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Kirchturm

St. Leonhard hat nun eine dritte Glocke

Gaisbeuren / Lesedauer: 4 min

Weihe am vergangenen Sonntag – Nachlass des Ehepaars Schnell an Kirchengemeinde Reute hat das ermöglicht
Veröffentlicht:24.03.2014, 19:40

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Freude in Gaisbeuren: Der beinahe 800 Jahre alte Kirchturm der Kapelle St. Leonhard ist saniert. Und nun hat er auch eine neue, dritte Glocke. Diese ist am Sonntag öffentlich geweiht worden. Möglich gemacht hat dies alles das Ehepaar Schnell aus Gaisbeuren.

Ein Leben lang haben Walburga und Josef Schnell eine kleine Landwirtschaft betrieben, daneben hat Josef als Bauhelfer ein Zubrot verdient. Bescheiden und sparsam, so war das kinderlose Ehepaar in Gaisbeuren bekannt. Im Nachlass bestimmten beide, dass ein Teil ihres Vermögens der katholischen Kirchengemeinde Reute zufließen soll. Im Testament stand: Das Geld ist nur für die Renovierung und Instandhaltung der Kirchen in Gaisbeuren und Reute bestimmt. Die Lage des alten Hofs war für ein dringend benötigtes Baugebiet „Am Zettelbach“ geradezu prädestiniert. So flossen aus den Bauplatzerlösen genügend Mittel, um die Sanierung des alten Wehrturmes auf den Weg zu bringen.

Doch die Mühlen der Behörden mahlen langsam. Bereits Anfang 2009 informierte Pfarrer Karl Eiberle das Bischöfliche Ordinariat und das Landesdenkmalamt über die längst anstehende Sanierung des Turmes. Ein Glockensachverständiger empfahl den Bau eines neuen Glockenstuhles, dieser sollte aber eine Ebene tiefer gebaut werden. Hier befinden sich auch die Schallöffnungsläden, ebenfalls sei hier dann auch Platz für eine dritte Glocke.

Langwieriger Prozess

Nach vielen Ortsterminen der zuständigen Behörden konnten zusammen mit Architektin Katja Zachmann-Rundel die Detailplanungen erfolgen. Letztes Wort hatte der Kirchengemeinderat unter dem damaligen Vorsitzenden Pfarrer Richard Schitterer im April vergangenen Jahres. Auch der Wunsch nach einer dritten Glocke wurde in den Beschluss aufgenommen. Zur Erinnerung: Im zweiten Weltkrieg wurde, wie überall im Land, auch in Gaisbeuren die größere vorhandene Glocke zu Wehrmachtszwecken abgeholt. Anfang der fünfziger Jahre konnte dann, ebenfalls aus Spendengeldern, wieder eine Glocke zu Ehren des Heiligen Leonhard beschafft werden.

Die neue Glocke mit einem tieferen Ton (Tonart G) wurde im Beisein von Kirchengemeinde-Mitgliedern am 22. November 2013 in Karlsruhe gegossen. Am Sonntag schließlich weihte Pfarrer Anantham Antony aus Aulendorf in seiner Eigenschaft als stellvertretender Dekan die neue Glocke. Sie trägt die Aufschrift „Heiliger Christophorus segne unsere Gemeinde und den Verkehr“. Der Weihe voraus ging ein festlicher Gottesdienst in der Kirche St. Leonhards. Zelebranten waren neben Pfarrer Antony auch der Bad Waldseer Administrator Pfarrer Stefan Maier aus Bad Wurzach sowie Ruhestandspfarrer Richard Schitterer.

Unter der Leitung von Bernadette Behr gab es festlichen Chorgesang mit dem Kirchenchor Reute. Während die Kirche bereits überfüllt war, versammelten sich zur Weihe auf dem Dorfplatz dann einige Hundert Menschen. Pfarrer Antony freute sich über den großen Zuspruch der Bevölkerung. Er besprengte die 540 Kilo schwere Glocke mit Weihwasser, segnete sie mit Weihrauch und salbte sie mit Chrisam. Mit einem Anschlaghammer schlugen die Geistlichen den ersten Ton an, ebenfalls auch Josef Bautz, dessen unermüdliches Werben die Beschaffung der Glocke ermöglicht hat. Die Musikkapelle Reute-Gaisbeuren umrahmte mit Chorälen, zu „Großer Gott wir loben dich“ sangen die Gläubigen kräftig mit.

Anna Mayer als zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates dankte allen Beteiligten, namentlich Maria und Josef Bautz, die sich seit langem ganz besonders um die Gaisbeurer Kirche kümmern. Und sie erwähnte das verstorbene Ehepaar Schnell, durch dessen großzügige Spende die Turmsanierung mit 212000 Euro sowie die neue Glocke mit rund 17 000 Euro möglich wuden. Ihre Ansprache endete mit dem Wunsch, die drei Glocken mögen auch in Zukunft die Gläubigen aus Gaisbeuren und darüber hinaus an Sonn- und auch Werktagen zu regelmäßigen Gottesdiensten rufen.

Gerne ließen sich die vielen Besucher anschließend im Dorfgemeinschaftshaus mit kostenfreiem Kaffee und Kuchen bewirten. In den nächsten Wochen wird ein Autokran die Glocke an ihren luftigen Standort bringen.

Für die Restaurierung der Fresken in der St.-Leonhard-Kirche sind weitere Spenden willkommen.