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Streichquartett

Musikalische Tropfen wirken belebend

Riedlingen / Lesedauer: 4 min

Riedlinger Streichquartett gestaltet vielseitiges Benefizkonzert im Refektorium
Veröffentlicht:19.03.2019, 17:35

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Um ein Mozart-Quartett, das an Preußens Geschichte erinnerte, scharte das Riedlinger Streichquartett zwei Werke, die zum Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Für Akteure und Zuhörer eine kleine Zeitreise, die durch die räumliche Nähe im Refektorium auch in ihrer spezifischen Ausdrucksweise gut wahrgenommen werden konnte.

Theodor Fürchtegott Kirchner aus Neukirchen bei Chemnitz gehört nicht zu den bekanntesten Komponisten seiner Zeit. Um 1880, also etwa in der Mitte seines Lebens, schreibt er köstlich anmutende Miniaturen, die er „Tropfen“ nennt und ihnen den Untertitel „Ganz kleine Stücke für Streichquartett“ beigibt. Als Lehrer am Leipziger Konservatorium sind ihm Schumann und Mendelssohn bekannt und scheinen auf seine Werke auch Einfluss genommen zu haben. Mit den vorgestellten „Tropfen“ verbindet man die Erwartung auf zartes Musizieren, das dem Allgemeinbefinden und damit auch der Seele gut tut. Bereits beim einleitenden Andante espressivo spürte man in aller Kürze, dass sich die vier Interpreten mit dem Innenleben dieser Kostbarkeiten eingehend befasst haben. Zarte Partien mit kleinen Soli für Ernst-Martin Kiefer an der ersten Violine wechselten mit nur leicht voluminösem Tutti. Auch das Poco lento atmete diesen Geist. In das stets einfühlsame Musizieren waren kleine Solopassagen von Uli Etter an der zweiten Violine nahtlos mit eingebunden. Ob beim Andante oder empfindsam verstärkt beim Andante cantabile, über der satten Basis von Claudia Ott (Viola) und Marion Kiefer am Cello konnten sich die beiden Violinen an den melodischen Vorgaben freuen.

Zum Erstaunen wählte der Komponist beim Allegro nicht eine flotte Gangart, sondern leicht rhythmische Strukturen. Delikate Einzelbausteine verbanden sich umgehend zum gewohnten Tutti. Das nachfolgende Andante als weiterer Tropfen bot einen kleinen Wettstreit mit leicht energischen Passagen und liebevollen Ausblicken zu einem geradezu spritzigen Poco vivace. Hier waren auch Viola und Cello in ihrer Beweglichkeit gefragt, um sich jedoch einem großen Bogen gleich in heiterer Melodik mit den Violinen zu vereinen.

Auch wenn man vermuten könnte, im Blick auf König Friedrich Wilhelm II. von Preußen könnte das „1. Preußische Quartett“ Mozarts einen eher ernsthaften Charakter besitzen, so spürte man bereits bei den ersten Takten des einleitenden Allegretto die sprichwörtliche Heiterkeit des Komponisten. Vor allem Ernst-Martin Kiefer durfte seine Violine in herrlich beschwingten Phasen jubilieren lassen. In Uli Etter hatte er einen Ruhe ausstrahlenden Partner zur Seite, mit dem auf Mozarts Anweisung nur selten eine musikalisch ebenbürtige Konversation möglich war. Wenn sich Claudia Ott mit ihrer Viola ins Geschehen einmischen durfte, gab sie ihr Motiv bald an das Cello weiter, mit dem Marion Kiefer für den sonoren Grund des Quartetts sorgte. Das Andante bestach durch harmonisch abgerundete Musizierweise der vier Solisten. Immer wieder tauchte ein Thema bei Viola und Cello auf, das durch die Wärme der Instrumente an Bedeutung gewann. Je mehr dem Cello tragende Sequenzen zugedacht wurden, zeigte sich auch Ott an der Viola als ebenbürtige Partnerin. Heiter beschwingt in tänzerischer Grundstimmung das fröhlich dahingleitende Menuetto. Trotz einer Fülle souverän gestalteter Passagen für Cello schlug das zweite Allegretto durch die überzeugende Interpretation den Bogen zum Eingangssatz als Beispiel stets hörenswerten Musizierens voll Schwung und Eleganz.

Filigranes Kunstwerk

Hinter Dvoraks Quartett Es-Dur, das „Slawische“ genannt, verbirgt sich eine Menge „vieler schöner Sachen“, wie Marion Kiefer als Moderatorin betonte. Aufsteigende Themen aus der Volksmusikszene wurden mit einer Vielzahl hüpfender Umrankungen versehen, ohne die slawische Herkunft zu vernachlässigen. Die Dumka, ein im Grunde lyrisches Lied ukrainischer Herkunft, kleidet Dvorak in ein behutsames Andante con moto. Im Zwiegespräch zwischen der ersten Violine und der Viola entwickelten sich interessante Strukturen. Unter der gleichen Interpretationsbezeichnung erscheint die Romanze als transparentes, filigranes Kunstwerk als einem der schönsten langsamen Sätze aus der Feder Dvoraks. In der empfindsamen Wiedergabe des Riedlinger Streichquartetts ein echter Hörgenuss. Mit dem Finale im Tempo eines Allegro assai verhalf Dvorak den vier Instrumentalisten zu einer freudig pulsierenden Abrundung ihres Konzerts, was durch herzlichen Beifall belohnt wurde. Mit melodischen Walzerklängen bedankten sich die vier Akteure für die Anerkennung ihrer Musizierkunst. Die eingegangenen Spenden kommen der Conrad Graf-Musikschule zugute.