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Mit 73 noch auf dem Platz: Mietinger pfeift seit 50 Jahren als Schiri

Mietingen / Lesedauer: 3 min

Anton Rolser ist in Mietingen für 50-jähriges Engagement als Schiedsrichter geehrt worden
Veröffentlicht:08.06.2022, 11:00

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Seit 50 Jahren steht Anton Rolser schon als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz. Dafür ist der 73-Jährige nun vom Sportverein Mietingen geehrt worden – unter anderem mit einer goldenen Schiedsrichterpfeife. Ottmar Dentler sprach mit dem Schiri-Urgestein über Erlebnisse, die ihm besonders in Erinnerung geblieben sind und ob er nun seine Kickschuhe an den Nagel hängt.

Herr Rolser, warum sind Sie vor 50 Jahren Schiedsrichter geworden?

Rolser: Der Sportverein Mietingen hatte zu dieser Zeit großen Schiedsrichtermangel. Darum hat mich der damalige Vereinsvorstand Adolf Jerg so lange bearbeitet, bis ich letztendlich zugesagt habe. Und weil ich damals mit Anfang 20 noch kein Auto besaß, hat mich der Adolf mit seinem Auto immer zu den Schulungen nach Biberach gefahren. Dass ich so lange Schiri bleibe, hätte ich damals aber nie gedacht.

Wie war Ihr erstes Spiel als Schiedsrichter für Sie?

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Mein erstes Spiel war ein A-Jugend-Pokalspiel: Schwendi gegen Gutenzell in Schwendi. Natürlich war ich dabei sehr aufgeregt, aber es ist einigermaßen gut gelaufen.

Und wie viele Spiele haben Sie seitdem bis heute gepfiffen?

Das müssten knapp 2000 Spiele sein.

Welche Spiele sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Mein zweites Spiel war dann in Baustetten. Es spielten die Reserven von Baustetten gegen Bronnen. Das war ein kampfbetontes Spiel und ich war dabei echt überfordert. Vier Wochen später hatte ich die A-Jugend Schemmerberg gegen Mittelbiberach, da ist es für mich auch nicht so gut gelaufen. Nach dem Spiel wollte ich ins Sportheim, um mir meine Spesen auszahlen zu lassen. Doch der Trainer von Schemmerberg hat zu mir gesagt: „Nein Schiri, du gehst jetzt nicht ins Sportheim sondern zu deinem Auto und wartest da auf mich. Ich bringe dir dann deine Spesen zum Auto.“ Wahrscheinlich saßen im Sportheim einige aufgebrachte Zuschauer. Der Trainer empfahl mir darum, lieber nach Baltringen zu fahren und dort einzukehren.

Wie viele Rote Karten haben Sie in Ihrer Zeit verteilt?

Insgesamt war es rund ein Dutzend Rote Karten. Die meisten habe ich in den ersten fünf Jahren verteilt, als ich unter Beobachtung war. Danach war es in 30 Jahren keine weitere Rote Karte mehr. Mit zunehmender Erfahrung und meiner ruhigen Art konnte ich so manchen aufgebrachten Spieler besänftigen und musste nur noch ganz selten die Gelbe oder die Rote Karte zeigen. Oft haben mir die Spieler und Zuschauer nach dem Spiel gesagt: „Schiri, du warst gut. So einen guten haben wir schon lange nicht mehr gehabt.“

An welches Spiel haben Sie besonders schöne Erinnerungen?

Ich habe mal in Rottenacker gepfiffen und anschließend mit den Mannschaften gefeiert. Aus mir unerklärlichen Gründen habe ich damals fast nicht mehr nach Hause gefunden.

Haben Sie sich denn oft geärgert über die Spieler oder die Zuschauer?

Es gab nur ganz wenig Spiele, über die ich mich geärgert habe. Eigentlich hat es mir immer Spaß gemacht, sonst wäre ich nicht 50 Jahre lang Schiedsrichter geblieben.

Wie hat sich das Verhalten von Spielern und Zuschauern in diesen 50 Jahren verändert?

Sie sind insgesamt friedlicher, vernünftiger und verständnisvoller bei strittigen Entscheidungen geworden. Die alten, fanatischen Haudegen spielen inzwischen nicht mehr oder sind vielleicht schon gestorben.

Hat sich denn der Fußball selbst auch über die Jahre verändert?

Die Spiele sind heute viel schneller und technisch versierter als früher. Man sieht, dass die jungen Spieler in den Vereinen schon von der F-Jugend an sehr gut ausgebildet werden.

Was sind Ihre weiteren Ziele als Schiedsrichter?

So lange es mir Spaß macht und ich mich fit und gesund fühle, möchte ich auch weiterhin Fußballspiele pfeifen.