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Diamanten

Eine Hochzeit mit Hindernissen

Orsenhausen / Lesedauer: 5 min

Zum diamantenen Ehejubiläum erzählen Berta und Franz Xaver Ruepp eine aufregende Geschichte
Veröffentlicht:08.11.2017, 18:34

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Vor 60 Jahren haben Berta und Franz Xaver Ruepp geheiratet. Heute feiern sie das Fest der Diamantenen Hochzeit – und sind sehr dankbar, dass sie so lange gemeinsam durchs Leben gehen konnten.

Adriana, die Enkeltochter der Eheleute Ruepp, ist schon sehr gespannt auf das bevorstehende besondere Fest. „Ich will die Diamanten sehen“, hat sie zu ihrer Oma jüngst voller Neugierde gesagt. Dass eine Diamantene Hochzeit nicht zwangsläufig etwas mit den wertvollen Edelsteinen zu tun hat, ließ Berta Ruepp die Dreijährige daraufhin wissen. Und lacht herzhaft, als sie diese kleine Geschichte erzählt.

Länger, und fast schon wie im Roman, gestaltet sich dagegen das Drehbuch, bis Berta und Franz Xaver Ruepp ein Paar wurden. Der gelernte Maler aus Orsenhausen kam im Mai 1948 beruflich nach Bühl bei Laupheim. Für das Haus von Maurermeister Riederer hatte er die Fensterläden neu gestrichen. Just am Hochzeitstag des Maurermeisters hängte Franz Xaver Ruepp dort die Läden ein, solange das Ehepaar Riederer in der Kirche vor den Traualtar trat. „Ich hab durch das offene Fenster in die Küche geschaut. Es hat gut gerochen und ich habe einige junge hübsche Köchinnen gesehen, die das Hochzeitsessen zubereitet haben“, kann sich Franz Xaver Ruepp, damals 21 Jahre jung, noch gut an diesen Moment erinnern. „Kommt heute Abend zum Tanz in den Kreuzsaal“, rief er den Köchinnen nett einladend zu. Und die 19-jährige Berta Ludwig aus Bühl ließ sich nicht zweimal bitten. Nach dem Tanzvergnügen wurde sie von Franz Xaver Ruepp nach Hause gebracht, „es gab den ersten Kuss“, erzählt sie.

Aber das Ganze blieb eine lose Verbindung, schließlich drei Jahre Funkstille. Als Franz Xaver Ruepp eines Tages mit seinem Motorrad und einer weiblichen Sozia an Berta Ludwig vorbeirauschte, war für sie klar: „Jetzt hat er eine Freundin, die Sache ist abgehakt.“ Aber dem war nicht so. Zufällig haben sich beide in Rot wieder getroffen und ihre Liebe erglühte. Einen Liebesbrief hat Franz Xaver Ruepp seiner Angebeteten dann geschrieben, „den habe ich heute noch“, hält Berta Ruepp das Schriftstück in Ehren. Am 9. November 1957 heirateten sie standesamtlich auf dem Rathaus in Orsenhausen.

Pfarrer verweigert Trauung

Zwei Tage später, an einem Montag, war die kirchliche Trauung in Orsenhausen vorbereitet. Der Pfarrer aus Bühl sollte dem Brautpaar den kirchlichen Segen hierzu geben. „Wir waren am Sonntag eifrig beim Hochzeitsladen unterwegs. Abends brachte mir meine Mutter einen Zettel vom Orsenhauser Pfarrer Lic Anspoks, der kurz zuvor aus Lettland gekommen war“, verrät Franz Xaver Ruepp. Darauf stand: „Meine Kirche ist kein Gasthof, den ich vermiete. Ihr werdet morgen nicht in Orsenhausen heiraten.“ Schock für die Eheleute Ruepp, ein aufregender Hochzeitstag sollte folgen, „weil wir nicht wussten, ob wir getraut werden“.

Auf Anraten des Bühler Pfarrers war Franz Xaver Ruepp morgens um sieben Uhr zu Pfarrer Anspoks geeilt und hatte diesen gebeten, die Trauung vorzunehmen. Allerdings willigte dieser nur ein, wenn er eine schriftliche Genehmigung des Dekans in den Händen hält. Weil der Dekan damals in Bußmannshausen wohnte, ging dies schnell. Alles schien nun perfekt zu laufen. Die Kirche in Orsenhausen war voller Hochzeitsgäste, das Brautpaar bereit – aber kein Pfarrer da. „Dieser war in der Schule beim Religionsunterricht, der Meßner musste ihn holen“, schildert Franz Xaver Ruepp die damalige Situation. Pfarrer Anspoks vollzog letztlich die Eheschließung, ließ das Brautpaar aber wissen: „Ihr seid jetzt getraut, aber meinen Segen habt ihr nicht“. Er hat geglaubt, wir wollen ihn nicht, weil er nicht gut Deutsch sprechen konnte, vermutet Berta Ruepp. Zwei Jahre später entschuldigte sich der Pfarrer bei den Ruepps, „es hat sich alles zum Guten gewendet, unser Verhältnis war von Herzlichkeit geprägt.“

Und Berta Ruepp hat sich in der Folgezeit 17 Jahre lang um den Blumenschmuck in der Kirche gekümmert, war elf Jahre im Kirchengemeinderat. Als kaufmännische Angestellte arbeitete sie bis zur Geburt ihres ersten Kindes. Zwei weitere Kinder wurden den Eheleuten Ruepp geschenkt, die in der Landstraße 4 in Orsenhausen wohnen. „Wir haben nicht bald geheiratet, aber für die diamantene Hochzeit hat es noch gereicht“, blicken sie voller Zufriedenheit auf ihr langes gemeinsames Leben zurück, „in dem wir immer ausgekommen sind miteinander“.

Die beiden, 91 und 88 Jahre alt, sind hellwach im Kopf, „das Fußwerk macht nicht mehr so mit“, betonen sie. Genau 60 Jahre nach ihrer kirchlichen Trauung, die damals wahrlich viel Aufregung mit sich brachte, feiern sie am Samstag mit Pfarrer Moosmayer aus Rot einen Gottesdienst in der Kirche in Bühl. Bezüglich der Genehmigung dürfte es deses Mal keine Probleme geben.

„Wir wollen dem Herrgott danken, dass wir schon so lange zusammen sein dürfen“, sagt Franz Xaver Ruepp. Im engsten Familienkreis – unter anderem mit ihren drei Kindern und den zwei Enkelkindern – wird dann abends in einem Restaurant auf das besondere Ehejubiläum angestoßen.