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Hochwasser

Schwarzach-Überleitung steht in der Kritik

Riedlingen / Lesedauer: 3 min

Hochwasser in Riedlingen: Anwohner beklagt Druckwasser durch Dammabsenkung
Veröffentlicht:10.01.2018, 10:29

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Das Hochwasser ging glimpflich durch Riedlingen durch, der Hochwasserschutz hat gegriffen. Und dennoch: Im Unter- und Oberried liefen etliche Keller voll, Pumpen waren im Dauerbetrieb. Dies sei auf die Absenkung des Donaudammes unterhalb des früheren Fallenstocks zurückzuführen, sagt Martin Schlegel, Anwohner im Oberried – und fordert die Erhöhung der Dämme um Druckwasser zu verhindern.

Für Schlegel ist der Zusammenhang zwischen dem Druckwasser in den Kellern im Unter- und Oberried und der Absenkung der Dämme klar: Weil der Damm im Jahr 2000 auf einer Strecke von rund 160 Metern um etwa 45 Zentimeter bis zu einem Meter reduziert wurde, werden ab einem Wasserstand von rund zwei Metern beim Pegel Hundersingen die Mißmahl’schen Anlagen geflutet, so dass mehr Wasser in der Schwarzach ankommt. Das ist im extremen Hochwasserfall auch gewünscht, um die Wassermassen auf die Donau, den Kanal und die Schwarzach zu verteilen und damit möglichst schadlos durch Riedlingen zu bringen.

Absenkung in der Kritik

Doch bei einem relativ geringen Hochwasser, wie es nun der Fall war, hätte es für die Unter- und Oberried-Anwohner negative Folgen, so Schlegel: Mit dem Pegel der Schwarzach steigt auch das Druckwasser in den Kellern. Dabei wäre dies aus seiner Sicht gar nicht notwendig. Denn das Wasser hätte auch ohne die Überleitung zur Schwarzach über Donau und Kanal durch Riedlingen gebracht werden können. Schadlos, so Schlegel. Die Absenkung des Dammes sei vor den aktuellen Hochwasserschutzplänen erfolgt und sind nicht im Zuge dieser Planungen entstanden.

Helmut Emrich von der Bürgerinitiative Hochwasserschutz weiß um das Thema. Als Anwohner im Unterried würde er das Ansinnen von Schlegel zur Erhöhung des Donaudammes unterstützen, als BI-Vorsitzender hält er sich allerdings zurück. Die jetzigen Hochwasserschutzpläne sind rechtskräftig. Der niedrigere Damm für die Überleitung der Wassermassen zur Schwarzach sei ein davon ein Teil. Dagegen hätten Anlieger damals Einspruch eingelegt, aber der sei abgewiesen worden. Von daher wird er von Seiten der BI die Forderung nicht forcieren, weil er sie nicht für erfolgversprechend hält.

Andreas Stegmaier , Referatsleiter des Landesbetriebs Gewässer, kennt die Thematik. Er attestiert, dass die Absenkung des Dammes bereits 2000 erfolgt ist, vor der Umsetzung der im vergangenen Jahr abgeschlossenen Hochwasserschutzmaßnahmen in Riedlingen. Damals war dies eine schnelle Lösung, um die Schwarzach in den Hochwasserschutz mit einzubeziehen. Eine Erhöhung der Dämme wurde zwar wieder als eine von vielen Möglichkeiten im Rahmen der späteren Variantendebatten diskutiert, aber nicht weiter verfolgt. Die Absenkung wurde beibehalten.

Nur eine Verlagerung

Aber Stegmaier widerspricht auch der Annahme, dass es ohne Überleitung kein Druckwasser mehr geben würde. Denn das Druckwasser in die Keller entsteht auch durch Rückstau im Ober- und Unterried. Und selbst wenn die Wassermengen in der Schwarzach total reduziert werden würden, „bin ich mir nicht sicher, ob das was bringt“, so Stegmaier. „Im Oberried vielleicht noch eher“, so Stegmaier. Das Wasser im Erdreich breitet sich durch die gut leitende Kiesschicht aus, und würde deshalb zu Druckwasser in tiefliegenden Kellern führen. Hier könnte und soll die Binnenentwässerung Verbesserung bringen, die von der Stadt auf den Weg gebracht wird.

Und eine Erhöhung des Dammes könnte auf der anderen Seite zu mehr Wasser im Kanal und damit zu Verschlechterungen im Bereich Tuchplatz oder Mühlinsel führen – dass dort die Keller früher volllaufen. „Im Zweifel verlagere ich nur“, so Stegmaier.