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Stadtpfarrkirche

Ein Mesner mit Leib und Seele

Riedlingen / Lesedauer: 4 min

Für Werner Selg und seine Kollegen ist vor Ostern besonders viel zu tun
Veröffentlicht:19.04.2019, 19:06

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Neben den Pfarrern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferenten ist der Mesner eine wichtige Person in der Betreuung einer Kirche. In Riedlingen verrichtet seit 2008 Werner Selg in der Stadtpfarrkirche St. Georg diesen Dienst. Und Ostern , das wichtigste Fest des Kirchenjahres, erfordert dabei besondere Vorbereitungen. Gut gerüstet meistern Selg und das kleine Team auch diese Aufgabe.

Auf eine lange Vorgängerreihe seit dem Beginn der Pfarrei St. Georg in Riedlingen im 13. Jahrhundert kann Werner Selg zurückblicken. Dass er selber einmal als Mesner in der Stadtpfarrkirche arbeiten würde, hätte sich der Postbeamte im Ruhestand nie gedacht. Er sagt: „Ich konnte mir nie vorstellen, Mesner zu sein – aber heute könnt ich mir nicht vorstellen, nicht hier zu arbeiten!“ Jeden Tag – außer an seinem freien Montag oder während seines Urlaubs – ist er in der Kirche anzutreffen, schließt morgens um acht auf und abends zu. Wann, ist nicht geregelt, aber meist ist es spät – je nach Jahreszeit zwischen 19 und 20 Uhr. Ihm ist wichtig, dass die Menschen lange die Möglichkeit haben, in die Kirche zu kommen, speziell im Sommer. Da seien häufig Touristen im Gotteshaus anzutreffen und für die kommt sein Hobby zum Tragen: Geschichte und die Geschichte Riedlingens und der Kirche. Ihnen und interessierten Besuchern gibt Werner Selg gerne Auskunft, beantwortet Fragen. Besonders die Fahrradtouristen hätten viele – jetzt auch zu den im Kirchenschiff aufgestellten zahlreichen Palmen. Aus Österreich und der Schweiz kämen die Touristen meist – auch in die Kirche.

Viele Vorbereitungen, viel Organisation erfordere das Osterfest, sagt Werner Selg: „Ostern ist das besondere, das höchste Fest im Kirchenjahr.“ Mehr Gottesdienste – acht an den Tagen zwischen Gründonnerstag und Ostermontag – werden abgehalten. Und für die braucht er, wie für all die besonderen Kirchentage, seine Checklisten. Er holt das Ringbuch aus dem historischen Schrank in der Sakristei. Hier ist jeder Bereich der Kirche, der zu beachten ist, mit Fotos dokumentiert. Auf mehreren Seiten, und mehrere Seiten lang sind Selgs Listen. Jeweils geordnet nach den wichtigen Tagen. Im heimischen PC sei alles gespeichert, bereit zum Ausdrucken für den entsprechenden Tag: „Das brauch ich, um ruhig zu arbeiten.“

Vom Abholen und Aufbewahren der Heiligen Öle über das Transportieren der großen Christusfigur aus dem Lager im Zwiefalter Tor am Gründonnerstag und dem Aufstellen des „Heiligen Grabes“ – eine Arbeit für Selgs „Assistenten“ Ernst Kopp und Karl Gehweiler – bis zum Beaufsichtigen, Einkleiden und Proben mit den Ministranten verzeichnen die Listen die Arbeitsschritte, werden nach dem Erledigen abgehakt. So steht auf der Samstagsliste „Blumenschmuck“. Während der Fastenzeit, sagt Selg, gebe es keine Blumen in der Kirche. Für Ostern müssen die organisiert werden; das „Blumenschmuckteam“ kümmert sich darum am Samstag. Oder: Die Klappern für die Ministranten – statt der Glocken – werden bereitgelegt, für Karfreitag die Rätschen, die technischen Vorbereitungen für den Kinderkreuzweg getroffen. Auch das Bereitlegen der Bücher, Messgewänder, das Putzen und Bestücken der Kerzenleuchter, das Heraussuchen der Altartücher steht auf der Liste, fällt in Selgs Zuständigkeit – oder die seiner Frau Maria.

Liedtafeln gesteckt

In der Sakristei lehnen die drei erforderlichen Liedtafeln mit Zahlenreihen bereits an der Wand. In Riedlingen, erzählt Selg, würden die noch nach Absprache mit dem Pfarrer gesteckt, nicht elektronisch angezeigt. Für diese Neuerung gebe es hier keinen Platz, der für alle Besucher gleichmäßig einsehbar sei.

Und wofür ist ein Mesner noch zuständig, an Ostern und über dieses Fest hinaus? Zahlreich sind Selgs Aufgaben: die äußere Sauberkeit und Ordnung, die Sicherheit und die Unfallverhütung, das Beseitigen von Stolperfallen, das Überprüfen der Bausubstanz und das Weitermelden von entdeckten Mängeln, das Putzen und Aufbewahren der wertvollen Kelche und Leuchter und Weihrauchfässer, auch ihr Bereitstellen für den Gottesdienst, das Überwachen von Glocken, Turmuhr und Heizung. Diese Vielseitigkeit eines „Haushüters“ bedeutet Werner Selg viel, neben dem Kontakt mit den Menschen und der Arbeit im Pfarrteam, von der Reinigungskraft Martina Schmid – „nebenbei“ ist sie auch noch Selgs Vertretung – zu Ernst Kopp und Karl Gehweiler, zu den Sekretärinnen, den Referentinnen und den Pfarrern.