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Kinderbetreuung in Riedlingen: Mehr Personal und mittelfristig zwei zentrale Neubauten

Riedlingen / Lesedauer: 5 min

Konzeption zur Kinderbetreuung in den städtischen Einrichtungen – Mehr Qualität und mehr Angebote sind Ziel
Veröffentlicht:07.08.2018, 18:45

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Es ist einiges im Fluss in der Kindergartenlandschaft in Riedlingen. Mehr Personal (4,5 Stellen) sowie bauliche Veränderungen sind in einem neuen Konzept vorgesehen. Mittelfristig empfiehlt die Stadtverwaltung die Aufgabe der Kindergärten Grüningen, Daugendorf und Zwiefaltendorf sowie des „Storchennests“. Dagegen sollen zwei Kindertagesstätten neu gebaut werden. Hintergrund der Pläne: geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen und geänderte Wünsche der Elternschaft.

Viele Zahlen, viele Informationen haben Hauptamtsleiter Christian Simon , die Gesamtleiterin der städtischen Kindergärten Susanne Hagmann und Wolfgang Weiß vom Stadtbauamt bei der Bedarfsplanung zusammengetragen. Auf knapp 50 Seiten Konzeption und Bedarfsplanung sowie 40 Seiten Präsentation haben sie die aktuellen Daten und die aus ihrer Sicht notwendigen organisatorischen Veränderungen zusammengefasst. Und derer gibt es einige. Das sei notwendig um ein „qualitativ hochwertiges Angebot an die Kinder zu bringen“, so Bürgermeister Marcus Schafft.

Derzeit verfügt die Stadt über ein breitgefächtertes Angebot und ausgelastete Einrichtungen. Inklusive der kirchlichen Kindergärten werden 473 Plätze (inklusive Krippe) angeboten bei 420 Kindern. Doch Simon macht für die neue Ausrichtung in der Kinderbetreuung mehrere Entwicklungen verantwortlich. So hat Riedlingen einen Bevölkerungszuwachs erlebt, der sich auch beim Bedarf der Kinderbetreuung niederschlägt. Dazu hätten sich rechtliche Vorgaben in der Kinderbetreuung geändert und auch die Erwartungshaltung der Eltern. Gerade der Wunsch nach Ganztagesplätzen nimmt aufgrund der Berufstätigkeit vieler Eltern zu. Die Stadt denkt deshalb auch über einheitliche Gesamtöffnungszeiten in allen städtischen Einrichtungen nach: Regelplatz – 7.30 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr; Ganztagesplatz: 7 bis 17 Uhr.

Folgende Veränderungen sind geplant:

Neue Stellen: Das Personal in den städtischen Kindergärten soll erneut aufgestockt werden und zwar um rund 4,5 Stellen. In der Vergangenheit sei man unterbesetzt gewesen, die Kolleginnen seien am Maximum gelaufen, so Simon. Eine Aufstockung ist vor allem im Kindergarten „Regenbogen“ auf der Klinge und in Neufra notwendig, um den geplanten Bedarfserweiterungen Rechnung zu tragen. Auch eine Stelle als Krankheitsvertretung ist künftig vorgesehen. Zudem soll eine Umverteilung stattfinden: Künftig sollen in den eingruppigen Kindergärten der Teilorte zwei Fachkräfte arbeiten. Bislang waren dort eine Fachkraft und eine Anerkennungspraktikantin tätig. Diese werden künftig in Riedlingen eingesetzt. Das Ganze hat seinen Preis: jährliche Mehrkosten von rund 240 000 Euro. Trotz einzelner kritischer Stimmen aus dem Gemeinderat wurde dies mehrheitlich gut geheißen. Bereits im Januar hatte der Rat knapp vier neuen Stellen zugestimmt, so dass sich die jährlichen Mehrkosten damit auf rund 400 000 Euro belaufen. Zugleich werden die Gebührensatzungen angepasst.

U 3-Betreuung: Die Stadt arbeitet derzeit an einem übergreifenden Konzept für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren. Der Bedarf an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige wird steigen und dem soll auch durch Erhöhung der Platzzahlen Rechnung getragen werden. Allerdings soll die Betreuung an weniger Stellen konzentriert werden. Jedem solle ein Platz angeboten werden, aber nicht unbedingt in der Wunscheinrichtung, so Simon. So ist in Zwiefaltendorf und in Grüningen künftig eine Aufnahme von zweijährigen „aufgrund der baulichen Voraussetzungen nicht mehr möglich“, wie es in der Konzeption heißt. In anderen Kindergärten sind bauliche Veränderungen notwendig, um dies zu ermöglichen oder zu erhalten (Schallschutz, Sicherungsmaßnahmen, Ruheräume). Für diese Veränderungen müssen insgesamt 760 000 Euro investiert werden, davon sind 490 000 Euro im Haushalt 2018 bereits eingestellt. Kritisch werden in der Konzeption die „altersgemischten Gruppen“ (U 3 und Ü3-Kinder gemeinsam) bewertet. Da dies besondere pädagogische und konzeptionelle Anforderungen an den Kindergarten stelle und weil es auch die Gesamtplatzzahl in den Gruppen durch die rechtlichen Vorgaben reduziert.

Umstellung auf teiloffenes Konzept: In den städtischen Kindergärten soll wieder auf das teiloffene Konzept umgestellt werden; das heißt unter anderem, dass es wieder Gruppenstrukturen geben soll. Es sei gut für die Kinder wenn sie dadurch wieder feste Bezugsperson bei den Erzieherinnen erhalten.

Verlässliche Grundschule: Um diese sicherzustellen wurden bisher Grundschulkinder vor oder nach dem Unterricht im Kindergarten „Stochennest“ betreut. Das sei nicht mehr adäquat, so die Verwaltung. Dies soll künftig direkt an der Grundschule erfolgen über eine 450 Euro-Kraft, so die Planung.

Schließung von Kindergärten und Neubau: Mittelfristig (fünf Jahre) empfiehlt die Verwaltung drei Kindergärten zu schließen – die Häuser Storchennest (an der Gammertinger Straße), Grüningen, Daugendorf und Zwiefaltendorf. Stattdessen soll eine Kindertagesstätte mit einer 2/3-Felder-Turnhalle am Standort des jetzigen Schwimmbads gebaut werden. Dazu müssten auch die jetzige Turnhalle und das alte Schwimmbad weichen. Dieser neue Kindergarten soll die Kinder aus Grüningen und des Storchennests aufnehmen. Ein weiterer Neubau wird für Zwiefaltendorf vorgeschlagen für die Kinder aus Zell-Bechingen, Zwiefaltendorf und Daugendorf. Langfristig (5 bis 20 Jahre) sollen auch – in Abhängigkeit der Kinderzahlen – die Häuser in Pflummern und de Eichenau geschlossen werden. Hintergrund sind die gestiegenen rechtlichen Vorgaben, der bauliche Zustand sowie die energetischen Komponenten. Zudem verweist die Verwaltung auch darauf, dass eingruppige Kindergärten teurer sind und die Planung „hinsichtlich zukünftiger Belegungszahlen prekär“. Allerdings heißt es in der Vorlage auch: Die Einrichtungen „unterstützen jedoch den Eigenständigkeitsgedanken der Ortsteile“. Dies wird auch von Gemeinderäten der Teilorte betont. Bürgermeister Schafft hingegen betonte, dass sich qualitative Anforderungen ändern, etwa bei der Sprachförderung. „Ein kleines Haus stößt an Grenzen in der Tiefe des Programms“, so Schafft.