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Riedlingen

„Ich bin kein Mann und kein Macho“

Riedlingen / Lesedauer: 3 min

Sarah Straub interpretiert deutsche Liedermacher – Premiere von „Alles das und mehr“
Veröffentlicht:26.05.2019, 18:01

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Sarah Straub, erfolgreiche Songwriterin, singt und textet seit kurzem auf Deutsch. Für ihr neues Programm hat sie sich Lieder von erfolgreichen deutschen Liedermachern vorgenommen und diese für sich arrangiert. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit Konstantin Wecker , der ihr „seine Lieder anvertraut hat“ und eine neue CD, die im September erscheinen wird, ist gerade in Arbeit. „Alles das und mehr“ heißt das neue Programm, mit dem sie sich zum ersten Mal im Riedlinger Lichtspielhaus auf der Bühne gezeigt hat.

Begeistert war sie von der Atmosphäre des Hauses: „Es ist wunderschön hier und dieser Veranstaltungsort muss erhalten bleiben“, schwärmt sie. Und dieses Konzert passte zum Lichtspielhaus: Sarah Straub erreichte die Zuschauer mit ihren Liedern und ihren Plaudereien zu den Liedern, den Liedermachern und zu ihrer Person. Ihre anfängliche Nervosität gab die auftrittserfahrene Künstlerin unumwunden zu. Apäter kokettierte sie sogar mit kleinen Unsicherheiten – und das macht sie dem Publikum sympathisch. Sie kann auch über sich selbst lachen, etwa, dass sie das Wort „unfassbar“ in (gefühlt) jedem 3. Satz verwendet. Ihre Offenheit wirkt authentisch, ihre Ausstrahlung ist liebenswert, sie lächelt und redet viel, manchmal ein bisschen zu schnell.

Ihr erklärter „Lieblingsliedermacher“ ist zweifelsohne Konstantin Wecker. Sie erzählte gerne und ausgiebig von Begegnungen mit ihm. Jedoch erfahren seine Lieder bei ihr eine andere Ausprägung, denn sie sagte ganz treffend: „Ich bin kein Mann und kein Macho!“ So hörten die Besucher Lieder wie „Ich singe, weil ich ein Lied habe“, „Niemand kann die Liebe binden“, „Empört euch“ und das traurige „Alles das und mehr“ (Titel ihres Programms).

Zudem gab es eine Hommage an Hannes Wader mit „Heute hier, morgen dort“, das sich mit einer Frauenstimme und Pianobegleitung anders, aber sehr schön anhört.

Reinhard Mays „Gassenhauer“ „Über den Wolken“, der inzwischen sogar in Bierzelten gespielt wird, erzielt bei ihr höchste Bewunderung. Denn das Wort „Luftaufsichtsbaracke“ in einem Text zu verwenden und gar einen Reim darauf zu finden, sei schon großartig.

Erst vor kurzem hat sie den ehemaligen DDR-Liedermacher und „singenden Baggerfahrer“ Gerhard Gundermann entdeckt, dessen Lied „Vater“ sie ins Programm aufnahm. Rio Reiser („Junimond“) wird von ihr auch in die Reihe großer Liedermacher eingeordnet.

Ebenfalls ins Programm wurde Herbert Grönemeyer mit seinem traurigen Liebeslied „Flugzeuge im Bauch“ aufgenommen. Wie BAP und Niedecken auf hochdeutsch klingt, konnten die Zuhörer ebenfalls erfahren. Sarah Straub interpretierte „Jraaduss – Geradeaus“. Und bei Marius Müller-Westernhagens „Freiheit“ animierte sie das Publikum im Kino mitzusingen – was dieses erst zaghaft, doch dann lautstärker auch tat.

Mit zwei Eigenkompositionen zeigte Sarah Straub, dass sie sich zurecht Songwriterin und Komponistin nennt: „Lego“ handelt von Fehlern, die Eltern machen und mit „Vergiss nicht zu lächeln“ beschreibt sie die Wichtigkeit, in einer analogen Welt sich selbst treu zu bleiben.

Langanhaltender Applaus nach über zwei Stunden und 18 Liedern zeigte, dass das Publikum sie mochte. Ihre Projekt , deutsche Liedermacher-Lieder zu interpretieren – auch solche, die schon teilweise in Vergessenheit geraten sind – ist geglückt. Mit einer schönen und passenden Zugabe von Reinhard May verabschiedete sich die sympathische Künstlerin: „Gute Nacht, Freunde.“