Tischtennis

TTF verpassen Riesenchance

Ochsenhausen / Lesedauer: 4 min

Tischtennis, Halbfinale Champions League: Ochsenhausen schlägt Düsseldorf 3:2
Veröffentlicht:18.03.2018, 18:32

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Die TTF Liebherr Ochsenhausen haben sich die Chance erhalten, das Finale der Tischtennis-Champions-League zu erreichen. Die Oberschwaben gewannen das Halbfinal-Hinspiel gegen Rekordmeister Borussia Düsseldorf in eigener Halle mit 3:2. Die TTF vergaben dabei die Chance, das Spiel sogar mit 3:0 zu gewinnen. Das Rückspiel findet am 6. April in Düsseldorf statt.

Die Uhr in der Dr.-Hans-Liebherr-Sporthalle zeigte am Freitagabend genau 22.39 Uhr an und die meisten der 550 Zuschauer hatten die gesamte Spielzeit von mehr als dreieinhalb Stunden ausgeharrt. Simon Gauzy hatte gerade den Matchball gegen Anton Källberg verwandelt und damit den 3:2-Erfolg seiner Mannschaft unter Dach und Fach gebracht. Der 23-jährige Franzose fiel auf die Knie und die Zuschauern feierten ihn mit tosendem Applaus. Aber nicht nur Gauzy bekam die Ovationen der Fans ab, auch Hugo Caldernao und Jakub Dyjas durften sich feiern lassen. „Ich bin glücklich, weil ich weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe und wir am Ende doch noch gewonnen haben“, fasste Calderano seinen Gemütszustand kurz nach Spielende zusammen.

Auch wenn dem 21-jährigen Brasilianer an diesem Abend kein Sieg gegen Timo Boll gelang wie noch eine Woche zuvor beim Platinum-Turnier in Doha , als Calderano die aktuelle Nummer eins der Welt mit 4:1 abfertigte. Diesmal behielt Boll mit 3:2 nach einem 1:2-Rückstand noch die Oberhand. „Ich war vielleicht nicht ganz so locker wie in Doha, weil ich auch kaum Zeit hatte zu regenerieren und zu trainieren“, versuchte Calderano die Niederlage zu erklären. Timo Boll selbst wusste auch keine schlüssige Erklärung. „Heute hatte ich das bessere Ende für mich und in den beiden Schlusssätzen vielleicht den besseren Lauf.“ Calderano hatte schon zu Beginn der Partie gezeigt, dass er derzeit in Topform ist. Gegen einen auch sehr gut aufgelegten Källberg gelang ihm ein überzeugender Viersatzsieg.

Die Zuschauer feierten Calderano und machten Simon Gauzy noch mehr Mut, es mit Boll aufzunehmen. Warum auch nicht? Schließlich hatte der 23-jährige Franzose schon des Öfteren gegen den mittlerweile 37-jährigen Odenwälder gewonnen. Öfter jedenfalls, als viele andere Weltklassespieler. Aber da war ja noch die Rückenverletzung des Weltranglistenachten. Drei Monate hatte er unter der Verletzung, verbunden mit heftigen Schmerzen, gelitten. Erst seit drei Wochen ist er wieder im Wettkampfmodus. Am vergangenen Mittwoch hatte er selbst bei der Pressekonferenz sein Leistungsvermögen mit 70 Prozent beziffert. Doch die reichten an diesem Abend gegen einen Boll und auch in der Schlusspartie gegen Källberg. „Gauzy ist heute der Matchwinner, aber auch Calderano hat erneut überzeugt“, war TTF-Präsident Kristian Pejinovic zufrieden, obwohl die Chance zur Sensation zum Greifen nahe war.

Nach den Siegen von Calderano und Gauzy führte Ochsenhausens Nummer drei, Jakub Dyjas, schon mit 2:1-Sätzen und 5:1-Punkten im vierten Satz. „Jakub hat es vielleicht nicht realisiert, was in diesem Moment passieren hätte können“, sagte Trainer Dubravko Skoric. „Trotzdem kein Vorwurf an Jakub.“ Der amtierende polnische Meister hatte es in der Hand, für die große Sensation zu sorgen und die Halle zum Beben zu bringen. „Ich kann es nicht sagen, woran es gelegen hat. Ich war mit meiner Vorbereitung auf das nächste Spiel beschäftigt“, hatte auch Hugo Calderano keine Kollegenschelte auf den Lippen, ebenso wie Gauzy: „Jakub hat alles versucht. Es hat leider nicht geklappt.“

German Open in Bremen

Skoric wird mit seinem Team das Spiel analysieren, auch wenn er kaum Zeit hat, mit den Spielern zu arbeiten, denn am Dienstag beginnen die German Open in Bremen. „Die Spieler sind jetzt in einer echten Stressphase und spielen fast durch – im wahrsten Sinne des Wortes“, betonte Pejinovic, der am Mittwoch die Namen der zwei neuen Spieler für die neue Saison bekannt geben will. Danach gelte wieder die gesamte Konzentration dem Rückspiel im Düsseldorfer Tischtenniszentrum.

Bei einem 3:2-Sieg und einem 13:10-Satzverhältnis müssen sich die TTF auch nicht verstecken. „Wir sind noch lange nicht im Endspiel. Das Spiel in Düsseldorf muss erstmal gewonnen werden“, so Timo Boll. „Das wird kein Selbstläufer.“ Darauf setzt auch Hugo Calderano: „Wir können auch in Düsseldorf gewinnen. Das haben wir schon bewiesen.“ Auch wenn dann die frenetische Unterstützung der eigenen Fans fehlen wird.

Play-off-Teilnahme perfekt:

Die TTF Liebherr Ochsenhausen haben ihr gelungenes Wochenende am Sonntag mit einem 3:0-Sieg in der Tischtennis-Bundesliga gegen den TTC Zugbrücke Grenzau abgerundet und zugleich die Play-off-Teilnahme klargemacht. Schützenhilfe leistete der 1. FC Saarbrücken, der durch einen klaren 3:0-Sieg gegen Werder Bremen den Norddeutschen alle Chancen auf das Erreichen der Endrunde nahm. Ochsenhausens Jakub Dyjas besiegte zum Auftakt Kirill Gerassimenko mit 3:1 (4:11, 11:4, 11:6, 15:13). Für die 2:0-Führung der TTF sorgte Simon Gauzy, der Constantin Cioti keine Chance ließ (11:5, 11:4, 12:10). Etwas mehr Mühe hatte die Nummer drei der TTF Joao Geraldo gegen Jörg Schlichter, der über fünf Sätze (11:6, 9:11, 11:3, 10:12, 11:3) gehen musste.