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Gerold Rechle verspricht „Mut zu Entscheidungen“

Laupheim / Lesedauer: 6 min

OB-Kandidatenvorstellung in Laupheim
Veröffentlicht:01.12.2017, 23:58

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Seine Vision für „ein lebenswertes Laupheim für alle Generationen“ präsentierte Gerold Rechle den Besuchern der OB-Kandidatenvorstellung. Bei der Umsetzung baut er unter anderem auf seine langjährige Erfahrung als Stadtkämmerer und Erster Bürgermeister.

Für die Bewältigung der anstehenden „immensen Herausforderungen“ bedürfe es „ganz besonderer OB-Qualifikationen“, sagte Rechle. Dazu gehörten ein „gutes Gespür für die Menschen“, eine „gehörige Portion Verwaltungs- und Führungserfahrung“, ein fundiertes „Wissen um unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten“, eigene Ideen, Strategien, Leidenschaft und Beharrlichkeit – dass er all dies mitbringe, versuchte er dem Publikum anhand einiger Visionen und konkreter Pläne zu deren Umsetzung deutlich zu machen.

So brauche „ein lebenswertes Laupheim für unsere Kinder“ eine „vorausschauende Betreuung“, und er versprach, hierfür eine „verbindliche und deutlich mittelfristigere Bedarfsplanung“ zu schaffen. Dabei sei eine spätere Umnutzungsmöglichkeit der Einrichtungen, etwa für Schule, Senioren oder Integration, mit eingeschlossen. Wichtig sei eine Verbesserung der Spielangebote in der Stadt, mit der Gestaltung und dem Ausbau der Spielplätze Bronner Berg Nord, Ringerhauser Park und Ringelhausen III wolle er „sofort beginnen“. In Bezug auf die Schulen propagierte er „eine neue kommunale Bildungsoffensive, die nicht nach der WC-Sanierung aufhört“. Sein Ziel sei es, „jedes Jahr ein Schulgebäude „möglichst vollumfänglich zu sanieren“ – so wie es Anfang 2015, als er in der Gesamtverantwortung gestanden habe, mit der Anna-von-Freyberg-Grundschule gelungen sei.

Damit Laupheim auch für die in vielen Vereinen aktiven Jugendlichen lebenswert sei, plane er einen Tag des Ehrenamts und schlage dem Gemeinderat vor, die Zuschüsse für Vereine, die in Jugendausbildung investieren, „deutlich zu erhöhen“. Darüber hinaus sei es ihm wichtig, die „Jugendlichen grundsätzlich mehr anzuhören“, was etwa über ein Jugendparlament gelingen könne.

Breitband notfalls auf eigene Faust

Den Erwachsenen möchte Rechle vor allem „das Wohnen und Bauen“ mit Hilfe einer langfristigen Wohnbaustrategie und der dafür notwendigen „zusätzlichen Infrastruktur“. Weiteres Ziel sei die Erweiterung des Arbeitsplatzangebotes. Voraussetzung hierfür seien die Schaffung neuer Gewerbeflächen und der Ausbau des schnellen Internets – letzteres bei Bedarf auf städtische Faust, wenn die Aktivitäten des Landkreises nicht schnell genug voran gehen. Er wolle auch die vakante Stelle für die Wirtschaftsförderung qualifiziert besetzen und sie „auch mit den nötigen Kompetenzen ausstatten“. Die in der Seniorenarbeit tätigen Organisationen möchte Gerold Rechle „enger vernetzen“ und die Angebote durch ein zentral gepflegtes Internetportal und eine Beratungshotline bei der Stadt transparent machen. Auch „eine generationenübergreifende Begegnungsstätte in unserer neu gestalteten Stadtmitte“ sei denkbar.

Letztere bildete den Kern seiner weiteren Themen zum Motto „lebenswertes Laupheim für alle“. Es gehe um die Bildung eines „wahrnehmbaren Stadtmittelpunkts, also eine gezielte Entwicklung aus der Stadtmitte heraus“, die nicht zuletzt auch die Entscheidung zum Rathaus beinhalte. „Dieses komplexe Thema“ werde er zum Inhalt einer Klausurtagung im Frühjahr machen. In den Ortsteilen stehen für Gerold Rechle an erster Stelle: „Eine richtige Dorfmitte in Baustetten, ein Versorgungszentrum für Ober- und Untersulmetingen und die Sporthalle in Bihlafingen.“ Darüber hinaus plane er Ortsteilbudgets für den laufenden Bedarf.

