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Viele Besucher beim Tag der Archive in Ochsenhausen

Ochsenhausen / Lesedauer: 3 min

Veranstaltung findet zum ersten Mal in Ochsenhausen statt
Veröffentlicht:10.03.2020, 17:56

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Die Stadt Ochsenhausen hat sich am vergangenen Sonntag zum ersten Mal am bundesweit stattfindenden Tag der Archive beteiligt und zwar mit allen drei Archiven: dem Stadtarchiv Ochsenhausen, dem Ortsarchiv Reinstetten und dem Ortsarchiv Mittelbuch. Alle drei sind im Untergeschoss der Kapfhalle in Ochsenhausen untergebracht. Bereits kurz nach Eröffnung der Veranstaltung war das Foyer der Kapfhalle voll gefüllt mit Besuchern, die Einblick nehmen konnten in die Archivarbeit.

Zuständig für alle drei Archive ist Stadtamtfrau Christel-Luise Haug . Sie archiviert mit fachlicher Unterstützung des Biberacher Kreisarchivs das gesamte Material. Am Sonntag lagen die Findbücher, unter Archivaren auch Repertorien genannt, zu den Archiven aus. Das jüngste Repertorium listet mehr als 2020 Bände des Stadtarchivs aus den Jahren 1502 bis 1986 auf. Christel-Luise Haug hat es erstellt. Das Findbuch ist auch digital verfügbar. Etliche Besucher brachten alte Handschriften mit, die mit Hilfe der ehrenamtlichen Helfer entziffert wurden.

Was ist ein Archiv?

Der Heimatforscher und Vorsitzende der Interessengemeinschaft Heimatforschung im Kreis Biberach, Johannes Angele aus Reinstetten, präsentierte nicht nur das Bildarchiv, wobei Bilder aus allen drei Archiven am Monitor gezeigt wurden, er erklärte den Besuchern auch den Begriff „Archiv“. „ Zuerst wollten wir mit dieser Ausstellung den Menschen deutlich machen, dass die Stadt Ochsenhausen ein umfassendes Archiv besitzt“, führte Angele aus. „Das Archiv ist das Gedächtnis der Stadt und dient neben der Archivierung von Verwaltungsvorgängen auch der Familien- und Firmenforschung und der Erforschung der Heimatgeschichte“, erklärte er den interessierten Besuchern. Aus allen drei Archiven waren besondere Archivalien ausgestellt. So war das älteste Dokument über den Untertanenvertrag von 1502 vom Notar im Ruhestand Hans Peter Baumann transkribiert, also in eine moderne Schrift übertragen worden. Die Holzabteilungsverordnung von 1786 mit den Siegeln von Abt Romualdus Weltin und Prior Baumeister gab es in der Ausstellung zu bestaunen. Alle drei Standesamtsarchive stellten ihre Geburtsregister, Sterberegister und Familienhauptregister aus. Diese befinden sich seit 1876 in den gemeindlichen Archiven, zuvor wurden nur Kirchenbücher geführt. Bei Christine Müller, der Verfasserin der Geschichte der Karnevalgesellschaft Ochsenhausen, holten sich viele Besucher Hinweise zur Ahnenforschung. Müller hatte den Stammbaum der Familie Leimgruber erstellt.

Aus der Bibliothek des Archivs wurden neben Mitteilungsblättern, Chroniken, Weihnachtsbriefen und alten Ausgaben des Rottum-Botens auch zahlreiche Veröffentlichungen, Transkripte und Omnibusfahrpläne ausgestellt. Buchautor Frank Heckelsmüller gab den Besuchern Hinweise zur Forschung und Einordnung der Familiengeschichte in die Zeit- und Weltgeschichte. Heckelsmüller ist Gymnasiallehrer, stammt aus Ochsenhausen und hat unter anderem Geschichte studiert. Sehr gekonnt und erfolgreich hat er in drei Büchern die Familiengeschichte seines Großvaters Franz Fricker aufgearbeitet, was nur dank seiner Archivrecherchen möglich war.

Erinnerungen an Kindheit und Jugend werden aufgefrischt

Viele ältere Einheimische waren auch zum ersten Tag der Archive in Ochsenhausen gekommen. Die ausgestellten Archivalien weckten bei ihnen Erinnerungen an ihre Kindheit und an ihre Jugendzeit. „Woischt no, Gretel, wo die Rottum no offa war, durch de ganz Stadt naa“, fragte eine Besucherin, die extra an diesem Sonntag aus Karlsruhe angereist war, ihre Gesprächspartnerin. „Jo freile“, antwortete diese. „Wir send als Kender mit’m Schlitta d’ Biberacher Stroß runtergfahre.“ „Mach des heit amol, no bischt he“, sagte sie lachend.

Andreas Denzel, Bürgermeister von Ochsenhausen, zeigte sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung. „Dabei wurde lange beraten, ob diese Ausstellung wegen des Coronavirus überhaupt stattfinden kann und ob überhaupt Besucher kommen würden, aber diese Beteiligung war grandios“, meinte er. Er dankte allen ehrenamtlichen Heimatforschern für ihr Engagement und Herzblut bei den Vorbereitungen zum Tag der Archive. Einen besonderen Dank richtete er an die mitwirkenden Heimatforscher und den Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Heimatforschung im Kreis Biberach , Johannes Angele, für deren tatkräftige Unterstützung.