StartseiteRegionalRegion BiberachRiedlingenEr hat den „Mohren“ gekauft

Traditionsgaststätte

Er hat den „Mohren“ gekauft

Riedlingen / Lesedauer: 3 min

Christopher Selg von Arche Wohna erwirbt das Traditionshaus - Wohnungen geplant
Veröffentlicht:14.07.2015, 11:38

Von:
Artikel teilen:

Bei der Zwangsversteigerung am Dienstagmorgen ist die Traditionsgaststätte nun verkauft worden. Christopher Selg, Geschäftsführer von Arche Wohna, hat das historische Gebäude für 165000 Euro ersteigert. Selg plant dort acht Wohnungen und eine Gewerbefläche zu errichten.

Beim fünften Zwangsversteigerungstermin hat es nun geklappt. Der Zuschlag erfolgte um 9.51 Uhr. Selg hatte um 9.35 Uhr das einzige Gebot abgegeben. Um 9.45 Uhr kam nochmals kurz Spannung auf, weil ein Zuhörer, der den Riedlingern nicht bekannt war, nach vorne ging. Doch er gab dann kein Gebot ab, sondern brachte nur das Schätzgutachten zurück. Das Gebot von 165000 Euro sei ihm deutlich zu hoch gewesen, erläuterte er hernach auf SZ-Anfrage. Der Schweizer, der extra die 200 Kilometer angereist kam, hätte maximal 100000 Euro geboten. Aber „bei Herrn Selg, der hier lokal verwurzelt ist, sei das Haus eh besser aufgehoben“, so der Schweizer.

Selg hatte bereits beim 4. Termin im April ernsthaftes Interesse angemeldet. Doch wegen eines Formfehlers musste der Termin nun auf Juli verschoben werden. Selg ist nun sofort neuer Eigentümer der beiden Gebäude am Marktplatz und in der Kaufhausgasse, die durch einen Steg miteinander verbunden sind.

Mit dem Kauf durch Arche Wohna ist damit auch klar, dass die lange Hoteltradition des Hauses ein Ende findet. Selg wird definitiv den Hotelbetrieb aufgeben. Nach bisherigen Planungen würde im hinteren Gebäudeteil (Kaufhausgasse) ein Neubau entstehen mit Stadtwohnungen. Ob der vordere Teil saniert werden könnte oder abgerissen werden müsste, könne er derzeit noch nicht abschließend beurteilen, sagte Selg. Auch in diesem vorderen, dem Marktplatz zugewandten Teil, sollen Wohnungen erstellt werden. Im Erdgeschoss ist ein Gewerbe vorgesehen. Dies könnte auch eine Gastronomie sein, aber nicht zwangsläufig.

Großen Wert legt Selg auf die Barrierefreiheit der neuen Wohnungen auch im vorderen, dem Marktplatz zugewandten Teil. Daher stellen die derzeitigen Treppenstufen am Eingang bereits ein erstes Hindernis dar. Daher müsse nun genau geprüft werden, wie Barrierefreiheit umgesetzt werden und ob dafür das bisherige Gebäude gehalten werden kann.

Selg wird alsbald als möglich Gespräche mit der Stadtverwaltung aufnehmen, um die Planungen abzustimmen. Über die Sommerzeit will er die Pläne vorantreiben und im Herbst – angesichts der exponierten Lage im Stadtkern – auch dem Gemeinderat vorstellen. Die Umbauten könnten 2016 beginnen. Ende 2017 solle alles fertig sein, so der Geschäftsführer von Arche Wohna.

Deutlich unter Schätzpreis

Mit 165000 Euro liegt der Kaufpreis nun deutlich unter der Schätzung des Gutachters. Der hatte inklusive Zubehör einen Verkehrswert von 688000 Euro festgesetzt, also ein rund ein Vierfaches dessen, was nun erzielt wurde. In den ersten drei Zwangsversteigerungsrunden vom Mai 2013, September 2013, März 2014 hatte es keine oder keine ausreichenden Gebote gegeben. Der Termin im April war wegen Formfehlers unterbrochen worden. Seit August 2010 ist das Gasthaus „Mohren“ in der Insolvenz.