StartseiteSportAugsburgs Daniel Baier: Auf leisen Sohlen zum Leistungsträger

Sohle

Augsburgs Daniel Baier: Auf leisen Sohlen zum Leistungsträger

Augsburg / Lesedauer: 5 min

Daniel Baier spielt im Mittelfeld des FC Augsburg eine herausragende Saison
Veröffentlicht:18.04.2014, 21:20

Artikel teilen:

Daniel Baier ist ein sympathischer Kerl. Er ist ein angenehmer Gesprächspartner. Wenn man als Sportreporter auf den Profi des FC Augsburg trifft, kann es aber auch ungemütlich werden. Denn Daniel Baier stört, wie die Medien arbeiten. Er mag die Übertreibungen nicht. Ihn nervt das Plakative. Die Mannschaft des FC Bayern, die in Augsburg ihre erste Saisonniederlage einstecken musste, sei beispielsweise mit Nationalspielern nur so gespickt gewesen. Dass sie später in den Zeitungen als „C-Elf“ bezeichnet wurde, fand Daniel Baier gegenüber seiner Mannschaft „respektlos“. Ob Transfergerüchte oder Abstiegsprognosen – es gibt viele Dinge, die Journalisten beschäftigen, über die Daniel Baier aber nicht reden will: „Das interessiert mich alles nicht.“

Weil den Fußballprofi vieles am Medienrummel stört, sucht er selbst nicht mehr unbedingt die Öffentlichkeit. Er hat seine Erfahrungen gemacht. Als er mit 18 Jahren bei 1860 München seine ersten Profispiele absolviert, wird er in der Presse bereits als der neue Thomas Häßler gefeiert. Die Aufmerksamkeit ist riesig. Längst geht es nicht mehr nur um Fußball. „Ich war damals jeden Tag in drei, vier Münchner Zeitungen. Und ich hab damals viele Sachen in der Öffentlichkeit gemacht, die ich heute nicht mehr machen würde. Heute ist mir klar: Ich will nur meine Leistung als Fußballer bringen“, sagt der mittlerweile 29-Jährige.

Ein Leistungsträger

Doch dem Interesse an seiner Person kann Daniel Baier derzeit nur schwer entgehen. Denn will man den Erfolg des FC Augsburg begründen, muss man auch über den Mittelfeldspieler sprechen. Wenn er nicht gerade gelb gesperrt war, stand Daniel Baier in den vergangenen drei Bundesligaspielzeiten des FCA immer auf dem Platz. Er ist ein Leistungsträger. Baier wird als „Hirn“ der Mannschaft oder als „verlängerter Arm des Trainers“ bezeichnet.

Bezeichnungen, die dem Spieler schon wieder zu weit gehen. „Ich bin das Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld“, sagt er. Natürlich freue er sich über das große Vertrauen des Vereins. Und natürlich wisse er, dass er als einer der älteren Spieler und als stellvertretender Kapitän mehr Verantwortung trage. Doch der Erfolg in Augsburg gründe gerade darauf, dass sich kein einzelner Spieler etwas Besonderes herausnehme. „Wir wissen, dass wir nur über das Kollektiv erfolgreich sein können. Bei uns gibt’s keinen Star.“

Im 4-1-4-1-System von FCA-Trainer Markus Weinzierl füllt Baier die Rolle vor der Abwehr aus. Bereits Weinzierls Vorgänger Jos Luhukay, der heute mit Hertha BSC Berlin nach Augsburg zurückkehrt, stellt den als Offensivspieler ausgebildeten Baier irgendwann im defensiven Mittelfeld auf. Im System von Weinzierl findet Baier endgültig seine Rolle im Aufbau. „Es ist Fakt, dass ich noch nie von einem Trainer so viel Vertrauen bekommen habe und auf einer Position eingesetzt wurde, die so gut zu mir passt. Das ist meine Idealposition“, sagt der Sohn von Jürgen Baier, früherer Bundesliga-Profi bei Fortuna Köln. Die Rückennummer 10 ist nur noch ein Relikt aus vergangenen Tagen. Daniel Baier ist heute ein gestandener Sechser.

Dass es so weit kommen würde, war lange Zeit nicht abzusehen. Felix Magath holte Baier 2007 von 1860 München zum VfL Wolfsburg. „Wenn ein Felix Magath bei dir anruft, fällt dir die Entscheidung nicht schwer. Dadurch dass er noch zwanzig andere Spieler nach Wolfsburg geholt hat, war die Konkurrenz eben sehr groß“, erinnert sich Baier. Während sein bester Kumpel Marcel Schäfer oder andere junge deutsche Spieler wie Christian Gentner unter Magath in Wolfsburg den Durchbruch schaffen, kommt Baier nur zu wenigen Einsätzen. Als verloren will er die Zeit in der VW-Metropole aber nicht ansehen: „Ich hab kennengelernt, wie es ist, einmal nicht zu spielen. Vielleicht bin ich dadurch gereift, vielleicht kommt mir das heute zugute.“

Ein absoluter Glücksfall

Daniel Baier macht einen Schritt zurück. Erst wird er nach Augsburg verliehen, 2010 wechselt er endgültig in die Fuggerstadt. Der FCA spielt damals noch vor überschaubarer Kulisse in der 2. Liga. Was zunächst als Karriereknick erscheint, sollte sich für Baier später als absoluter Glücksfall herausstellen. Denn der FCA steigt auf, hält zweimal die Klasse. In der laufenden Saison kam das Team, das vor der Saison noch als Abstiegskandidat Nummer 1 gehandelt wurde, in der fast immer ausverkauften SGL-Arena sogar den Europapokalplätzen nahe. Daniel Baier ist bei diesen Erfolgen immer dabei gewesen. Sie haben ihn mit der Stadt, den Fans und dem Verein eng verbunden. Der Familienvater sieht seine fußballerische und auch private Zukunft in Augsburg.

Ob ihn seine fußballerische Zukunft möglicherweise noch in die Nationalmannschaft führt? Das ist wieder so eine Journalistenfrage, die Baier nicht mag. Was solle er denn dazu sagen?, fragt er. Das entscheide doch der Bundestrainer. Dann sagt er doch noch was: „Wenn wir uns die defensiven Mittelfeldspieler von Bayern einmal wegdenken, brauche ich mich vor keinem Sechser in der Bundesliga verstecken.“ Und damit ist auch alles gesagt.

Daniel Baier, geboren am 18. Mai 1984 in Köln, 1,75 Meter, Rechtsfuß, Bundesligadebüt im September 2003 für 1860 München, Marktwert laut transfermarkt.de: 3 Millionen Euro.