StartseiteRegionalRegion BiberachObersulmetingenIn der Ober-Oase regiert der Vogelscheich

Rosenmontagsball

In der Ober-Oase regiert der Vogelscheich

Obersulmetingen / Lesedauer: 4 min

Der Rosenmontagsball des MV Obersulmetingen beweist: Die Wüste lebt
Veröffentlicht:13.02.2018, 19:45

Von:
Artikel teilen:

„Alle-mal-lacha“ lautete die Aufforderung beim Rosenmontagsball des MV Obersulmetingen. Und tatsächlich bot das rund zweieinhalbstündige Programm unter dem Motto „Die Wüste lebt“ allerlei erfolgreiche Angriffe auf die Lachmuskeln, aber auch manchen Augenschmaus.

Bauchtänzerinnen und Haremsdamen schweben zu arabischen Klängen über die Bühne der mit großem Dekorationsaufwand zur „Ober-Oase“ verwandelten Schulturnhalle in Obersulmetingen. Eine Schöne (Alisa Jerg) besingt mit drei Wüsten (Thomas Wiedmann, Christian Jerg und Martin Mallinger) unter anderem die Probleme bei der passenden Kleiderwahl („’s Gwand isch verkehrt heit“ zur Melodie von „Quantanamera“) und die Folgen der bevorstehenden Schließung der Bankfiliale in Obersulmetingen: „Lieber sterb’ i hier alloi, doch noch Unter(sulmetingen) gang i it nei.“

In der Karawane des Sultans plaudern Scheich Chrissi Bin Präsi Al MVO Habendulla (Vorsitzender Christoph Engel) und seine arabischen Mitbrüder Rolf Lamprecht, Ecki Petzold, Ralf und Harald Brehm über den Alltag in der Oase, aber auch über manche Wüstensöhne wie den Untersulmetinger Ortsvorsteher Franz Romer („Der Ali Baba von Unter-Oase“), und zuletzt fordern sie „einen überdachten Bazar“ – sprich das viel zitierte Nahversorgungszentrum – für beide Oasen.

Zum närrischen Höhepunkt gerät einmal mehr der einstündige (!) Vortrag von Gerhard Jud , der diesmal als „Scheich ohne Reichtum“, nämlich als Vogelscheich, seinen in köstliche schwäbische Wortakrobatik verpackten Hintersinn verzapft. Und so sinniert er, vom eigenen Harem träumend, wie es wohl wär, wenn neben dem Laupheimer Kaltblutmarkt her „no en Bazar für Fraua“ wär. Die Idee platzt am Ende in der Erkenntnis, dass die Vorteile eines Harems („Sait oina mol, er könnte besser sei, holt er sich halt a zwoita Moinong ei!“) der Genügsamkeit des Schwaben unterliegen: „... oina dohoi isch mehr als genug, weil es do it um Masse gäht, sondern rein om Qualität.“

Nach allerlei Wortspielen über die Wüsten und Dürren gelangt der Vogelscheich schließlich zu den kleinen und großen Kamelen des örtlichen Oasenalltags. So seien die verschwundenen Briefwahl-Unterlagen aus Obersulmetingen „koi Wonder, denn eiser Poschtle isch von Onder!“ „Alle-mal-lacha, lieber so, wie sonst it ganz bacha“ heißt es auch bei vielen weiteren Anekdoten. Da ist der betrunkene Kinderfest-Heimkehrer, der auf der Suche nach dem Klo im Schlafzimmerschrank landet. Oder die Familie, die mit den Rollern zum Baustetter Zeltfest fährt, wo die Frau beim Abstellen des Zweirads längenwärts im Gras landet: „... dabei gab sie nochmol richtig Gas, das hat sie sicher so gewellt, sie war die Attraktion vom Zelt.“ Kaum besser ergeht es einem durchaus prominenten Mann in Untersulmetingen, der mit seinem Roller auf der Straße landet und schnelle erste Hilfe erfährt: „Er sah Damen im Bikini, stucka drei, er meinte, dass er schon im Paradiese sei.“ Dem war wohl auch der Rudi, der mit dem Fahrrad eine Laterne knickt, schon ganz nah.

„Sankt Karle und Laemmle“

Auch der Blick in die Große Kreisstadt darf nicht fehlen. OB-Wahl, Enten-Posse und Carl-Laemmle-Hype („Sankt Peter ond Paul soll en nuia Nama bekomma, umgeweiht wird die nämle, en Sankt Karle ond Lämmle“) werden aufs Korn genommen, ehe der Vogelscheich am Ende gar sentimentale Töne anschlägt: Nach der Raiba im Frühjahr („Ihrem Wahlspruch ganz getreu, machen sie den Weg jetzt frei“) verliere Obersulmetingen mit Theos Reparaturwerkstatt im Sommer noch eine, mindestens ebenso bedeutsame Institution, weil sie neben Zuverlässigkeit („Der Vorteil: Du meldest de do a, kriegst en Termin, kommst ruckzuck dra ... hosch die Karre abg’hot, isch se wieder gloffa, kommst ens Krankahaus, kasch des bloß hoffa“) einen weiteren Trumpf in der gastronomiearmen Ortschaft zu bieten habe: „I darf do gar it dra denken, die letzte Tankstelle zum a Bierle trenken“, trauert Gerhard Jud um den örtlichen Kneipen-Ersatz.

Das eine oder andere Bierle fließt am Rosenmontagabend auch noch in der Sulmetinger Ober-Oase. Und dass die Wüste lebt, beweisen auch die vielen Scheichs und (Harems-)Damen, die zur Musik der Liveband „Extravagant“ und von DJ Tom bis weit nach Mitternacht die Tanzbeine schwingen.