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Energiegenossenschaft

Energiegenossenschaften laden Klimaschutz-Aktivisten ein

Maselheim / Lesedauer: 3 min

Wie man kann sich auch ohne finanzielles Engagement vor Ort für die Energiewende einsetzen kann
Veröffentlicht:13.10.2019, 14:51

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Energiewende und Klimaschutz brauchen engagierte Bürger, sagt der Verband der Bürger-Energiegenossenschaften (BEG – und davon gebe es in Baden-Württemberg eine Menge: Mehr als 12 000 Mitglieder zählen die 72 Genossenschaften im Südwesten, die unter dem Dach des Verbands organisiert sind.

Bei der Mitgliederversammlung des Verbands in Kirchheim/Teck wurde herausgestellt, dass Baden-Württemberg das Bundesland mit der höchsten Dichte an BEG sei. Die BEG aus dem Landkreis Biberach sind im Landesverband prominent vertreten: Elisabeth Strobel aus Wain ist die Vorsitzende, der BEG-Riss-Chef Jürgen Müller aus Maselheim der Stellvertreter.

Strobel erhielt in der Versammlung für ihr langjähriges Engagement die Ehrennadel in Bronze. Ministerialdirektor Helmfried Meinel vom Landesumwelt sagte: „Bei Elisabeth Strobel laufen die Fäden zusammen, sie ist die Wegbereiterin über all die Jahre im Verband und Vordenkerin in Sachen Energiewende.“

An Projektideen und Finanzierung fehle es nicht, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Weitere Ehrenamtliche, die mit anpacken, könnten die BEG jedoch brauchen. Die BEG werben daher intensiv um junge Aktivisten aus der Fridays-for-Future-Generation. Die Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten ist groß: Von der Begleitung von Neugründungen über die administrative Organisation bestehender Genossenschaften bis hin zur Entwicklung innovativer Projekte von der Pike auf. Darunter der genossenschaftliche Betrieb von Ladesäulen-Infrastruktur für die Elektromobilität, klimafreundliche Wärmenetze, besondere Energieeffizienz-Maßnahmen sowie dezentrale Erzeugungsanlagen aus erneuerbaren Energien wie Windkraft, Solarenergie, Biomasse und Blockheizkraftwerke.

Klimaschutz zum Anfassen

Die Verbandsvorsitzende Strobel wirbt fürs Mitmachen: „Die Energiewende ist für unsere Mitglieder etwas sehr Konkretes zum Anfassen, da sie direkt vor der eigenen Haustüre stattfindet.“ Das verändere die Wahrnehmung. „Wer an einem Windpark oder an einer Solaranlage finanziell beteiligt ist oder sich organisatorisch um den ordnungsgemäßen Betrieb dieser Anlagen kümmert, nimmt direkt positiven Einfluss auf die Energiewende und damit auf den Klimaschutz“, sagt Strobel.

Dies sei dringend nötig, heißt es in der Mitteilung weiter. Aktuell kommt die Stromerzeugung in Baden-Württemberg zu einem Drittel aus Kernenergie und zu 30 Prozent aus Kohle stammt. Bis 2022 muss der Kernenergieanteil vollständig ersetzt werden. Daher bestehe dringender Ausbaubedarf. Ausgesprochenes Ziel der Landesregierung ist es, dass bis 2030 jede zweite Kilowattstunde, die in Baden-Württemberg erzeugt wird, aus erneuerbaren Quellen stammt.

Damit dies gelinge, müssten sich aber auch die BEG weiterentwickeln: Ehrenamtliche, die teils seit zehn Jahren oder länger aktiv sind, wünschen sich Unterstützung von neuen, jungen Köpfen, die sich organisatorisch und mit Ideen engagieren. Hoffnung macht den Verantwortlichen der Blick auf die Fridays-for-Future-Generation. Vor Ort für die Energiewende und den Klimaschutz aktiv zu werden, gehe auch ohne finanzielle Beteiligung: Lediglich hohes Interesse und etwas Zeit für das Ehrenamt sind die Voraussetzung, schreibt der BEG-Verband.

Zu den wichtigsten Säulen der BEG zählen die Solarenergie mit derzeit etwa neun Prozent am Anteil der Erneuerbaren in der Stromerzeugung und Windkraft sowie Biomasse. In Baden-Württemberg sind noch zahlreiche Dächer ungenutzt. Eine jüngst veröffentlichte Studie des Umweltministeriums zeigt auf, dass Baden-Württemberg mehr als 12 000 geeignete Standorte für Windkraftanlagen aufweist, die bisher noch nicht erschlossen sind. Derzeit ist der Ausbau der Windenergie ins Stocken geraten und liegt bei unter vier Prozent am Anteil der Erneuerbaren. Auch wenn Windkraft und Solarenergie noch über immense Ausbaupotenziale verfügen, müssen neue Technologien in Betracht gezogen werden. Besonders die Elektromobilität und der Aufbau von Ladesäulen böten ein attraktives Betätigungsfeld für BEG und Ehrenamtliche.