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Bausatzteil

Der Heli fliegt die neue Brücke ein

Aalen-Unterkochen / Lesedauer: 3 min

Hubschrauber bringt hölzerne Konstruktion in den steilen und engen Schluchtwald am Kocherursprung
Veröffentlicht:14.06.2012, 18:20

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Mit der scheinbaren Leichtigkeit eines Bausatzteils für die Modelleisenbahn schwebt das zwölf Meter lange Brückengeländer aus Douglasienholz, an einem Seil am Hubschrauber hängend, am alten Unterkochener Sportplatz in die Lüfte, um Sekunden später hinter den Bäumen in Richtung Kocherursprung zu verschwinden. Bereits zuvor hatte der Heli auf dieselbe Weise die Teile des Brückenbodens, kompakt zusammengeschnürt, nach hinten in den Schluchtwald befördert. Eine gute halbe Stunde nach Beginn der spektakulären Aktion ist auch das zweite Geländer an Ort und Stelle, und der Zusammenbau der neuen Elisabethenbrücke, der letzten Fuß- und Wanderwegbrücke vor den hintersten Quellläufen des Weißen Kochers, kann dort mühelos vonstatten gehen. Die zerlegte, morsche Vorgängerbrücke hat der Hubschrauber in für ihn handlichen Paketen bei den Rückflügen jeweils gleich mit nach vorne befördert.

Die „gepflegte Illusion einer Wildnis“ herrscht dort hinten, wo der Weiße Kocher seinen Anfang nimmt, sagt Werner Vonhoff , Leiter der Forstaußenstelle Bopfingen, zu der auch das Revier Unterkochen gehört, in dem der steile Schluchtwald am Kocherursprung liegt. Gleich mehrfach steht das Gelände unter Schutz, und als es galt, die erst zwölf Jahre alte, durch die herrschende Feuchtigkeit aber stark in Mitleidenschaft gezogene hölzerne Elisabethenbrücke zu ersetzen, war eines klar: Mit Lastwagen ist die neue Bücke dorthin nicht zu transportieren, ebenso wenig zu Fuß. Die zündende Idee kam Vonhoff und Revierleiter Armin Pfeuffer in Zusammenhang mit der momentan auf der Röttinger Höhe stattfindenden KWF-Tagung, einer der größten Forstmessen der Welt: Die Firma Helixcopter aus Neuenstein am Kocher, unter anderem spezialisiert auf Hubschraubereinätze in der Land- und Forstwirtschaft, demonstriert dort täglich, wie man mit dem Heli Bäume fällt. Warum also nicht zwischendurch einen Abstecher für einen Brückentransport an den Kocherursprung machen?

Billig ist das Vorhaben nicht, immerhin kostet eine Flugstunde inklusive Piloten und Steuer an die 2000 Euro. Aber immer noch günstiger als Vonhoffs ursprünglicher Gedanke, die neue Elisabethenbrücke aus Eisen gießen zu lassen. Die Holzkonstruktion, für die sich die Forstleute schließlich entschieden haben, hat die Firma Holzbau Mayle aus Neuler-Schwenningen gebaut. Deren Chef Michael Mayle und seine Mitarbeiter bei der Hubschrauber-Aktion natürlich tatkräftig mit Hand anlegten. „Ohne Hubschrauber keine neue Brücke“, schildert Pfeuffer die Situation, vor die sich die Forstleute gestellt sahen. Was am Ende auch bedeutet hätte, den über die Elisabethenbrücke führenden Hauptwanderweg des Schwäbischen Albvereins verlegen und neu zertifizieren lassen zu müssen. Was für die neben dem Rosenstein von Wanderern am meisten frequentierte Waldfläche im ganzen Ostalbkreis ebenfalls nicht in Frage kam.

„Es ist jetzt alles da, wo’s hingehört“, sagt Helixcopter-Pilot Udo Ramm, als er nach der dritten und letzten Runde zum Kocherursprung wieder den sicheren Boden des alten Unterkochener Sportplatzes unter den Füßen hat, wo Ortsvorsteher Karl Maier auf die „großartige Aktion“ gleich mal Sekt und Leberkäswecken springen lässt. „Was unter uns abläuft, müssen die Einweiser für uns eben in Worte fassen“, schildert Ramm, wie perfekt das Zusammenspiel zwischen Piloten und dem „Bodenpersonal“ bei solchen Einsätzen über Funk funktionieren muss. Ansonsten aber war’s „nix Besonderes, unser tägliches Brot eben“, wie der Heli-Flieger in großer Gelassenheit meint. Etliche Unterkochener sahen das anders: Sie verfolgten die für sie nicht alltägliche Aktion vom Boden aus gespannt mit.