StartseiteRegionalRegion BiberachLaupheimDer Klebstoff des Universums

Klebstoff

Der Klebstoff des Universums

Laupheim / Lesedauer: 3 min

Das Planetarium nimmt die Besucher mit auf die Jagd nach „Dunkler Materie“
Veröffentlicht:27.10.2014, 19:06

Von:
Artikel teilen:

Man sieht sie nicht, es gibt sie doch: „Dunkle Materie“ nennt die Wissenschaft jenen geheimnisvollen Baustein des Kosmos, nach dem bis heute gefahndet wird. Davon handelt das neue Programm im Laupheimer Planetarium. Am Samstag war Premiere.

Die Gesetze der Gravitation wirken auch auf einem Kinderkarussell. Auf einem Spielplatz in Wiblingen haben die Planetarier eine sich drehende Scheibe ausgemacht, an der sich dies kinderleicht demonstrieren lässt. Wer nah zur Mitte steht, vermag höheren Geschwindigkeiten standzuhalten als am äußeren Rand.

Anders verhält es sich in Spiralgalaxien wie der Milchstraße, in der Milliarden Sterne um das Zentrum kreisen. Die Sterne sind, unabhängig von der Entfernung, alle gleich schnell unterwegs. Was hält sie auf ihrer Bahn? Nur die Schwerkraft einer zusätzlichen, unsichtbaren, allgegenwärtigen und alles durchdringenden „dunklen“ Materie könne dies bewirken, sind sich die Forscher einig. Sie ist augenscheinlich das kosmische Grundgerüst, der Klebstoff, der die Galaxien zusammenhält. Es muss Unmengen davon geben, so wie das Weltall strukturiert ist.

Doch aus was besteht sie? Von der Jagd nach dem „Kleber“ berichtet die neue Planetariumsshow. Die Besucher werden im Nu vom Jagdfieber angesteckt, denn schnell ist klar: Wer nicht genau weiß, wie er findet, was er sucht, versucht es auf unterschiedliche Weise.

Ein Ansatz bedient sich des Teilchenbeschleunigers am Europäischen Kernforschungszentrum in Genf. Dort werden Atome fast mit Lichtgeschwindigkeit aufeinander geschossen; hoch empfindliche Detektoren suchen nach Spuren bisher unentdeckter Teilchen, die bei der Kollision erzeugt werden könnten.

Szenenwechsel: Majestätisch schwebt die internationale Raumstation ISS durch die Planetariumskuppel. Sie ist mit einem Detektor ausgerüstet, der frei von Einflüssen der Erdatmosphäre Dunkle Materie aufzuspüren versucht.

Eine der wichtigsten Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet ist das Labor im Gran-Sasso-Massiv in den Abruzzen. 1000 Meter tief im Berg, abgeschirmt von allen irdischen Einflüssen, zusätzlich geschützt von Blei und Wasser, versuchen die Forscher dort mithilfe eines Xenon-Detektors Signale von Dunkler Materie einzufangen.

Keine der Jagden war bisher von Erfolg gekrönt. An der Grundthese ändert das nichts: Das Universum wird von Dunkler Materie dominiert, der Rest ist das sprichwörtliche Sahnehäubchen oben drauf.

Sowohl die Vorstandschaft des Vereins Volkssternwarte als auch das Produktionsteam des Planetariums präsentieren sich stark verjüngt. Das ist dem neuen, rundum gelungenen Programm anzusehen und anzuhören: Mit Pepp und spektakulären Bildern kommt es daher und nutzt die neuen technischen Möglichkeiten; die flirrenden grafischen Elemente erinnern an James-Bond-Vorspänne. Auch um eine Prise Humor sind die Macher nicht verlegen: „Teilchen von Dunkler Materie können Spuren von Nüssen enthalten“, heißt es im Abspann.

Vorführtermine und Karten-reservierung unter www.planetarium-laupheim.de .