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Kochtöpfe aus Riedlingen bleiben gefragt

Riedlingen / Lesedauer: 4 min

Rund ein Jahr nach der Umstrukturierung: Die Produktion boomt, aber teilweise sind ehemalige Mitarbeiter noch immer ohne Job
Veröffentlicht:26.04.2016, 18:40

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Es brummt derzeit bei Silit. Die Silargan-Kochtöpfe des Riedlinger Unternehmens sind weltweit gefragt. Dementsprechend wird die Anzahl an Mitarbeitern in der Produktion am Standort Riedlingen erhöht. Derzeit sind 230 Mitarbeiter bei Silit beschäftigt. Dies ist die positive Seite rund ein Jahr nach der Umstrukturierung des Riedlinger Unternehmens, das in den WMF-Konzern in Geislingen integriert wurde. Doch noch immer sind ehemalige Silit-Mitarbeiter, die durch die Umstrukturierung ihren Job verloren haben, ohne Arbeitsstelle – wenn auch wenige.

Ende 2014 fiel die Entscheidung, dass das traditionsreiche Riedlinger Unternehmen seine Selbstständigkeit verliert und die Verwaltung größtenteils sowie die Logistik komplett von Riedlingen weg verlagert werden. Die Logistikmitarbeiter wurden in der Produktion weiterbeschäftigt. Einige Verwaltungsmitarbeiter haben ein Arbeitsplatzangebot in der Zentrale angenommen, andere gingen in Altersteilzeit. Rund 40 Jobs sind tatsächlich gestrichen worden. Für zwölf Monate wurden betroffene Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft übernommen, wo sie Entlohnung und auch Weiterbildungsangebote erhielten. Doch dieses Jahr läuft im Juni aus. Nach Aussagen des Betriebsratsvorsitzenden Giuseppe Parisi haben immer noch vier oder fünf Mitarbeiter keine neue Anstellung.

Auch wenn der ganz große Kahlschlag bei Silit durch Verhandlungen vermieden werden konnte, Parisi kann den Umstrukturierungsprozess noch immer nicht gut heißen: „Ich bin seit 31 Jahren bei Silit. Ich kann es nicht positiv finden, dass Silit seine Eigenständigkeit verloren hat.“ Zumal das Unternehmen auch die Jahre zuvor immer positive Zahlen geschrieben hat. Aus seiner Sicht ist durch den Wegfall der Logistik in Riedlingen auch die Auftragsabwicklung nicht mehr so reibungslos und schnell wie vorher.

Aber: Das Geschäft und die Produktion boomen. „Die Auftragslage ist sehr gut“, sagt Parisi. Vor allem auf dem asiatischen und dort nun auch auf dem chinesischen Markt sind die Silargan-Produkte aus Riedlingen heiß begehrt. Vor allem die bunten Töpfe haben es den Kunden im asiatischen Raum angetan. Damit habe Silit weitgehend eine Alleinstellung. Denn das ist mit Edelstahltöpfen nicht zu erreichen. Der Auftragsboom führt auch zu einem Aufbau der Mitarbeiter in der Produktion. Und das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht, glaubt Parisi. „Die Prognosen sind eigentlich positiv, dass der Auftragseingang noch besser wird.“

Eine weitere Zusage aus den Verhandlungen der Umstrukturierung ist ebenfalls umgesetzt: Um den Produktionsstandort zu stärken, sollte eine Stelle zur Silargan-Forschung in Riedlingen eingerichtet werden, was inzwischen geschehen ist. Der Stelleninhaber kommt aus der Glasforschung, brauche noch Zeit. Aber: „Ich sehe das sehr positiv, wir bleiben nicht stehen“, so Parisi.

WMF-Verkauf sorgt für Unruhe

Für eine gewisse Unruhe sorgen wiederum Nachrichten, dass WMF vom Finanzinvestor KKR verkauft werden soll. Sogar von einem Vollzug war schon geredet worden. Doch dem sei nicht so, meint Parisi. Er weiß wovon er spricht. Denn Parisi ist seit Mai nicht nur Nachfolger von Anton Lehmann als Betriebsratsvorsitzender von Silit, sondern er wurde auch zum stellvertretenden Konzernbetriebsratsvorsitzenden gewählt. Im Konzern sind alle Töchter von WMF zusammengefasst und dort sind 4500 Mitarbeiter beschäftigt.

Chinese im Gespräch

Parisi bleibt sehr gelassen, wenn es um den möglichen Verkauf von WMF geht. Da wurde vieles schon kolportiert und falsch kolportiert. So seien ehemalige Übernahme-Favoriten inzwischen längst wieder aus dem Rennen. Derzeit wird darüber spekuliert, ob ein chinesisches Unternehmen WMF übernimmt. Selbst wenn – Parisi hat keine Sorge, dass dies ein Nachteil für Silit und den Standort Riedlingen wäre. Denn die Chinesen lieben „Made in Germany“. Von daher hält er die Bedenken für unbegründet, dass ein neuer Eigentümer das Wissen aus Riedlingen absaugt und dann die Töpfe in China produzieren lässt. Dann könnte er die Produkte auch nicht mehr so teuer verkaufen.

Parisi könnte dem Einstieg eines asiatischen Unternehmens sogar etwas Positives abgewinnen: Er weiß über seine Betriebsratsverbindungen von einem anderen Mittelständler, der übernommen wurde, dass dort zunächst Millionen investiert wurden. „Für Silit kann es nur aufwärts gehen“, glaubt er.