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Seidenstraße

Mit Bus und Bahn auf der Seidenstraße

Riedlingen / Lesedauer: 5 min

Rund zweieinhalb Monate war der Riedlinger Roland Uhl unterwegs – ein Jugendtraum hat sich erfüllt
Veröffentlicht:11.09.2017, 17:32

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Es war ein Jugendtraum. Mit 12 oder 13 Jahren hat Roland Uhl zwei Bücher über die Seidenstraße gelesen. Damals hat er sich vorgenommen, diese eines Tages zu bereisen. Über 50 Jahre später war es soweit: Ende Juni ist der Riedlinger aufgebrochen. Nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln reiste er von China über Kirgisien, Usbekistan und Iran bis in die Türkei. Mit seiner Ankunft in Europa am Montag hat die Abenteuerreise ihr Ende gefunden. Und sein Fazit: „Es war so wie ich es mir immer vorgestellt habe.“ Nur vom Iran war er deutlich beeindruckter, als er es sich hätte vorstellen können.

Es war eine Reise über mehrere Tausend Kilometer und über mehrere Länder. Es war eine wirkliche Abenteuerreise, denn in vielen Ländern und Landstrichen sprachen die Menschen kein Englisch, und Uhl nicht die Landessprache. Gerade in China galt es sich mit Händen und Füßen zu verständigen und seine Informationen einzuholen. „Mit den Leuten zu reden war nicht drin“, sagt er. Zwar hatte er etwa ein chinesisches Wörterbuch, aber das half nur begrenzt weiter. Doch der Lehrer wusste sich soweit zu verständigen, dass er stets weiterkam und seiner Reiseroute von Ost nach West folgen konnte. Und dass er kyrillische Schriftzeichen lesen kann, half ihm in Teilen der Reiseroute weiter.

„Angefangen hat alles mit zwei dicken Schmökern, die ich von meinen Eltern (vermutlich zu Weihnachten ) geschenkt bekam. Fritz Mühlenberg hat sie geschrieben, ein ehemaliger Weggefährte Sven Hedins. ,Großer Tiger und Kompass-Berg’, so der Titel des ersten Buches, und ,Null Uhr fünf in Urumtschi’ der Titel des zweiten Bandes“, so Uhl im Reiseblog zu seiner Tour. Und er schreibt weiter: „Tolle Landschaftsbeschreibungen haben mich bereits damals fasziniert, Wüste, Oasen, Karawansereien und: da muss ich mal hin. Und jetzt setze ich dies um.“

Am 27. Juni hat der 65-Jährige sein Bündel geschnürt, den Flieger genommen ab ins Ferne China. Die Hauptstadt Peking war Ausgangspunkt der Tour auf den Spuren von Marco Polo. Die große Mauer hat er besichtigt, aber auch das neue Olympiastadion. Das hat ihn schwer beeindruckt. Aber auch den Platz des himmlischen Friedens, au dem die 1989 ein Volksaufstand blutig niedergeschlagen wurde, hat er besucht.

Uhl ist voller Bilder und Eindrücke seiner zweieinhalb Monate durch Asien. Mit Bussen ist er gefahren, mit Regionalzügen genauso wie mit schnellen modernen Zügen. Mit Taxifahrern hat er um das Geld gefeilscht. In Großstädten und in ländlichen Regionen war er unterwegs und hat viele Sehenswürdigkeiten, wunderschöne Moscheen, Ruinenstädte und auch eine echte Seidenfabrik besucht. Geschichte und Gegenwart zum Anfassen. Aber auch von Krankheiten blieb er nicht verschont. Eine herftige Magen-Verstimmung ereilte ihn, so dass er seine Reise unterbrechen musste.

Bei aller guter Planung im Vorfeld – Spontanität und Flexibilität war immer angesagt. Vor Ort mussten Routen geändert und neue Verkehrsmittel gesucht werden. Flexibilität war auch bei der Reiseroute notwendig. Die führte über China nach Nepal an den Fuß des Mount Everest, weiter nach Kirgisien und Usbekistan, den Iran, Aserbaidschan und die Türkei. Eine Reise auf der eigentlichen Hauptroute nach Aleppo und Damaskus war aufgrund der gefährlichen Situation in Syrien nicht möglich. Aber auch für Turkmenistan erhielt Uhl kein Visum. „Die wollen einfach keine Individualreisenden in dem Land“. Für 500 Dollar am Tag hätte er einreisen dürfen – aber das war es ihm nun doch nicht wert.

Vom Iran beeindruckt

Völlig unkompliziert hat hingegen seine Einreise in den Iran geklappt. Ein Visum hat er vor Ort erhalten. Und Uhl ist völlig begeistert, wenn er von diesem Land spricht, das hierzulande nicht gerade den besten Ruf hat. „Iran hat mich auf meiner Reise am meisten beeindruckt“, erzählt Uhl. Die Menschen seien offen und freundlich gewesen. Die Eindrücke, die man von außen erhält, passen nicht zu den Erfahrungen, die er hier gemacht hat. Die Menschen wissen was sie wollen, sagt er. Viele sprechen Englisch, weil Bildung ihre Chance ist. „Diese Gesellschaft wird sich öffnen“, ist sich der Riedlinger sicher. Aber auch die Bauwerke, die Schönheit der Stadt Isfahan oder das Felsendorf Kandovan haben ihn schwer beeindruckt.

Wiedersehen mit Studienfreund

In der Türkei gab es für Uhl noch ein besonderes Wiedersehen. In Adana hat er einen Studienkollegen der Pädagogischen Hochschule in Weingarten wiedergetroffen. Vor elf Jahren habe er diesen zum letzten Mal gesehen. Nun, da er so nah an dessen Wohnort vorbeikam, war ein Abstecher bei seinem Studienfreund selbstverständlich. Dort habe er auch „echte türkische Gastfreundschaft“ erlebt.

Nun ist seine Reise auf der Seidenstraße beendet. Nach zweieinhalb Monaten allein von Ost nach West ist er am Montag in Griechenland angekommen, wo er noch bis zum 21. September verweilen will. Dass er diese etwas andere Reise unternommen hat, bereut der Riedlinger Gemeinderat keineswegs: „Damit habe ich mir meinen Jugendtraum erfüllt“, sagt er. „Das hat alles so gepasst; so habe ich mir das vorgestellt.

Und doch freut er sich nun auch wieder auf das Leben im Oberschwäbischen. Denn eines hat er auf der Reise vermisst: Gute Gespräche mit Freunden. „Das geht einem schon ab. Gute Gespräche sind goldwert.“

Auf der Internetseite www.seidenstrassemitbusundbahn.eu hat Roland Uhl seine Eindrücke in einem Blog gesammelt.