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Kaplaneihaus

Betrachter soll Fantasie walten lassen

Riedlingen / Lesedauer: 3 min

Kunstkreis 84 Riedlingen zeigt Werke von Hans-Jürgen Knupfer
Veröffentlicht:13.11.2018, 13:34

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„Es malt in mir“, beschreibt Hans-Jürgen Knupfer aus Munderkingen sein künstlerisches Schaffen. Der Kunstkreis 84 Riedlingen schenkt bei einer Ausstellung im Kaplaneihaus Gelegenheit, es kennen zu lernen. Vernissage ist am Donnerstag, 15. November, 19 Uhr, musikalisch begleitet von Musikschulleiter Reinhold Gruber und seinem Schüler, dem Kunstkreis-Vorsitzenden Dr. Berthold Müller, am Klavier. In einem Gespräch mit dem Künstler wird dessen Herangehensweise beim Malen erläutert und Einblick in sein Schaffen gewährt.

Ein Besuch in seinem Atelier unterstreicht die Vielfalt des Tuns von Hans-Jürgen Knupfer. Doch egal, ob Malerei, Zeichnungen, Grafiken, Objekte, Keramiken, alles verdeutlicht einen eigenen Stil, seinen Stil, den er über Jahrzehnte geprägt hat. Die Ergebnisse sind verblüffend, wie zum Beispiel bei den „Körperlandschaften“, erkennt man senkrecht einen Akt, sind es in der Waagerechten Landschaften mit kleinen Hausansammlungen. Architektonisch beeinflusste Bilder haben gerade auch darin einen großen Reiz, wobei Knupfer dem Weiß viel Raum schenkt. „Die erste Linie, die erste Fläche, dann läuft es“, verrät er die Entwicklung eines Bildes.

Bei der Ausstellung in Riedlingen beschränkt er sich auf Malerei und Draht-Objekte, filigrane „Leitern“ sind dies zum Beispiel mit vielen Gesichtern, einige auch mit Seidenpapier verkleidet. Transparent sind sie dennoch, so auch die Figuren mit den lange gezogenen Leibern und den kleinen Köpfen, anmutig modern, als Einzelfigur, Paare oder Gruppe auf kleinen Blöcken drapiert.

Bekenntnis zum Schönen

Dörfer sind das Hauptthema seiner Bilder, ob klein- oder großformatig. Dabei ist es nicht ein bestimmtes Dorf, das Knupfer abbildet, auch wenn er sich von jenen der Schwäbischen Alb inspirieren lässt mit ihren roten Dächern als Farbtupfer. Dabei sind ihm weiträumige, freiheitgebende Teilflächen wichtig, aber auch eng abgesteckte, spannungsgeladene, „sich gegenseitig reibende und überschneidende Partien“. Die Weiträumigkeit unterstreicht er mit zarten und gedämpften Farben, Farbigkeit taucht in der Ansammlung von Häusern auf. Knupfer will den Betrachter animieren, näher an das Bild heran zu gehen, um die Details zu erkennen. Er will ihn neugierig machen, wobei er ihm die Freiheit lässt, seine eigene Fantasie walten zu lassen. Dabei bekennt er sich zum Schönen in seinen Bildern, will „fröhliche Orte“ in ruhigen Landschaften darstellen. Auf Problembeladenes verzichtet er.

Die architektonischen Formen haben sich aus der abstrakten Malerei ergeben, mit der er 1969 begann. Auch die Besucher der Riedlinger Ausstellung kommen in den Genuss von Beispielen abstrakter Kunst, in denen er seine „Eindrücke und Empfindungen in Form und Farbe“ umsetzt. Dennoch findet sich hier und dort Gegenständliches in den Bildern, wie 13 Augen, bei denen zu erkunden ist, zu welchen Gesichtern sie gehören.

„Gibt es etwas Reizvolleres als leeres Papier, eine große weiße Fläche, die der ersten Berührung durch den Pinsel entgegen fiebert?“, beschreibt Knupfer den Beginn eines Schaffensprozesses. Dabei sei „unwahrscheinlich anstrengend“, diese erste Berührung „offen und doch bestimmt, zufriedenstellend und erwartungssteigernd“ für beide Seiten zu beginnen. „Danach kann alles fließen, tanzen, summen“. Die Spannung löse sich und obwohl offen sei, „in welches Meer dieser Fluss münden wird“, werde es ruhig. Wobei er es als schwierig erachtet, wann „der richtige Zeitpunkt ist, aufzuhören“, vor allem bei den abstrakten Bildern sei dies ein Kampf. Der unkonventionellen Technik, mit lasierenden Farben Struktureffekte der Leinwand auszunutzen und zu verstärken, gilt sein Interesse nach wie vor.

Auch eine Reihe von Porträts hat Hans-Jürgen Knupfer aus Munderkingen nach Riedlingen gebracht. Sie drücken Befindlichkeiten aus, so dass sich der Betrachter auch darin wiederfinden kann.

Hans-Jürgen Knupfer zeigt sich überrascht, wie viele seiner Bilder Platz gefunden haben in den Ausstellungsräumen des Kunstkreises im Kaplaneihaus. 80 Prozent davon sind in diesem Jahr entstanden.