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Sängerbund

Die Reise mit der Uhr mit dem Sprung

Laupheim / Lesedauer: 4 min

Der Sängerbund Laupheim verknüpft in seinem Jubiläumskonzert mit Schauspiel Vereinshistorie, Stadtgeschichte und Weltgeschehen.
Veröffentlicht:19.11.2018, 00:11

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Sein 160-jähriges Bestehen hat der Sängerbund Laupheim am Samstag mit einem Chorabend mit Theater im fast ausverkauften Kulturhaus gefeiert. Der Autor und Regisseur Jörg Zenker hat mit „Zeitsprünge“ ein Werk geschaffen, das auf heitere Weise die Geschichte des Vereins mit dem Weltgeschehen und der Geschichte Laupheims verknüpft.

Der Sängerbund sei älter als die Stadt Laupheim, die nächstes Jahr erst 150 Jahre Stadterhebung feiere, hob Oberbürgermeister Gerold Rechle die Besonderheit des Jubiläums hervor. „Der Sängerbund Cäcilia-Concordia ist ein musterhaftes Beispiel dafür, dass es sich lohnt, die Menschen für das Singen zu begeistern“, lobte er die Gemeinschaft der insgesamt drei Chöre. An diesem Abend sollten der „Gemischte Chor“ unter der Leitung von Tobias Wahren, der „Offene Chor“ unter Leitung von Christine Schmidt und der Baltringer Haufen mit seinem Leiter Michael Schick sowohl einzeln als auch gemeinsam auftreten.

„Dafür, dass wir es nur einmal aufführen, haben wir uns ganz schön viel Mühe gemacht“, sagte ein sichtlich erleichterter Vorsitzender Thomas Strobel am Ende der Aufführung. Damit hatte er Recht, denn das Werk von Jörg Zenker und die teilweise eigenen Kompositionen von Tobias Wahren und Naho Kobayashi verlangten doch einiges an Können von den Sängern und Schauspielern. Trotz einer guten, soliden Leistung hatte die Souffleuse Reina Schließer einen arbeitsreichen Abend.

Das Werk von Jörg Zenker beginnt im Jahr 1525 mit dem Bauernkrieg. In schwarze Umhänge gehüllt, sang der Chor unter Tobias Wahren die „12 Artikel“ des Sebastian Lotzer (Anm.: die zwölf Artikel gelten als erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa). „Wir fordern das Recht, den Pfarrer zu ersetzen, wenn er nicht predigt was in der Bibel steht“, beklagte ein ausdrucksstarker Chor. Mal leidend, mal angriffslustig verliehen die Sängerinnen und Sänger der Zeit des Bauernkriegs Nachdruck. Erzählt wird die Geschichte von Sebastian Lotzer (Klaus Bretzel) und seiner Tochter Karoline (Diana Rostek und Jule Strobel). Dank einer geheimnisvollen Uhr, die einen Sprung hat, können sie auf wundersame Weise durch die Zeit reisen. Doch nirgends gefällt es ihnen so ganz.

Die Reise führt zunächst in die Zeit des Interims (Unterdrückung der Protestanten). Schön greifen hier die Gesänge von Gemischtem und Offenem Chor ineinander über. Das protestantische Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ beginnt, wird aber allmählich immer mehr von einem lateinischen Kyrie überlagert, welches es schließlich ganz unterdrückt.

Weiter geht es über das Jahr 1848 in das Jahr 1858, dem Gründungsjahr des Sängerbunds Cäcilia-Concordia . Weitere Stationen der Reise sind Laupheim 1868, im Vorfeld der Stadterhebung, die Aufnahme Franz Laubs als Ehrenmitglied 1908, die Weimarer Republik, die Reichspogromnacht 1938, das Jahr 1948 und die 1200-Jahr-Feier in Laupheim 1978. Letztendlich landen die Zeitreisenden in der Gegenwart. In Begleitung von Johannes (Patrick Dörflinger), einem Gründungsmitglied des Sängerbunds, wird dies das Ende ihrer Reise.

Zum Abschluss erklingt das Lied der Zahlen eins bis zwölf von Naho Kobayashi. Ein amüsantes Werk, das bekannte Volks- und Kinderlieder mit Zahlen vereint und auf die zwölf Artikel zu Beginn der Aufführung anspielt. „Wer weiß, vielleicht werden wir in Zukunft nur noch in Zahlen miteinander kommunizieren. Wer weiß“, lauten die nachdenklichen Schlussworte des Sebastian Lotzer.

Am Ende des Stücks sind die Reaktionen des Publikums teilweise verhalten. Vielleicht hätte das Zusammenspiel von Chor und Schauspiel einfach noch ein wenig Probenzeit gebraucht. Die Leistung der Chöre jedoch ist eindeutig hervorzuheben. Von klassischen Werken bis hin zu modernen Kompositionen hatten sie ein breites Spektrum an musikalischen Herausforderungen abzudecken. Christine Schmidt und Tobias Wahren führten ihre Sängerinnen und Sänger mit Nachdruck durch eine Zeitreise der Musikstile, hervorragend von Marcus McLaren am Flügel begleitet. Bei den Schauspielern bot besonders Jule Strobel eine gute Leistung.