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Lebensfreude

Schüler erkennen Wut und Trotz, aber auch Lebensfreude

Salem / Lesedauer: 2 min

Schüler erkennen Wut und Trotz, aber auch Lebensfreude
Veröffentlicht:01.06.2011, 19:25

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Mehr als 2500 hauptsächlich erwachsene Besucher haben sich mittlerweile die im Schloss Salem unter dem Titel „Im Land der Mulde“ ausgestellten Reportagefotografien deutscher Geschichte angesehen. Doch wie wirken die Dokumentationen personalisierter DDR-Geschichte auf Jugendliche, die zur Zeit der Aufnahmen des Fotografen Gerhard Weber noch gar nicht geboren waren? Barbara Zoch-Michel vom Kreiskulturamt hat diese Herausforderung angenommen und eine neunte Klasse der Schule Schloss Salem durch die Ausstellungsräume geführt.

„Geht ganz nah ran, man kann in jedem Bild spazieren gehen“, ermuntert die gelernte Fotografin die jungen Leute, die auf Geheiß Körperhaltung und Gesichtsausdruck der abgebildeten Menschen unter die Lupe nehmen. Neben „Wut und Trotz“ entdecken sie „Zufriedenheit und Lebensfreude pur“. Die im Bild festgehaltene Authentizität der DDR-Bürger beschäftigt die Schüler. Delia zum Beispiel ist fasziniert von der Schwarzweiß-Darstellung eines Kindes, dessen Laufstall inmitten seiner auf dem Feld arbeitenden Familie steht. Es wirkt für sie stimmig, weil das Kind so friedlich aussehe. Trotzdem findet sie die abgebildete Geschichte „nur schwer nachvollziehbar für die gut behüteten Menschen aus dem Westen“.

Von ihrem Deutschlehrer Benjamin Würstlein werden die Schüler dazu angehalten, ein Lieblingsbild zu suchen und die mutmaßlichen Empfindungen der abgebildeten Person in einem Gedicht zu Papier zu bringen. Dabei bemerken sie die „Schwere der damaligen Zeit“. Gleichzeitig freuen sie sich zum Beispiel an der tiefen Ausdruckskraft der aufgenommenen Natur, wie in dem Foto einer älteren Dame, die umgeben von Nebel und Raureif neben einem Spinnennetz posiert. Die beiden Schülerinnen, die die Aufnahme von 1984 zum Lieblingsbild erkoren haben, freuen sich daran, „wie hier die Zeit sichtbar wird“. Die 15-jährige Esther kann sich bei der Betrachtung des Porträts „richtig gut vorstellen, dass die Menschen nicht aufgegeben haben“. Vor allem die Ausstrahlung der älteren Frau habe sie fasziniert.