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Wie man in Zeiten steigender Energiekosten trotzdem Geld sparen kann

Riedlingen / Lesedauer: 5 min

Steigende Tarife für Strom, Gas und Benzin: Regionale Experten sagen, wie Kosten in den Griff zu bekommen sind
Veröffentlicht:22.10.2021, 10:29

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Das Schreckgespenst der Deutschen ist nach langer Zeit wieder zurückgekehrt: die hohe Inflation. Lieferengpässe und die plötzliche Nachfrage nach Rohstoffen erzeugen Knappheit und Preissteigerungen. Besonders die Energiekosten steigen seit Wochen deutlich: Die Preise für Ölprodukte, Gas und Elektrizität klettern unaufhörlich – und gerade diese Posten dürften vielen Familien im ländlichen Raum Kummer bereiten.

Denn Energie für Autos, Elektrogeräte und Heizung im Eigenheim bleiben mitunter gewichtige Ausgabenposten. Nicht wenige Menschen sind noch in Kurzarbeit und müssen zudem mit weniger Einkommen klarkommen. Dieser finanzielle Spagat lässt sich halbwegs meistern, wenn der Energieverbrauch gedrosselt wird.

Zimmer nicht auskühlen lassen

„Jede Kilowattstunde, die wir nicht benötigen, spart Geld“, sagt Norbert Koch aus dem Riedlinger Ortsteil Grüningen. Der Energieberater der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg weist darauf hin, dass in Wohnung oder Haus durchaus Einsparpotenzial vorhanden ist. „Wer die Raumtemperatur um einen Grad senkt, kann drei bis fünf Prozent Energie sparen.“

Die hohen Energiekosten befeuern die Inflation im Euroraum. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Doch Radikalmaßnahmen seien das falsche Rezept. Sobald Heizkörper im Winterhalbjahr komplett heruntergedreht würden, könnte Feuchtigkeitseintrag aus wärmeren Räumen letztlich zur einer Schimmelproblematik führen, beispielsweise in kalten Schlafzimmern. Die Warmluft aus anderen Bereichen enthält mehr Feuchtigkeit, die in kühlen Bereichen kondensiert und dort auch an Wänden kondensieren kann. „Man sollte Räume nicht unter 16 oder 17 Grad Celsius halten. Im Winter sollte man für kurze Zeit kontrolliert Luft in die Zimmer lassen: Heizkörper herunterdrehen, Stoßlüften, anschließend die Fenster schließen und Heizung wieder aufdrehen.

Darüber hinaus gebe es Möglichkeiten, Gas oder Öl für die Heizung zu einem anderen Termin zu kaufen als jetzt kurz vor dem Winter – sofern sich noch genug Treibstoff im Ölank befindet. So ließe sich ebenfalls Geld sparen.

Bei Kühl- und Gefrierschränken lässt sich viel Energie einsparen, bis zu 20 Prozent. In vielen Haushalten sind diese Apparate 15 bis 20 Jahre alt.

Klaus Funk

„In der Regel ist die Nachfrage nach Öl und Gas zur Mitte des Jahres geringer“, meint er. Bei älteren Gebäuden ergebe es Sinn, wenn über eine Dämmung nachgedacht werde. Und hinsichtlich des Stromverbrauchs könne jeder auf Vergleichsportalen im Internet die Preise der Stromlieferanten vergleichen – und gegebenenfalls umgehend den Anbieter wechseln, wenn sich die Verbrauchskosten senken lassen.

Die Marke von zwei Euro für den Liter Diesel (Ultimate) wurde am Montag unter anderem an der Aral-Tankstelle der Raststätte Sindelfinger Wald in geknackt.

„Vor allem nach einer Nutzungsdauer von 50 Jahren kann eine professionelle Dämmung auch zu einer Wertsteigerung des Hauses beitragen“, erklärt Koch. Diejenigen, die mit langfristig höheren Energiekosten kalkulierten und in neue Energiesysteme in den eigenen vier Wänden in den kommenden fünf bis zehn Jahren investieren wollten, sollten sich mit einem Energieberater zusammensetzen und einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSAF) für Ein- und Zweifamilienhäuser ausarbeiten. „Der iSAF wird mit bis zu 80 Prozent gefördert, das sind maximal 1300 Euro“, fügt Koch hinzu. „Denn der Schwabe sagt sich immer: Wann rechnet sich etwas?“

Geräte überprüfen und gegebenenfalls austauschen

Der Stromkonsum lässt sich zudem bei elektrisch betriebenen Geräten im Haushalt deutlich drosseln. „Bei Kühl- und Gefrierschränken lässt sich viel Energie einsparen, bis zu 20 Prozent. In vielen Haushalten sind diese Apparate 15 bis 20 Jahre alt“, erklärt Klaus Funk, Inhaber des Fachgeschäfts Elektro Funk in Bad Buchau. „Auch die neue Generation von Wäschetrocknern mit Wärmepumpentechnik arbeitet effizienter als die alten Geräte. Bis zu 40 Prozent Energieeinsparung ist möglich.“

Auch einen dritten Punkt merkt Klaus Funk an: Leuchten und Lampen lassen sich wesentlich günstiger mit LED-Leuchten betreiben. „Eine LED-Lampe mit 6,5 Watt hat heute die gleiche Leuchtkraft wie früher eine 75-Watt-Glühbirne.“ Folglich könne der Verbrauch der elektrischen Energie um 90 Prozent vermindert werden. Für Hausbesitzer mit einer Photovoltaik-Anlage könnte künftig der Konsum des selbstproduzierten Stroms interessant sein, anstatt diesen ins Elektrizitätsnetz einzuspeisen.

Bisher erhielten PV-Anlagenbetreiber 40 Cent pro Kilowattstunden EEG-Umlage für die Einspeisung, künftig nur noch 6,5 Cent. Wer den Strom verbrauchen will, den er produziert, solle eine entsprechende Batterie an das Kraftwerk koppeln, um die den Strom zu speichern, erklärt Funk. Denn die Elektrizität müsse schließlich auch verfügbar sein, auch wenn die Sonne nicht scheint. „Dafür ist auch ein Smart Home System sinnvoll, das den Eigenverbrauch effizient regelt.“

Moderaten Fahrstil pflegen

Und was können Autofahrer tun, um Bares zu sparen? „Zum einen gibt es eine Vielzahl von Tank-Applikationen für das Smartphone. Sie zeigen, wo es die günstigsten Spritpreise gibt. Zum anderen kann jeder Fahrer die Drehzahl des Motors niedrig halten und den Luftdruck der Reifen leicht erhöhen“, erzählt Besim Smajli, Geschäftsführer von BS Autotechnik in Riedlingen.

Das alles halte den Benzinverbrauch niedrig. Kurzfahrten seien zu vermeiden, denn durch das permanente Beschleunigen und Bremsen werde Kraftstoff verschwendet. „Wir haben auch die Möglichkeit, mithilfe von einer Umprogrammierung der Software eines Fahrzeugs, den Betrieb der Einspritzanlagen zu optimieren.“ Damit könne der Benzinverbrauch um bis zu einem Liter pro 100 Kilometer gesenkt werden.