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Weihnachtsfeiertag

Durch Corona-Beschränkungen neue Impulse bekommen

Riedlingen / Lesedauer: 5 min

Wie Angelika Bush aus Altheim in ihrer Wahlheimat Colorado Springs die Feiertage erlebt hat. Einen 2. Weihnachtsfeiertag gibt es dort nicht.
Veröffentlicht:30.12.2020, 17:23

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Angelika Bush , geborene Zieger, ist in Altheim aufgewachsen und hat in Colorado Springs im US-Statt Colorado eine neue Heimat gefunden. Wie sie das Jahresende dort verbracht hat, beschreibt sie in folgendem Bericht.

„ Weihnachten war dieses Jahr ruhig. An Heiligabend waren Mike und ich noch bis 12 Uhr im Büro. Sowohl Heiligabend als auch Silvester arbeitet man hier üblicherweise bis Mittag und bekommt dann den Rest des Tages frei. Den 1. Weihnachtsfeiertag und Neujahr hat man auch frei und das sind mitunter die einzigen Tage, an denen das öffentliche Leben ruht: Geschäfte und Restaurants, Unternehmen und Behörden sind geschlossen. Einen 2. Weihnachtsfeiertag gibt es hier nicht.

Startschuss für Weihnachten im November

Ende November wird zu Hause und in Unternehmen traditionellerweise für Weihnachten dekoriert. Thanksgiving, das am 4. Donnerstag im November groß zelebriert wird, ist der Startschuss zu den Feiertagen. Wer kann, nimmt sich den Freitag als Brückentag frei und dadurch bleibt Zeit, am Wochenende zu dekorieren. Ich persönlich mag es, Weihnachtsdeko den ganzen Dezember über zu sehen und so auf die Weihnachtszeit eingestimmt zu werden. Am Wochenende nach Weihnachten wird dann alles wieder abgebaut.

Einen Gottesdienst am 1. Weihnachtsfeiertag zu finden ist recht schwierig. Die Kirchen bieten Gottesdienste am Nachmittag des Heilig-abend an. Bescherung findet am 25. Dezember frühmorgens statt, was dazu führt, dass Kinder oftmals sehr früh aufwachen und dann das ganze Haus aufwecken, damit endlich die Geschenke ausgepackt werden. Und dann wird natürlich ausgiebig mit den neuen Spielsachen gespielt. Mein Mann und ich gehen deshalb am 1. Weihnachtsfeiertag gerne zum Skifahren, weil die Pisten an diesem Tag relativ leer sind. So auch dieses Jahr. Die Skigebiete in Colorado haben alle auf, jedoch muss man wegen Corona eine Pistenreservierung online machen. Vail zum Beispiel war die ganze Weihnachtswoche voll, aber in Breckenridge war am 1. Weihnachtsfeiertag noch Platz. Man kann also heuer nicht einfach vorstellig werden und ein Liftticket kaufen; man muss sich vorher anmelden.

Unterschiede zwischen Städten und Bundesstaaten

Was Corona anbelangt, so gibt es riesige Unterschiede von Stadt zu Stadt und Bundesstaat zu Bundesstaat. Wir hatten in Colorado im März einen kurzen zweitägigen Lockdown, aber seither gehen mein Mann und ich wieder jeden Tag ins Büro. Das geht, weil unsere Branchen als ,notwendig’ eingestuft wurden und wir deshalb von jeglichen Belegschaftsreduzierungsregeln ausgenommen sind. In vielen Unternehmen und Behörden arbeitet jedoch die Mehrzahl der Belegschaft vom Homeoffice aus und so geht das Geschäftsleben und die Wirtschaft weiter. Dank guter Internetinfrastruktur geht das relativ problemlos. Auch in Schulen wird viel nur online Unterricht angeboten. Unternehmen, Schulen und Behörden brauchten anfänglich etwas Zeit, um sich mit der neuen Realität auseinanderzusetzen und um neue Systeme und Verfahrensweisen zu entwickeln, aber Amerikaner sind Meister in Anpassung und Innovation. Gerichtsprozesse und außergerichtliche Befragungen werden heute online über Videokonferenzen geführt und auch Arzt- und Anwaltstermine können bei Bedarf per Videokonferenz wahrgenommen werden. Das Leben geht weiter, wenn auch in etwas abgeänderter Form. Auf persönlicher Ebene haben wir lediglich persönlichen Kontakt mit Freunden etwas reduziert und fast gänzlich auf Reisen verzichtet.

Obwohl wir seit Wochen in der Coronaschablone auf „Rot” sind (lila ist die letzte Stufe) hat im Prinzip alles offen. Ich gehe morgens nach wie vor ins Fitnessstudio, wo eine Maske auch während des Sportelns getragen werden muss. Ich war letzte Woche beim Frisör, auch mit Maske, und auch in verschiedenen Läden, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Reguläre Arztbesuche und wahloperative Eingriffe sind kein Thema. Wir haben hier eine hervorragende Gesundheitsversorgung und die fünf Krankenhäuser in der Stadt sind nicht überlastet. Nur bei Restaurants gibt es eine Einschränkung: man kann nur Essen mitnehmen oder im Freien essen. Mit Heizelementen geht das recht gut und am letzten Samstagabend saßen wir mit Freunden noch um 22 Uhr bei einem Glas Wein im Außenbereich eines Restaurants. Durch Corona haben sich viele Leute, so auch wir, wieder mehr ans Kochen daheim gewöhnt – und gemerkt, wie viel Geld wir mit Selberkochen sparen! So versuchen wir uns jede Woche an zwei neuen Kochrezepten und haben viel Spaß daran. Wir gehen mehr zum Wandern und entdecken neue Hobbies. Ohne Corona wären wir für derart neue Impulse immer viel zu beschäftigt gewesen. Insofern gibt es durchaus Positives, das durch Corona bewirkt worden ist.

Ich wünsche meiner Familie und Freunden im Riedlinger Raum und auch den Lesern der Schwäbischen Zeitung, dass sie gesund bleiben und sich in dieser Zeit auf das Positive konzentrieren, denn das Negative belastet zu schwer. Und ich hoffe, dass 2021 ein gutes Jahr sein wird, in dem wir unser Leben wieder neu in Freiheit gestalten können und in dem wir für vieles dankbar sein werden, was vor Corona als selbstverständlich galt und was wir momentan vermissen.“