Von großer Bedeutung sei die medizinische Versorgung, wobei sich die Stadt für das geplante Versorgungszentrum, vor allem aber für die hausärztliche Situation deutlich mehr einbringen müsse. Dabei könne die Stadt als Investitionsträger eines Gesundheitshauses auftreten.

„Neue Vertrauenskultur“ im Rat

Wichtig sei nun, mit „Mut zu Entscheidungen“ die vielen anstehenden Aufgaben zügig umzusetzen. Dabei baue er auf vier Säulen: 1.: die solide Finanzbasis mit einer in den vergangenen neun Jahren von Null auf mehr als 35 Millionen Euro angewachsenen Rücklage, die „uns einen nie zuvor dagewesenen finanziellen Handlungsspielraum einräumt.“ 2.: die Begeisterung am „miteinander Gestalten“, die er zum Beispiel durch eine „Wiederbelebung“ der „zum Teil ernüchterten Agenda-Arbeitskreise“ (neu) entfachen wolle. 3.: eine „wirkliche Kompetenzübertragung“ an die Rathausmitarbeiter. 4.: eine „fraktionsübergreifende, neue Vertrauenskultur im Gemeinderat“, zu der er mit „offenem Informations- und Kommunikationsverhalten“ beitragen möchte.

In seiner Zusammenfassung wies Gerold Rechle unter anderem darauf hin, dass er als OB am Ort sei („Ich wohne seit 2010 in Laupheim und bin einer von Ihnen“) und als derzeit zweiter Mann im Rathaus sofort übernehmen und loslegen könne. „Das garantiere ich Ihnen.“

Rathaus mit Stellplätzen

In der Fragerunde wollte ein Bürger von Gerold Rechle wissen, wie er das schnelle Internet für Privathaushalte verbessern will. „Wir sind abhängig von den Entscheidungen des Landkreises“, sagte Rechle. Gehe hier nichts voran, müsse die Stadt selbst das Heft in die Hand nehmen und zum Beispiel Leitungen selbst verlegen.

Stadtrat Raphael Mangold (OL) fragte, wieso Rechle als Stadtkämmerer die auf 35 Millionen Euro angewachsenen Rücklagen nicht schon in den vergangenen acht Jahren ausgegeben habe. Rechle begründete dies mit einem Aufgabenstau im Rathaus. Viele Projekte seien nicht abgearbeitet und das hierfür eingeplante Geld deshalb auch nicht ausgegeben worden. „Das kann man in jeder Jahresrechnung nachlesen.“

Zur Frage nach der Zukunft des ins Stocken geratenen Projekts „Bürgerpost“ sagte Rechle: „Ich war einer der Ersten, der Vereinsmitglied geworden ist, und habe dem Verein jüngst verschiedene Ideen zur Nutzung unterbreitet, die sich gegenseitig befruchten könnten: zum Beispiel als Haus der Bildung und Innovation, als Musikschule, Literaturcafé...“

Eine verstärkte „Stadtentwicklung nach Osten“ forderte Rolf Müller vom Verkehrs- und Verschönerungsverein. Es gebe hierzu eine vertragliche Vereinbarung, wonach die Gemeinde Achstetten Flächen aus ihrer Gemarkung zur Verfügung stellen soll. „Wir müssen uns weiterentwickeln und nach allen Möglichkeiten schauen“, antwortete Rechle. Die von Müller genannte wäre eine Option, allerdings seien in jüngster Zeit keine interkommunalen Gespräche zu diesem Thema geführt worden.

Zu seinen Ideen nach Umwelt-Ausgleichsmaßnahmen für die Innenstadt-Nachverdichtung befragt, regte Rechle die Anlage von Blumenwiesen statt monokulturischen Rasenflächen an. Das verhelfe Insekten zu neuem Lebensraum und sei auch ökonomisch sinnvoll, weil der Pflegeaufwand nicht höher sei.

Einen breiten Rahmen nahmen die Gestaltung des Stadtzentrums, die Schaffung von Parkraum und die Frage „Rathaus: Neubau oder Sanierung?“ ein. Rechle verwies auf ein Gutachten, dass besage, dass beide Varianten gleich teuer seien. „Dann überwiegen für mich die Argumente für einen Neubau“, sagte er. Unter anderem gebe es dann die Möglichkeit, allein im Erdgeschoss 80 Autostellplätze zu schaffen. Andererseits sei das bestehende Rathaus ein schönes, erhaltenswertes Haus. Auf Gelächter aus dem Publikum antwortete Rechle: „Ich habe von Innendrin gesprochen.“