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Saisonabschlussfest

Der Trainer ist zum Zuschauen verdammt

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Nach seiner Strafe ist Uli Liebsch in Heilbronn gesperrt – Jäger und Oravec übernehmen
Veröffentlicht:26.03.2012, 18:25

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Das Saisonende in der 2. Eishockey-Bundesliga war in Ravensburg bereits geplant. Am Samstag hätte in der Eissporthalle das Saisonabschlussfest gefeiert werden sollen. Voraussetzung dafür war eine Niederlage des Meisters am Freitagabend bei den Heilbronner Falken.

Doch die Ravensburger wollten – allen Widrigkeiten zum Trotz – noch nicht die Segel streichen. Sie gewannen am Freitag, und sie gewannen am Sonntag. Statt Saison-Aus heißt es jetzt 3:3, die Serie wird am Dienstag in Heilbronn entschieden. Die Ansetzung der Feier während der laufenden Serie mag fragwürdig erscheinen, die Spieler der Towerstars jedenfalls haben das richtige Zeichen gesetzt.

Weder von der Verletztenliste noch vom Ausschluss ihres Trainers ließ sich Ravensburg beeindrucken. Ohne Liebsch übernahm die Traineraufgaben. „Es war eine gute Erfahrung“, so Jäger, „aber ich hatte schon etwas Angst vor Wechselfehlern.“ Es ging jedoch alles gut, auch weil Jäger als Assistenten Christopher Oravec und Brian Maloney zur Seite standen. „Beide haben ihren Sachverstand bewiesen“, lobt Jäger, der zugibt, von der Art und Weise des Towerstars-Comebacks „emotional berührt“ zu sein.

Am Montag kam für die Towerstars aber die Hiobsbotschaft. Trainer Liebsch ist nach seiner Strafe auch am Dienstag in Heilbronn zum Zuschauen verdammt. „Da sind mir einfach die Emotionen durchgegangen“, sagt Liebsch zu der Szene, als er vor Wut seine Taktiktafel auf das Eis schmiss. „Das darf mir eigentlich nicht passieren, kommt aber leider manchmal vor.“ Ab 60 Minuten vor bis 30 Minuten nach der Partie wurde Liebsch nun von der ESBG ein Kontaktverbot mit der Mannschaft auferlegt. „Die Ansprache in der Kabine kann ich noch machen“, sagt der verhinderte Trainer. „Dann setze ich mich auf die Tribüne.“ Jäger übernimmt wieder den Job an der Bande. Oravec bleibt ihm als Helfer, Maloney nicht. Der Kanadier wurde am Montag in München operiert.

„Lieber stehe ich selber auf dem Eis“, sagt Oravec über seine neue Rolle. „Aber wenn es gut geht, ist es mir auch recht.“ Die verletzten Stürmer Oravec und Maloney standen im wahrsten Sinne des Wortes hinter der Mannschaft. „Drei Trainer, das kommt auch selten vor“, meint Stefan Vogt . „Aber das zeichnet uns derzeit aus. Jeder ist für jeden da.“

Und viele beißen auf die Zähne. Auch Stefan Vogt. Wegen Magen-Darm-Problemen musste der Stürmer am Freitag früh passen. „Am Sonntagmittag wusste ich noch nicht, ob ich abends spielen kann.“ Vogt konnte – und musste nach Slavetinskys Disziplinarstrafe sogar als Verteidiger aushelfen. „Ich habe gemerkt, dass ich nicht bei 100 Prozent bin“, sagte Vogt. „Aber es sind schließlich Play-offs.“

Zum siebten Spiel könnten Tobias Bräuner (Magen-Darm) und Konstantin Schmidt (Fieber) zurückkommen. Markus Busch ist nach seiner Sperre wieder dabei. Nach dem 3:3-Ausgleich wollen die Towerstars mehr. „Bis auf Spiel eins waren wir die bessere Mannschaft“, sagte Jäger. „Deshalb wäre ein Aus schade.“ Egal, wie die Partie in Heilbronn endet, der Sportliche Leiter ist beeindruckt: „So etwas habe ich in der Form noch nicht erlebt. Was gerade passiert, ist unglaublich stark.“

Auch Liebsch ist beeindruckt: „Ich bin schon lange im Eishockey dabei“, sagte der Trainer am Sonntagabend, „aber diese Moral meiner Mannschaft kann ich mit Worten fast nicht beschreiben.“ Ein Wort fand Liebsch dann doch noch: „Unglaublich.“ Das fanden auch die Fans, die auf die Abschlussfeier wahrscheinlich gerne noch warten würden.