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Blutkrebs

Diagnose Blutkrebs: Aufgeben kam für Margit Singer nicht in Frage

Riedlingen / Lesedauer: 4 min

Margit Singer hat dank Chemotherapie den Blutkrebs besiegt und berät nun Chemopatienten
Veröffentlicht:03.08.2018, 17:09

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Margit Singer feierte dieses Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag. Sie ist verheiratet, hat eine Tochter. Von Beruf ist sie Apothekerin. Viele kennen und schätzen sie, begegnen ihr in der Donau-Apotheke in Riedlingen. Sie lacht viel, verbreitet gute Laune. Und sie berät gerne. Auch Kunden, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen. Auch ein Buch ist in Planung. Denn wie man sich in einer derartigen Situation fühlt, weiß sie nur zu gut: „Vor drei Jahren hat es mich erwischt. Ein hochaggressiver Blutkrebs brachte mich an den Rand des Todes.“

Das Leben verpasste der quirligen Stehauffrau damals eine gewaltige Ohrfeige. Der behandelnde Professor sagte ihr: „Wenn wir nicht sofort mit der Chemo beginnen, dann sind Sie in zwei Wochen tot!“ Heute steht sie da, wie eh und je, so wie man sie schon immer kannte. Niemand sieht ihr die Hölle an, durch die sie gehen musste.

Buch in Planung

Anderen Patienten möchte sie nun unterstützend zur Seite stehen. Sie bietet gerne Gespräche in der Donau-Apotheke an. Dabei gibt Singer Tipps zu Ernährung und Bewegung, berät und begleitet naturkundlich während und nach der Therapie. „Ich lege Wert darauf, dass die Wirkung der Chemo nicht gestört wird“, sagt die Apothekerin. Auch ist sie dabei, das Erlebte niederzuschreiben, für andere, denen ebenfalls dieses Schicksal widerfährt. Eine Freundin, die sie während der schweren Phase unterstützte, schreibt ebenfalls einen Part in diesem Buch.

Nicht aufgeben

Aufgeben kam für sie nicht in Frage. Sie hatte und hat Freude am Leben. „Ich wollte für meine Tochter und meinen Mann da sein, also unterzog ich mich in Tübingen sechs Monate lang einer hochdosierten Chemotherapie.“ Sie habe sich an drei Säulen festgehalten um ihrem Körper im Kampf gegen den Krebs zu helfen: Ernährung, Bewegung und Entspannung.

Ohne die lieben Menschen, die sie umgaben, hätte sie es wohl nur sehr schwer geschafft. Da war ihr Mann, der sie täglich besuchte und sie mit hochwertigem Essen verwöhnte. Ihre Mutter betreute die Tochter. Jeden Morgen um 7 Uhr telefonierte und philosophierte sie mit ihrer geschätzten Freundin, der Co-Autorin ihres Buches, das sie herausgeben möchte. „Ich versuche bis heute, möglichst auf gute Gedanken zu achten und solche, die mir Stress verursachen, schnell wieder los zu werden.“

Offen mit der Krankheit umgehen

Als sehr wichtig erachtet es Margit Singer, offen mit der Krankheit umzugehen, sich nicht zu verstecken. Krebs sei kein Stigma. „Als ich aus Tübingen zurückkehrte, sah ich mit 39 Kilo und ohne Haare nicht gerade wie die Rückkehrerin von einer Weltreise aus“, erzählt sie.

Bewegung war für sie auch während und auch nach der Chemo wichtig. War sie noch so erschöpft, immer wieder ging sie auf den Stepper, der neben dem Krankenbett stand. Mit täglicher Bewegung in der Natur und gut abgestimmter Ernährung unterstützt sie ihren Körper. Sie spielt auch gerne Badminton. Überfordert ihren Körper nie, sondern gibt ihm nur die Dosis, nach der er verlangt. Seine Lebensgewohnheiten sollte ein Patient mit Beginn der Therapie ändern, nicht erst danach, sagt die sportliche und zierliche Apothekerin.

In der Apotheke hilft sie Menschen mit ihren Erfahrungen besser durch die Chemo zu kommen. „Davor, während und danach liegen mir meine Krebspatienten am Herzen.“ Kleine Tipps, wie etwa den Partner zu Arztgesprächen mitzunehmen oder Medikamente gegen Übelkeit präventiv einzunehmen können eine Stütze sein. Oft verstünden Patienten nicht, wie wichtig es sei, Begleitarznei einzunehmen. Sei der Sinn geklärt, funktioniere die Einnahme und damit die Wirkung zuverlässig.

„Ich für mich habe weitgehend gelernt, den Augenblick zu genießen, entkoppelt von der vermeintlichen Sicherheit eines langen Lebens und jetzt zu verwirklichen, was mir noch wichtig ist“, sagt Margit Singer und lacht ihr ansteckendes Lachen mit dem sie Lebensfreude pur verbreitet. Und sie verrät ihr liebstes Lebensmotto von Autor Bernie Siegel: „Außergewöhnliche Patienten geben sich keine Mühe, nicht zu sterben. Sie geben sich Mühe zu leben, bis sie sterben".