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Ferienangebot

„Ich fühle mich schon anders“

Baltringen / Lesedauer: 3 min

Im Tettnanger Montfort-Schloss schlüpfen Kinder in die Rolle von Graf und Gräfin
Veröffentlicht:26.08.2019, 19:31

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Ein Wunsch ist für ein Dutzend Jungen und Mädchen in Erfüllung gegangen: einmal Graf oder Gräfin sein. Das Tettnanger Montfort-Schloss diente dazu als Kulisse. Das Ferienangebot des Vereins „Baltringer Haufen-Freunde der Heimatgeschichte“ unter der Leitung von Marianne Wilhelm verhalf zu dieser Chance, Begleiterin in die Zeit des Barock war Sylvia Sauter aus Tettnang.

Das Gefühl einer Adeligen stellt sich nicht von alleine ein. Am Anfang der Zeitreise steht deshalb das Überstülpen eines zeitgemäßen barocken Kostüms. Und das verfehlt nicht seine Wirkung. Bei den Mädchen kommt erst einmal ein Reifrock, doch dann die Qual der Wahl, die wohl auch so manche Gräfin in der Vergangenheit gehabt haben dürfte: Welches Kleid ziehe ich an? Die Verwandlung hinterlässt ihre Spuren. „Ich fühle mich schon anders“, sagen Liane und Loretta. Luk fehlen fast die Worte. Er kann nur noch „fett“ sagen. Peter fühlt sich schon „ganz edel.“ Bei den Grafen wird die Verkleidung mit einem Dreispitz gekrönt, bei den Gräfinnen mit einem Diadem.

Graf und Gräfin gehen nicht von Raum zu Raum. Sie schreiten. Einen Gang zurückschalten, so schwer es auch fällt. Die Pracht des Gebäudes, das zu den schönsten Oberschwabens zählt, verfehlt obendrein nicht seine Wirkung. Aha, die Leibeigenen des Grafen haben durch ihre Abgaben mit zu diesem Glanz beigetragen, bei dem mit Gold nicht gespart wurde. Die bekanntesten Künstler wurden einst engagiert, z. B. der berühmte Stuckateur Josef Anton Feuchtmayer. Aber beim Bau des Schlosses versiegten schnell die Geldquellen. Das Schloss konnte nicht vollendet werden.

„Achtet, dass ihr jetzt Graf und Gräfin seid!“, mahnt die Schloss-Begleiterin. Auch Luc wird Graf Ludwig. „Hier hat er seine Gäste empfangen“, erklärt sie. Man begrüßt den Grafen mit Hofknicks. Einer von ihnen ist so verzückt davon, dass er gleich die Kamera herausholt. Und dieses kleine Räumchen mit den gekachelten Wänden: Was ist da wohl abgegangen? „Das war das Badezimmer!“, vermuten die Kinder. Weit gefehlt! Der Adel im Barock scheute das Wasser. Man hat die Körpergerüche und das Ungeziefer mit Pulver bekämpft. Graf und Gräfin auf Zeit rümpfen die Nase. Sie werden aufgeklärt: Hier wurden die Speisen warm gehalten.

Dann geht es zu dem edelsten aller Räume, dem Bacchussaal. „Da drinnen ist alles aus Gold!“, sagt Sylvia Sauter. „Und immer daran denken: Ihr seid Reichsgrafen!“ Der untersteht unmittelbar dem Kaiser. Was liegt näher, als in diesem Festsaal ein Tänzchen zu wagen? Die Jungen protestieren.

„Leben als Graf oder Gräfin“ – was hat Euch besonders gefallen? „Die Führung und die Kleidung“, sind sich Annika und Loretta rasch einig. „Die Kleidung und die Räume“, fand Luc besonders spannend.