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Lichtspielhaus

Multitalent Vesely berührte das Publikum

Riedlingen / Lesedauer: 2 min

Exil-Chilene war während der Militärdiktatur im Gefängnis – Breites Spektrum
Veröffentlicht:20.05.2019, 16:45

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Der Liedermacher Sergio Vesely gastierte im Lichtspielhaus Riedlingen . Auf Initiative von Christa Zöllner-Haberbosch, die bemüht ist eine Amnesty International Ortsgruppe in Riedlingen zu formieren oder auch neu aufleben zu lassen, kam der chilenische Cantador und 1976 ins Exil Verbannte auf die Riedlinger Bühne. Vesely lebt inzwischen in Deutschland.

Die überschaubare Zuhörerschaft konnte in seine beklemmende Vergangenheit als politischer Verfolgter und Gefangener, aber auch in seine deutsche Gegenwart eintauchen. Zwischen Gesang und Gitarrenklängen packte er traurige und heitere Erinnerungen und Anekdoten. Er berührte damit die Zuhörer, sie forderten mehrere Zugaben.

Die meisten seiner Lieder sang er in seiner Muttersprache Spanisch. Einige aber auch in deutscher Sprache, die er perfekt beherrscht. In einer düsteren Phase seines Lebens, als er sich in die Politik seines Landes einmischte, kam er unter der gewaltsamen Militärdiktatur ins Gefängnis und in mehrere Konzentrationslager. In dieser Zeit habe er seine ersten Lieder verfasst. „Wir werden sehen, ob wir die Welt auf den Kopf stellen können, bevor ich bis drei zähle“ , ein auf Deutsch übersetzter Refrain. Er übersetzte die wichtigsten Inhalte „Damit ihr auch versteht, was ich singe“.

Singen gab Kraft

Der sympathische Künstler erzählte viel aus seinem Leben. Wie er mit zwei weiteren Gefangenen in einem sargähnlichen Raum ohne Licht eingepfercht stehend ausharren musste. Aber auch von einer unerfüllten, platonischen Liebe während der Gefängniszeit. „Es gibt dort auch beflügelnde Momente.“ Das Singen habe ihm Kraft gegeben, es gelang sogar, wenn auch selten, die Aufseher zu besänftigen.

Dass er eine Stilrichtung für sich ist und nicht so einfach in die Schublade des lateinamerikanischen Exilkünstlers und Liedermachers gesteckt werden kann, bewies das Multitalent Vesely an diesem Abend. Er gab auch Kostproben seiner Zusammenarbeit mit Urs Fiechtner, ihrer Konzertlesungen, die Literatur und Musik vereinen. Ob eine Cueca – ein chilenischer Tanz –, ein Tango, ein von ihm geschriebenes Kinderlied oder ein vertontes Gedicht von Joseph von Eichendorff, Vesely bot dem Publikum viele Facetten seines künstlerischen Schaffens an diesem Abend im Lichtspielhaus.