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Lebensschicksal

Ausstellung lässt tragisches Lebensschicksal lebendig werden

Ochsenhausen / Lesedauer: 3 min

Ausstellung lässt das tragische Lebensschicksal der Ordensschwester lebendig werden
Veröffentlicht:01.07.2018, 19:33

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Der Schöpferin der berühmten Hummel-Kinder ist die diesjährige große Sommerausstellung in Ochsenhausen gewidmet. Unter dem Titel „Künstlerin und Klosterfrau“ stellt die städtische Galerie im Fruchtkasten des Klosters von Sonntag, 8. Juli, bis zum 7. Oktober das künstlerische Werk von Berta Hummel (1909 bis 1946) vor. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die lieblichen Kinderzeichnungen, sondern ihre bisher weitgehend unbekannten Landschaftsbilder, Stillleben und Porträts.

Dieses Hummel-Porträt zeigt Rita Edenkofer mit Kasper im Jahr 1936. Zeichnungen wie diese gibt es in der Ausstellung ab Sonntag, 8. Juli, zu entdecken.

„Der Welt meistgeliebte Kinder“ – so wurden einmal die populären Hummel-Figuren genannt, die seit ihrer ersten Präsentation in den 1930er-Jahren die ganze Welt begeisterten. In Deutschland soll einst jeder zweite Haushalt eine Hummel-Figur besessen haben. Die Figuren fanden aber auch weltweit eine große Anhängerschaft, vor allem in den USA. Als Markenzeichen für die niedlichen Geschöpfe wurde eine Hummel verwendet, eine Anspielung auf den Namen ihrer Schöpferin: die Nonne Maria Innocentia Hummel aus dem bei Bad Saulgau gelegenen Kloster Sießen.

Hoffnungsvolle Künstlerlaufbahn

Schwester Maria Innocentia wird 1909 als Berta Hummel im niederbayerischen Massing geboren. Schon früh wird ihre künstlerische Begabung erkannt und gefördert. Die Eltern ermöglichen ihr ein Kunststudium in München – in der damaligen Zeit für ein Mädchen alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Berta Hummel genießt bei ihren Professoren hohe Anerkennung und schließt ihr Studium als Jahrgangsbeste ab. Eine hoffnungsvolle Künstlerlaufbahn liegt vor ihr.

Doch Berta Hummel stellt die Weichen für ihr Leben anders: 1931 tritt sie als Ordensschwester in das bei Bad Saulgau gelegene Kloster Sießen ein. Dort leitet sie die klostereigene Paramenten-Werkstatt und gibt Zeichenunterricht an einer katholischen Schule. Die Eifrigen unter ihren Zeichenschülern belohnt die junge Franziskanerin mit Fleißbildchen: Zeichnungen liebenswerter und unbeschwerter Kinder, welche die Freude fröhlicher Kindertage widerspiegeln. Die Hummel-Kinder sind geboren. Verlage bringen große Auflagen auf den Markt und machen Schwester Maria Innocentia Hummel fast über Nacht berühmt.


Berta Hummel (1909 bis 1946)

1934 wird der oberfränkische Porzellanhersteller Goebel auf die Kinderbilder Berta Hummels aufmerksam. Als 1935 die ersten Hummel-Figuren auf den Markt kommen, beginnt eine heute kaum mehr vorstellbare internationale Erfolgsgeschichte. Im Lauf der Jahre entstehen etwa 400 verschiedene Figuren mit einer Auflage von vielen Millionen Stück. Doch Berta Hummel kann sich am Erfolg ihrer Hummel-Kinder nicht lange erfreuen. Nach schwerer Krankheit stirbt sie 1946 im Alter von nur 37 Jahren.

Erst nach und nach begann man, hinter das Markenzeichen der Hummel zu schauen. Mit überraschendem Resultat, denn zum Vorschein kam das bisher fast unbekannte Werk einer Künstlerin, das in seiner Qualität und Vielfalt meilenweit von der schablonenhaften „heilen Welt“ ihrer Kinderbilder entfernt ist. Neben den Hummelkindern steht auch diese „andere“ Berta Hummel im Mittelpunkt der Ausstellung in Ochsenhausen. Viele der gezeigten Arbeiten werden erstmals einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Zugleich lässt die Ausstellung das tragische Lebensschicksal einer Künstlerin lebendig werden, die Opfer ihrer eigenen Popularität wurde und der im Spannungsfeld zwischen Glaube, Kunst und Kommerz die letzte künstlerische Vollendung versagt blieb.


Hummel-Stilleben mit grüner Flasche.