Teamfähigkeit

Teamfähigkeit ist gefragt

Riedlingen / Lesedauer: 4 min

Podiumsdiskussion zur Berufswahl für Abiturienten am Kreisgymnasium Riedlingen
Veröffentlicht:30.01.2019, 15:50

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Einerseits hat es leicht, wer heute jung ist, einen Beruf erlernen oder studieren möchte und vielleicht noch ein Abi in der Tasche hat. Andererseits besteht die Qual der Wahl unter den vielen Möglichkeiten, Karriere zu machen und sich beruflich zu entfalten. Eine Möglichkeit zur Orientierung für Schüler und Eltern gab es am Montagabend im Info-Truck „Discover Industry“ und bei einer Podiumsdiskussion am Kreisgymnasium Riedlingen. Am Dienstagmorgen waren für die Schüler Workshops und Vorträge von 20 Unternehmen geboten.

Mit dem Ziel der Nachwuchsförderung im MINT-Bereich hatte eine Allianz aus Baden-Württemberg-Stiftung, Südwestmetall, der Bundesagentur für Arbeit , sowie der IHK und der Handwerkskammer Ulm geladen. Anja Blüthgen, die Schulleiterin des Gymnasiums, begrüßte die Gäste in der nahezu vollen Aula der Schule. Sie bedankte sich bei den Initiatoren der Veranstaltung, da so den Schülern ein unmittelbarer Einblick in eine zukunftsträchtige Berufswelt ermöglicht werde und Alternativen zum Studium aufgezeigt würden.

Karl Kern von der Agentur für Arbeit in Ulm gab in seinem Impulsvortrag einen Überblick über die Entwicklung von der Industrie 1.0, der ersten industriellen Revolution, an der Fließbänder eingeführt wurden und mehr und mehr Maschinen die Arbeit unterstützten, bis zur heutigen Industrie und Wirtschaft 4.0, in der die zunehmende Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten und Herausforderungen schafft. Wichtig für Berufseinsteiger seien neben Hard-Skills wie guten Zeugnissen, die Beherrschung von Fremdsprachen und IT-Kenntnissen vor allem Soft-Skills wie Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit, Selbstvertrauen, Belastbarkeit, analytisches Denken, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Organisationsfähigkeit, Zeitmanagement, Durchsetzungsvermögen, Problemlösungsfähigkeit und der Umgang mit neuen Medien. Die cyberphysischen Systeme, in denen die Produktion automatisch abläuft, bedürften keiner Menschen mehr, weshalb höhere Qualifikationen und die Bereitschaft zu Fort- und Weiterbildung, sprich lebenslanges Lernen, essenziell sind, so Kern. Die Agentur für Arbeit unterstütze die Berufsanfänger mit Bewerbungstrainings und gebe Hilfe bei der Suche nach geeigneten Stellen.

Karrierefaktor Fleiß

Bei der Podiumsdiskussion gaben Lukas Bade von der Karl-Heinz Häussler GmbH, Michael Diesch von Lock Antriebstechnik, Frank Fuchsloch von Form+Test Seidner, Christian Gaupp von Feinguss Blank und Herbert Fisel von der Kreissparkasse Einblicke in ihren jeweiligen Werdegang und ihren Arbeitsalltag. Der gleich lautende Tenor bei allen Podiumsteilnehmern: Die soziale Kompetenz ist wichtig, ohne Teamfähigkeit funktioniert keine Zusammenarbeit.

Ob Abitur für eine Ausbildung von Vorteil sei, wollte ein Besucher wissen. Bei der Kreissparkasse habe das Vorteile, meinte Herbert Fisel, bei den verarbeitenden Betrieben, so die anderen Podiumsteilnehmer, sei das nicht zwangsweise so. Karriere machen könne man auch, wenn man sich durch Interesse, Engagement und Fleiß hocharbeite, was die Podiumsteilnehmer an ihren eigenen Biografien eindrucksvoll unter Beweis stellten.

Ein duales Studium, wie es viele Betriebe heute anbieten, habe vor allem den Nutzen, dass der Student Begleiter im Betrieb habe, die ihn unterstützen. Außerdem gäbe es noch eine Bezahlung, ein Vorteil, den andere Studierende nicht hätten, so Christian Gaupp von Feinguss Blank. Lukas Bade von der Karl-Heinz Häussler GmbH macht derzeit neben der Arbeit ein Fernstudium bei der SRH-Fernhochschule, ein zwar steiniger Weg, aber eben auch eine Möglichkeit, sich später nach und parallel zu einer beruflichen Tätigkeit weiterzuqualifizieren.

Auch ein freiwilliges soziales Jahr wie Lukas Bade es gemacht hat, könne ein guter Einstieg sein, so Bade, man belege damit auch seine soziale Kompetenz. Frank Fuchsloch von Form+Test Seidner hob den Nutzen eines betrieblichen Praktikums besonders hervor, könne man so doch mal etwas ausprobieren und die Betriebe näher kennenlernen. Die Befragung Bekannter und Verwandter nach ihren Berufen und den Betrieben, in denen sie arbeiten, sei auch probater Weg, sich Informationen zu beschaffen, so Fuchsloch.

Die Frage, ob eher der Traumberuf oder eine gute Bezahlung anzustreben sei, beantworteten alle Podiumsteilnehmer und auch Karl Kern von der Agentur für Arbeit nahezu gleich. Man solle sich in seinem Beruf wohlfühlen und dort eine gute Leistung bringen, dann stelle sich eine gute Bezahlung meist von selbst ein. Ansonsten könne man man immer noch die Arbeitsstelle wechseln. Engagierten Menschen stehen heute alle Türen offen. Häufig habe der erlernte Beruf nur noch wenig damit zu tun, was man einst erlernt hat. Lernbereitschaft, Engagement und soziale Kompetenz sind hier gefragt.

Bewerben für eine Stelle, eine Ausbildung oder ein Praktikum kann man sich bei allen beteiligten Firmen schriftlich, online oder auch persönlich. Manche bieten auch die Möglichkeit einer Betriebsbesichtigung an.

Berufswahl nicht bereut

Ein Besucher wollte von den Firmenvertretern wissen, ob sie mit 18 Jahren schon wussten, was Sie werden wollten, was alle verneinten und es habe sich entwickelt und sei mit den Aufgaben gewachsen, so die Antworten. Ob sie brave Schüler waren, wollte ein Besucher wissen, was zur Freude des Publikums alle verneinten. Auf die Frage, ob sie ihre Berufswahl bereue, kam ebenfalls ein klares Nein.