Riesenandrang

Da rockt sogar Mozart

Friedrichshafen / Lesedauer: 2 min

Volles Haus beim Gastspiel des Landesgospelchors „Gospelicious“ in St. Columban
Veröffentlicht:09.01.2012, 10:45

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Gospels haben bei den Chören von St. Columban Tradition, doch so einen Riesenandrang wie beim Konzert des Landesgospelchors Baden-Württemberg „Gospelicious“ hatte Kantorin Marita Hasenmüller sich nicht zu erträumen gewagt. Gerne hatte sie zugesagt, als Chorleiter Jörg Sommer bei ihr angefragt hatte, doch dass zuletzt kein einziger Platz mehr frei blieb, als die dreißig jungen Sängerinnen und Sänger zusammen mit einer dynamischen Profi-Band ihre mitreißenden Songs in den weiten Kirchenraum von St. Columban schickten, war doch überwältigend. Strahlend stellte Jörg Sommer fest: „Wir haben selten so eine volle Kirche gehabt wie heute.“ Und die hatte der inspirierte Chor auch redlich verdient.

Aus ganz Baden-Württemberg kommen die Sänger dieses einzigen Landesgospelchors der Bundesrepublik. 1994 wurde der Auswahlchor als Ensemble des Landesmusikrats gegründet, in zwei Arbeitsphasen im Jahr kommt er zusammen und studiert neue Songs ein, die einerseits die Vitalität, Emotionalität und Spiritualität der schwarzen Gospelchöre weiterführen, aber in stilistischer Vielfalt Einflüsse von Gospel, Blues, Latin, Funk, Pop und Hip-Hop, ja auch von europäischen Klassikern aufnehmen, wie das „etwas modernisierte und bearbeitete“ Sanctus aus Mozarts Requiem zeigte.

Im Mittelpunkt des überkonfessionellen Chors soll die christliche Botschaft stehen, wobei natürlich die überwiegend auf Englisch gesungenen Songs das Textverständnis erschweren. Was ins Bewusstsein dringt, ist der elektrisierende Sound und Rhythmus, es sind aber auch die vielfach wiederholten einprägsamen Sätze wie „I hear Jesus calling me“ oder „now I’m feeling free“. Folgen wir also getrost der Aufforderung „Listen with your heart, listen with your soul“ im Song, den Bassist Andreas Reif für „Gospelicious“ geschrieben hat.

In einer dynamischen Bühnenperformance, die mit einer Choreografin erarbeitet wurde, singen die 16- bis 26-Jährigen groovige Songs und stimmungsvolle Balladen. Dabei ist jeder für sich so stimmkräftig, dass fast alle im Laufe des Abends als Solisten, im Duo oder Trio nach vorne kommen und im Wechselspiel mit dem Chor mitreißen. In die nachweihnachtliche Zeit hinein sangen sie Lieder für den „newborn King“, Lieder von der Hoffnung wie „Please, hear my song, take me by your hand“ und „give me a sign“ und Stücke aus einem Werk für Gospelchor.

Der präzise Chor bestach im Einklang mit der Band, aus der immer wieder starke Soli von Sax, Gitarre oder Piano herausragten, aber auch in eindrucksvollem A-cappella-Gesang. Blaues und rotes Licht unterstrich zudem die Stimmungen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, die Tontechnik stimmte – da stimmten die begeisterten Zuhörer zuletzt zu gerne ein in den Song „O happy day“.