Bescheidenheit

TTF setzen auf die Jugend

Ochsenhausen / Lesedauer: 5 min

Tischtennis: Ochsenhausen geht mit der jüngsten Mannschaft der gesamten Bundesliga in die Saison
Veröffentlicht:21.08.2014, 21:40

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Bescheidenheit ist mit Blick auf die kommende Saison beim Tischtennis-Bundesligisten TTF Liebherr Ochsenhausen angesagt. Im vergangenen Jahr waren noch das Erreichen der Play-offs in der Meisterschaft, das Viertelfinale in der Champions League und das Finale im Pokal als Minimalziele ausgegeben worden. Für die neue Saison formulierte TTF-Präsident Kristijan Pejinovic diesmal einen Mittelfeldplatz in der Bundesliga als Saisonziel. International sind die Ochsenhauser als Team im Spieljahr 2014/2015 nicht vertreten, der Fokus ist auf die Bundesliga und den Pokal gerichtet.

Die TTF setzen in der am kommenden Sonntag, 24. August, mit dem Heimspiel gegen den TTC Hagen (15 Uhr, BSZ-Halle in Biberach) beginnenden Saison auf die Jugend. Dies wird bereits mit dem Blick auf den Kader sichtbar: Der Engländer Liam Pitchford ist 21 Jahre alt, der Russe Kirill Skachkov 27, der Franzose Simon Gauzy 19. Komplettiert wird das Quartett durch den brasilianischen Zugang Hugo Calderano (18), der auf Ex-Olympiasieger Ryu Seung Minh folgte, der die Ochsenhauser nach der vergangenen Saison verließ. Mit einem Schnitt von gut 20 Jahren stellen die TTF die jüngste Mannschaft der gesamten Bundesliga. „Wir wollen in der Bundesliga einen guten Mittelfeldplatz, Rang fünf oder sechs, erreichen“, erläuterte TTF-Präsident Kristijan Pejinovic das Saisonziel. „Die Play-offs würden wir natürlich mitnehmen. Wir werden aber keinen Druck machen.“ Um die Spieler nicht zusätzlich zu belasten, werden die TTF in dieser Saison international nicht antreten. „Diesmal im Ettu-Cup zu spielen hätte nichts gebracht. Man hätte zwei bis drei Heimspiele mehr gehabt. Aber man hätte die jungen Spieler in eine Mühle reingesteckt.“

Eine Hierarchie im Team gebe es noch nicht, diese werde sich bis Dezember entwickeln. Warum die neue Philosophie, auf die Jugend zu setzen? „Unser zukünftiges Ziel ist es, die Spieler aus dem eigenen Liebherr Masters College (LMC) zu generieren. Alles andere wäre nicht authentisch“, so Pejinovic.

Daher haben die TTF auch keinen erfahrenen Hochkärater als Nachfolger für Ryu verpflichtet, sondern den jungen Hugo Calderano, der auch zum Ausbildungszentrum LMC gehörte. Er war als einziger Spieler nicht bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz vertreten, da er bei der Jugend-Olympiade weilt, wo er die Bronzemedaille im Einzel gewann (siehe Text links). „Wir hätten ein Jahr verloren mit einer neuen Nummer eins. So gewinnen wir ein Jahr“, sagte der TTF-Präsident. Die neue Philosophie wird auch von den Sponsoren mitgetragen. „Wir stehen voll dahinter, das zeigt ja auch, dass wir beim Liebherr Masters College voll dabei sind“, sagte beispielsweise Bernhard Kösler vom Hauptsponsor Liebherr. Es sei logisch, dass man den Weg unterstützt, dass jemand aus dem LMC in die Bundesliga kommt.

Skoric findet Philosophie sehr gut

TTF-Trainer Dubravko Skoric, der mit seinem früheren Verein Villette Charleroi fünfmal die Champions League gewonnen hat, findet die neue Philosophie sehr gut. „Es würde mir nichts bringen, einen weiteren Titel mit Charleroi oder Orenburg zu gewinnen. Ich glaube an das Projekt“, so der 53-Jährige. „Für mich ist es nicht hart, daran mitzuarbeiten, Ochsenhausen in der Zukunft in Europa nach vorn zu bringen.“ Im Moment sei es sein Ziel, die jungen Spieler zu verbessern, da es ein Projekt für die nächsten drei bis vier Jahre sei.

Angst davor zu einem Ausbildungsverein zu werden, herrscht in Ochsenhausen nicht. „Wir haben Strukturen geschaffen, der Verein ist eine Marke, hat eine Tradition und ist sehr bekannt. Die Spieler wollen hier spielen“, sagte Kristijan Pejinovic. Zudem seien auch entsprechende Verträge am LMC entwickelt worden, um die Spieler zu halten. „Wir wollen nicht zu einem Freiburg mutieren“, so der TTF-Präsident in Anspielung auf den Fußball-Bundesligisten, der einen Ruf als Ausbildungsverein hat. Deshalb sei auch das Trainerteam mit Michel Blondel, dem langjährigen Cheftrainer der französischen Nationalmannschaft, aufgestockt worden.

Blondel neuer Sportdirektor

Blondel wurde im Januar als neuer LMC-Cheftrainer verpflichtet und auf der Pressekonferenz als Sportdirektor – dieser Posten wurde neu geschaffen – vorgestellt. Er soll laut Pejinovic überwachen, ob die ausgegebenen strategischen Ziele erfüllt werden. „Er hat dies schon im französischen Verband gemacht und die jungen französischen Spieler vorangebracht“, erläutert Pejinovic die Funktion von Blondel. Bisher habe er dies alles allein gemacht. „Er soll mich dabei unterstützen und ein Ohr für alle Spieler haben.“ Der TTF-Präsident hofft darauf, in den nächsten drei bis vier Jahren wieder einen Titel nach Ochsenhausen zu holen. Doch zunächst steht die kommende Saison an, für die das bescheidene Ziel, einen guten Mittelfeldplatz zu belegen, angepeilt wird.

TTF-Heimspiel gegen Düsseldorf in Neu-Ulm

Die TTF Liebherr Ochsenhausen tragen ihr Heimspiel gegen Borussia Düsseldorf am 19. Oktober (15 Uhr) in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm aus. Dies sagte TTF-Präsident Kristijan Pejinovic vor Ort bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz des Tischtennis-Bundesligisten. Bereits vor vier Jahren habe es schon Gespräche mit den Ulmer Verantwortlichen gegeben. Die Arena sei prädestiniert für ein Heimspiel der TTF. „Wir hoffen dadurch mehr Zuschauer zu begeistern“, sagt Pejinovic. Nach seinem Wunsch soll an das Spiel gegen Borussia Düsseldorf in der Kuhberghalle 2008 angeknüpft werden, das ausverkauft gewesen sei. „Damals haben wir gewonnen, auch der sportliche Erfolg war da. „Es gibt eine Zusage, dass Timo Boll spielt, sofern er nicht verletzt sein sollte“, sagt Pejinovic mit Blick auf den 19. Oktober. Der Kartenvorverkauf habe schon begonnen. Tickets sind online erhältlich unter: www.ratiopharmarena.de .

Ein Beitrag zur Pressekonferenz (PK) der TTF Liebherr Ochsenhausen ist am Freitag ab 18 Uhr beim Fernsehsender Regio TV im Journal zu sehen. Außerdem gibt es ein Video von der PK im Laufe des Freitags im Internet zu sehen unter der Adresse

www.schwaebische.de