StartseiteRegionalRegion BiberachSchönebürgSeit zehn Jahren fliegen auf dem Schönebürger Dorfplatz Metallkugeln durch die Luft

Metallkugel

Seit zehn Jahren fliegen auf dem Schönebürger Dorfplatz Metallkugeln durch die Luft

Schönebürg / Lesedauer: 4 min

Am Wochenende feiert der Boccia-Nightcup Jubiläum. Das Wurfspiel vereint Jung und Alt, die Zuschauer strömen.
Veröffentlicht:26.07.2018, 20:35

Artikel teilen:

Der Alfons-Auer-Platz wird zur Arena: Am Samstag, 28. Juli, fliegen auf dem Schönebürger Dorfplatz wieder Metallkugeln durch die Luft. Dann ist präzises Spiel gefragt beim Boccia-Nightcup , der heuer ein kleines Jubiläum feiert. Zum zehnten Mal veranstaltet der Bocciaclub „Bären“ Schönebürg 09 diese Veranstaltung für Jung und Alt.

Rückblende: Am Karfreitag 2009 sind Jonas, Michael und Rainer Hochdorfer aus Schönebürg bei einem Bekannten zum Kässpätzleessen eingeladen. Nach dem Mahl kommen die Hochdorfers auf die Idee, als Verdauungsanreiz im Garten des Gastgebers die Boccia-Kugeln zu werfen. Dieser betrachtete die sportliche Aktivität etwas kritisch und witzelte: „Geht doch auf den Dorfplatz und spielt dort.“

Gesagt, getan. Die drei Hochdorfers schnappten ihre Boccia-Sets und wechselten den Spielplatz. Und erkannten sehr schnell, „dass man auf dem Dorfplatz perfekt Boccia spielen kann“, erinnert sich Jonas Hochdorfer. Der Untergrund war fest und hart; etwas loser Splitt und Sand an der Oberfläche des Dorfplatzes, der 2007 neu angelegt worden war, störte nicht. Also trafen sich die drei dort immer wieder zum Bocciaspiel, einmal auch zur nächtlichen Stunde. Zwar spendete eine Straßenlampe etwas Licht, um präzise Würfe hinzubekommen. Doch die Boccia-Enthusiasten wollten perfekte Bedingungen, auch bei Nacht. Sie stellten zusätzliche Lichtstrahler auf; Rainer Hochdorfers Idee, dann gleich auch ein paar Biertische zu platzieren, fand ebenfalls Anklang.

Daraus hat sich die erste Boccia-Nightcup-Veranstaltung entwickelt, die am 25. Juli 2009 siebzehn Zweier-Mannschaften zum Wettkampf anlockte. Auf dem Dorfplatz war eine Bahn aufgebaut, Kanthölzer dienten als Begrenzung. Ein Jahr nach dieser geglückten Premiere stieg die Teilnehmerzahl auf 24 Teams, zwei Bahnen waren nötig. Und beim 7. Boccia-Nightcup mussten sich die Verantwortlichen verkopfen, wie sie drei Bahnen (jeweils elf Meter lang, vier Meter breit) auf dem Dorfplatz unterbringen konnten. 2017 dann der bisherige Rekord: 36 Teams wollten Teil der Schönebürger Boccia-Euphorie sein.

Dass es diese gibt, hat für Jonas Hochdorfer verschiedene Gründe. Zum einen ist die Wettkampfstätte mitten in Schönebürg ein herrlicher Spielort. Wie eine Arena präsentiert sich der Platz am Spieltag, die Stufen zur Grundschule sind dann vollbesetzt mit Zuschauern. Diese können aber auch direkt an der Bahn Platz nehmen. Sie applaudieren den Akteuren, raunen bei gekonnten Würfen. „Es ist eine Spitzen-Atmosphäre“, schwärmt Jonas Hochdorfer. Und seit jeher wird der Schönebürger Boccia-Nightcup mit einem emotionalen Abschluss gekrönt. Nach der Siegerehrung erklingt die Nationalhymne, Akteure und Zuschauer stehen und singen mit.

Es ist aber auch der generationenübergreifende Charakter dieses Präzisionssports, der in Schönebürg das Boccia-Fieber entfacht. Kinder können mit Älteren spielen, „der bisher älteste Teilnehmer war 86 Jahre“, erzählt Jonas Hochdorfer. Dass auch ein gewisser Glücksfaktor eine Rolle spielt, macht das Ganze noch unterhaltsamer. Das Regelwerk beim Boccia-Nightcup ist übrigens eine Kombination aus Regeln des Boccia- und Boulespiels, „ergänzt mit unseren eigenen Regeln“.

Um es den Zuschauern zu erleichtern, den jeweiligen Spielstand zu erkennen, hat der Veranstalter die Hälfte der knapp ein Kilo schweren Metallkugeln grün lackiert, die andere Hälfte glänzt silbern. Aus Holz ist die kleine Zielkugel, auch Schweinchen genannt. Über den Sieg bei den jeweiligen Aufnahmen entscheiden fünf Schiedsrichter, die mit einem Maßband ausgestattet sind. „Es geht manchmal um Millimeter“, weiß Jonas Hochdorfer.

Etwa zehn Personen zählt der veranstaltende Bocciaclub „Bären“ Schönebürg 09. „Wir sind kein eigener Verein, der Nightcup läuft unter dem Dach des Musikvereins“, sagt Jonas Hochdorfer. Ein eigenes Logo hat der Club dennoch: Es zeigt das Schönebürger Wappentier, den Gallus-Bär – natürlich mit einer Boccia-Kugel auf der Pfote.

Festabend und Feuerwerk

Das Jubiläum wird an zwei Tagen gefeiert. Am heutigen Freitag ist ein Festabend angesetzt, außerdem wird in der Nacht der Legenden (alle Siegerteams der vergangenen Jahre treten hier an) um den von Bürgermeister Günther Karremann gestifteten Pokal gespielt. Der offizielle Teil mit geladenen Gästen und Blasmusik in der Schule geht bis 21.30 Uhr, danach können Zuschauer gerne die Halbfinals und das Finale des Legenden-Turniers mitverfolgen.

Der 10. Boccia-Nightcup wird dann am Samstag um 17 Uhr gestartet. Es liegen bereits einige Anmeldungen von Teams vor. Kurzentschlossene können sich am Samstag noch bis 16.45 Uhr anmelden. Die Teilnehmerzahl ist allerdings begrenzt auf 40 Teams. Während des Jubiläumscups wird ein Feuerwerk gezündet.