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Tötung

17-Jährige niedergestochen – Bruder und Ehemann festgenommen

Laupheim / Lesedauer: 3 min

Nach der Attacke auf eine 17-Jährige sind zwei Männer festgenommen worden. Einer der Tatverdächtigen soll aus dem islamistischen Spektrum stammen und war erst kürzlich aus der U-Haft entlassen worden.
Veröffentlicht:01.03.2018, 17:58

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Nach der versuchten Tötung einer 17-Jährigen in Laupheim sind der Ehemann (34) und der Bruder des Opfers festgenommen worden. Dies haben Staatsanwaltschaft und Polizei am Donnerstag mitgeteilt. Der 20 Jahre alte Bruder war erst am Montag vom Biberacher Amtsgericht aus der U-Haft entlassen worden. Die aus Libyen stammende Frau sei inzwischen außer Lebensgefahr, teilten die Behörden mit.

Nach islamischem Recht verheiratet

Die Ermittler gehen nach Angaben der Polizei von einer Beziehungstat aus. Details wollte ein Sprecher aus ermittlungstaktischen Gründen aber nicht nennen. Die 17-Jährige ist demnach mit dem 34 Jahre alten Syrer nach islamischem Recht verheiratet. Inwieweit dieser Hintergrund eine Rolle bei der Tat gespielt haben könnte, werde noch geprüft.

Tatverdächtiger aus U-Haft entlassen

Der 20-jährige Bruder ist laut Behördenangaben dem islamistischen Spektrum zuzurechnen. Er war am Montag in einem Verfahren wegen Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und uneidlicher Falschaussage aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das Gericht war aufgrund einer „dünnen Beweislage“ vom dringenden Tatverdacht abgerückt und hatte den Haftbefehl bis zum nächsten Verhandlungstag am 12. März aufgehoben. Deshalb musste er nicht mehr zurück ins Gefängnis in Stuttgart-Stammheim, sondern ihm wurde erlaubt, die nächsten Nächte bei seinen Eltern in Laupheim zu verbringen.

Anschlag mit 17000 Zündhölzern geplant

Der 20-Jährige Tatverdächtige soll, so die Staatsanwaltschaft Stuttgart, einem im vergangenen Jahr zu sechseinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilten Syrer geholfen haben, von Biberach und Laupheim aus einen geplanten Bombenanschlag in Kopenhagen vorzubereiten. Der heute 22-Jährige, der damals in einer Flüchtlingsunterkunft in Biberach lebte, hatte sich im November 2016 mit rund 17000 Zündhölzern, einer Packung Feuerwerk, 17 Batterien, sechs Walkie-Talkies und zwei Küchenmessern auf den Weg nach Kopenhagen gemacht, um dort einen Selbstmordanschlag zu verüben oder zu einem Anschlag beizutragen.

Reisepass vergessen

Der Grenzüberschritt scheiterte jedoch an seinem vergessenen Reisepass. Der 20-jährige mutmaßliche Messerstecher räumte in der Verhandlung ein, bei dem Kauf der Gerätschaften zwar dabei gewesen zu sein, von den Absichten seines Bekannten habe er allerdings nichts gewusst.

In Schweinfurt verhaftet

Nach der Attacke am Mittwoch war der 20-Jährige mit seinem Schwager auf der Flucht. Die beiden Männer wurden in einem Zug am Bahnhof in Schweinfurt festgenommen. Bei der Vernehmung durch die Ulmer Kriminalpolizei habe sich der Verdacht gegen sie wesentlich erhärtet, teilten die Behörden mit. Der Bruder der Opfers habe seine Tatbeteiligung eingeräumt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart wurden beide Festgenommenen am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt – beide sind inzwischen in Haft.

Mädchen überlebte die Attacke

Die 17-Jährige, die mit dem 34-jährigen Syrer in „nicht ziviler Ehe“ lebte, war bei der Messerattacke am Mittwochabend lebensgefährlich verletzt worden. Die junge Frau hatte eine Stichverletzung im Oberkörper, als sie die Rettungskräfte in einer Wohnung in Laupheim vorfanden. Der Ehemann und der Bruder der Frau waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Flucht.