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Fernsehteam

Fernsehteam enttarnt „Alarm“-Vogel

Riedlingen / Lesedauer: 3 min

Eine Zwergohreule ist’s, welche die Polizei auf den Plan rief
Veröffentlicht:11.06.2017, 18:20

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Er ist enttarnt, der Vogel mit dem peilsenderartigen Ruf, einem einsilbigen, etwas nasalen „Djü“. Eine Zwergohreule ist’s, welche seit Tagen die Friedhof-Anwohner in Riedlingen in Alarm-Stimmung versetzt und sogar schon die Polizei auf den Plan rief. Donnerstagabend war’s, als sich ein Fernsehteam auf die Lauer legte und sich dazu fachlichen Rat des Vogelkundlers Hansjörg Eder und Petra Hahn vom Nabu holte.

Weil man des Vogels Ruf erst um Mitternacht erwartete, gingen Redakteur, Toningenieur und Kameramann noch im „Rosengarten“ speisen. Des schönen Sommerabends wegen glücklicherweise auf der Terrasse.

Aufhorchen dann gegen 23 Uhr. Unüberhörbar war der Ruf. Petra Hahn konnte ihn sofort identifizieren, war ihr die Zwergohreule doch schon häufig im Urlaub in Südfrankreich am Mittelmeer begegnet. Schnell packten die Fernsehleute ihr Equipment ein. Doch nicht nur sie begaben sich in Richtung Friedhof. Auch Anwohner, welche die Nächte davor aufgeschreckt worden waren, schauten im hellen Mondschein, was sich vor dem schmiedeeisernen Tor am Kapuzinerweg tat.

Hansjörg Eder ahmte den Ruf der Zwergohreule nach und immer näher kam die im immer gleichen Takt abgegebene Antwort und wurde lauter und lauter. Hoch oben in einem der Bergahornbäume vermutete die kleine Schar den Vogel, doch trotz Wärmebildkamera konnte er nicht ausgemacht werden, schließlich ist er kaum so groß wie eine Amsel. Nur sein Rufen war zu hören, unablässig, schließlich glaubte er ein Liebchen in der Nähe. Petra Hahn zeigte sich von der Tonlage in einem reinen „d“ beeindruckt, das der Vogel auch noch nach einer Stunde nicht verloren hatte.

Nächte bleiben unruhig

Auch wenn die Nächte nicht ruhiger geworden sind, so können die Anwohner des Friedhof-Areals dennoch wieder schlafen, wissen sie jetzt doch, dass sich die Polizei keinem Autodieb an die Fersen heften muss oder ein Brandmelder auf ein drohendes Feuer aufmerksam macht. Sollte die einsame Zwergohreule doch noch eine Partnerin finden, gibt’s das „Djü“ im Duett, wobei das Weibchen in einer etwas höheren Tonlage ruft, wie Wikipedia verrät.

Dass Hansjörg Eder hinter dem „Alarm“ zunächst eine Wasserralle vermutete, kann er sich gut erklären. Es war eine, die er Tage davor in Friedhofnähe hörte, wobei diese im Flug ruft und zwar ein etwas längeres „Kruieh“ und nicht so selten ist im Riedlinger Raum.

Am Donnerstag war auch Eder auf Anhieb sicher: Der Alarm-Vogel ist eine Zwergohreule, schließlich reagierte sie auf seinen Lockruf. Wie der Vogel, der in unseren Gefilden eine Rarität ist, die Enttäuschung verkraftet hat, von Menschenmund genarrt worden zu sein, ist nicht überliefert.