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Wochenmarkt

Musik des Theatersommers unterstreicht Emotionen

Riedlingen / Lesedauer: 3 min

Viele engagierte Musiker bereichern den Riedlinger Theatersommer
Veröffentlicht:21.07.2016, 17:36

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Wenn Armin Bauschatz in der Schlussszene des Riedlinger Theatersommers mit seinem Fahrrad auf den Wochenmarkt fährt, begleitet ihn die „Moldau“ von Smetana, gespielt auf einer einzigen Klarinette. Es ist mucksmäuschenstill auf dem Wochenmarkt. 350 Besucher scheinen den Atem anzuhalten, wenn der Donauschwabe Johann Trautmann in Riedlingen eine Heimat sucht. Das ist eine der vielen Szenen, die das Publikum anrührt und Gänsehaut verursacht. Nicht nur die Schauspieler geben beim Riedlinger Theatersommer alles. Auch die Musiker haben großen Anteil am Erfolg.

Die Musik beim Theatersommer ist so vielfältig, wie die Riedlinger Stadtgeschichte. Die Stile reichen von der Moderne, über die Romantik, afghanischen Klängen bis zum Heckerlied der Badischen Revolution von 1848/49. Die unterschiedlichsten Musiker der Stadt haben sich zusammengefunden. „Wir sind ein homogener Haufen geworden“, sagt Stadtmusikdirektor Michael Reiter . Dass hinter der Musik jede Menge Arbeit steckt und so manche schlaflose Nacht, kann Reiter nur bestätigen.

Welche Lieder gespielt werden sollen, war vom Autor Peter Renz vorgegeben. Gemeinsam mit den Regisseuren Carola Schwelien und Peter Höfermayer überlegte Reiter, was sich davon umsetzen lasse. Ein erstes Treffen hat es im Februar gegeben. An Fronleichnam, beim zweiten Treffen, wurde die Geschichte konkreter. Es folgten weitere Beratungen. Reiter schrieb die Noten für die Stücke. Es wurde öfters umgeplant und Ideen auch wieder verworfen. „Da wurde auch mal ordentlich diskutiert“, erinnert sich der Musikdirektor, der den beiden Regisseuren großes Musikwissen bescheinigt.

Zu den ersten Proben ging Reiter noch ohne Orchester. Allein mit seiner Trompete begleitete er die Schauspieler, damit diese wussten, „wann kommt Musik, wann habe ich wieder Einsatz“. Die Musik müsse ganz genau passen, sagt Reiter. „Manchmal war das ein Feilschen um Sekunden.“

Neben dem Notenschreiben musste Reiter auch einen Ablaufplan erstellen. Und dann kam das Orchester dazu. Fünf Köpfe der Familie Reiter, Musiker aus der Stadtkapelle und vom Daugendorfer Musikverein bilden das Orchester. Und sie musizieren nicht nur, sie schauspielern auch. In der Revolutionsszene gibt es kein Halten mehr. Der ursprüngliche Plan war, das Orchester solle am Rand stehen, erklärt Reiter. Das habe sich dann in den Proben anders entwickelt. „Jetzt sind wir mitten drin im Geschehen.“

Reiter hat in das Projekt viele Stunden investiert. Sein eigentlicher Broterwerb musste in den vergangenen Wochen hinten anstehen. Das sei dann auch mit einem finanziellen Verlust verbunden gewesen, sagt er. Denn Reiters Arbeitszeit liegt nun mal als Musiker eher in den Abendstunden. Eines seiner Orchester habe er deshalb schon vor ein paar Wochen in die Sommerpause geschickt.

Noch drei Aufführungen liegen vor den Musikern. Neben Reiters Orchester sind weitere Musiker engagiert dabei. Zu Beginn stimmen vor den Riedlinger Stadtmauern Gisela O’Grady-Pfeiffer mit ihrer singenden Säge und Bernd Geisler mit seiner Gitarre das Publikum auf das Schauspiel ein. Ulrich Hirsch spielt auf seiner Laute das Revolutionslied, Flüchtlinge machen afghanische Musik und die fremdartigen Klänge vereinen sich mit den Blasmusikinstrumenten des Orchesters. Auf der Kirchenorgel erklingt „Großer Gott wir loben dich“. Und wenn Eva Maria Berger mit zarter Stimme die Nationalhymne anstimmt, ist das auch einer dieser Momente, der das Publikum anrührt.