Filzerei

Filz küsst Kunst

Ochsenhausen / Lesedauer: 3 min

Ochsenhauser Künstlerinnen Annette Rehm und Karina Zenglein stellen im Fruchtkasten aus
Veröffentlicht:06.09.2016, 17:54

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Ihre Leidenschaft könnte nicht unterschiedlicher sein: Während Karina Zenglein die Malerei liebt, ist Annette Rehm der Filzerei verfallen.

Dennoch haben die Frauen zwei Gemeinsamkeiten: beide leben in Ochsenhausen, beide stellen am 22. Oktober im Fruchtkasten ihre Werke aus. Filz küsst Kunst – so lautet das Motto der Ausstellung zweier Künstlerinnen, die gleich stark für die Kreativität brennen und diese dennoch ganz unterschiedlich ausüben.

Auf einem etwa 1,80 Meter hohen Brett ragt die Himmelskönigin empor. Sie hat Narben, Schrammen ziehen sich durchs Holz. Karina Zenglein hat die Königin in schwarz gemalt, um die Figur herum dominieren Blautöne. „Blau ist meine Lieblingsfarbe, weil Blau in der Kunsttherapie für das Finden zu sich selbst steht“, sagt Zenglein. Zu sich selbst finden – das musste auch die 40-Jährige nach ihrer Krebserkrankung: „Während der Reha habe ich die Kunst kennengelernt. Sie half mir dabei, meine Ängste und Schmerzen zu vergessen.“

Künstler lernen nie aus

Heute, fast sieben Jahre nach der Diagnose, quälen sie noch immer Schmerzen in der Bauchgegend. Vielleicht auch deshalb hat sie nie mehr von der Malerei lassen können. Angefangen mit Acryl- und Pastellfarben bevorzugt sie inzwischen die Gouache-Technik. Bei dieser werden wasserlösliche Farbpigmente mit kreideartigem Pulver und einem Bindemittel angerührt. Sie sagt: „In der Malerei lernt man nie aus. Ich wollte immer mehr wissen und habe deshalb eine dreieinhalbjährige Ausbildung zur Kunsttherapeutin gemacht.“

Dieses nie Auslernen kennt auch die 49-jährige Annette Rehm: „Die Filzerei ist eine Handwerkskunst, bei der es immer weitergeht.“ Durch Zufall stolperte sie in die Welt der Filzerei, entdeckte ein Buch über Strickfilzen. Vor drei Jahren fing alles „mit witzigen Hausschuhen an“, danach suchte sie im Internet nach weiteren Ideen und „verschlang regelrecht Zeitschriften“, wie die Ochsenhauserin erzählt. Der Filz muss geknetet, gerollt und geworfen werden – sie habe für sich ein Ventil gefunden, um überschüssige Energie loszuwerden.

Lieblingsstücke harmonieren

Ihr Schwerpunkt liegt auf der Filzerei von Kleidungsstücken. Eines ihrer ersten Werke, eine Weste mit Keramikschnecken, Holzknöpfen und Perlen, hat die Farbe blau. Sie sagt: „Selten habe ich das Gefühl, dass es nichts gibt, was ich verbessern könnte. Bei dieser Weste habe ich genau das Gefühl.“

Dass Rehms und Zengleins Lieblingsstücke wegen des Blautons so gut miteinander harmonieren, mag Zufall sein. Dennoch zeigen die Werke, wie ähnlich sich die Frauen in ihrem Schaffen sind. Beide lieben das Spiel mit den Farben, lassen sich von ihrer Kreativität treiben, blenden beim künstlerischen Arbeiten alles andere aus. Die Idee zur gemeinsamen Ausstellung hatten aber nicht die Künstlerinnen, sondern Annette Rehms Tochter Jessica. Sie brachte die beiden Frauen zusammen, übernimmt mit der Gestaltung von Flyern und Plakaten, der Musikauswahl und dem Besorgen des Laufstegs den Großteil der Organisation. „Ohne sie würden wir es nicht schaffen“, sind sich Rehm und Zenglein einig.

Fruchkasten hat eine besonderes Ambiente

Die Werke für die Ausstellung im Fruchtkasten haben die Künstlerinnen fast fertig. Trotzdem gibt es noch einiges zu tun, wie zum Beispiel die Anordnung der Ausstellungsstücke. „Das ergibt sich meistens erst vor Ort“, weiß Zenglein aus Erfahrung. Sie stellte im Jahr 2014 bereits im Fruchtkasten mit Evelyn Schmid aus. Bei Rehm stehen noch die Anproben für die Modenschau an.

„Wir wollen eine Modenschau, die Spaß macht. Deshalb laufen keine Profimodells auf dem Laufsteg, sondern ganz normale Menschen wie wir“, sagt Annette Rehm. Der Fruchtkasten, in dem die Ausstellung am Sonntag, 22.Oktober, ab 15 Uhr stattfindet, haben die Frauen nicht zufällig ausgewählt. Zenglein sagt: „Der Fruchtkasten hat ein ganz besonderes Ambiente. Wir hoffen die Besucher haben genauso Spaß, wie wir es bei den Vorbereitungen haben.“