ausbildung zum Krippenbaumeister gemacht.

Die Wallfahrtskirche St. Maria Magdalena hat stimmungsvolle Feiern und Konzerte an den Festtagen hinter sich. Auch die Krippe von Frieder Klaiber trug zu dieser Stimmung bei. Nachdem er vor Jahren in Oberstadion eine Sonderausstellung eines bekannten italienischen Krippenbauers angeschaut hatte, wurde Frieder Klaiber von dem Virus, „Schönes zu schaffen“, erfasst. Dabei kam ihm sein Beruf als Gießformenbauer und Figurenmacher zugute.

In Kursen an der Krippenbauschule in Kempten absolvierte Klaiber die ersten Abschnitte der Ausbildung zum Krippenbaumeister. In diesen Kursen wurden bereits verschiedene Krippen, meist „heimatliche Krippen“ gebaut. So auch die jetzt in der Wallfahrtskirche aufgebaute Krippe, die vom Stil her ebenfalls eine „heimatliche Krippe“ ist. Die Kleidung der Figuren hatte noch die inzwischen verstorbene Anna Tahedl aus Weihungszell genäht.

Im Gespräch verrät Frieder Klaiber Details über Stil, Aussehen, Bauweise und Größe von Krippen. So richte sich der Stil von Krippen ein Stück weit auch nach den Figuren, ob diese orientalisch, heimatlich oder etwa alpenländisch sind. Der Fantasie und Kreativität seien aber „keine Grenzen gesetzt“. Auch die Proportionen von Bauwerken, Gebäuden, Bäumen und Gelände müssen stimmen und die Figuren in das Ensemble passen. Da sind Skizzen auf Papier hilfreich und auch der sogenannte „Krippenmeter“.

Diese Maßeinheit gibt es nur bei den Krippenbauern. Das Ziel: Die Proportionen zwischen Bauwerk und Figuren zu berechnen. Nicht, dass etwa ein Hirte wie ein Riese wirkt und nicht in den Eingang des Hauses passt. Das Maß aller Dinge ist jedoch der Heilige Josef, er wird immer stehend dargestellt. Bei der Planung muss auch berücksichtigt werden, aus welchem Blickwinkel die Krippe später betrachtet werden kann, damit auch ein richtiger Eindruck von Tiefe und Raum entsteht.

Die neu geschaffene heimatliche Sießener Krippe, der Stall mit „lehmverputzten Wänden und mit abgebröckeltem Verputz“, mit angebautem Holzstadl und aufgestapelter Holzbeige mit Säge- und Spaltwerkzeugen, vermittelt dem Besucher einen schönen Anblick.

„Winkel und Wasserwaage werden beim Krippenbau nicht benötigt“, sagt Frieder Klaiber. In seiner Wohnung stehen verschiedene Krippen, und auch seine Werkstatt sieht danch aus, dass hier „viel gewerkelt und geschaffen wird“.