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Schöngartenstraße

Kinder aus der Schöngartenstraße erleben Schönes

Sigmarazell / Lesedauer: 3 min

Round Table spendiert Buben und Mädchen aus dem Asylbewerberheim drei Tage im Karibu
Veröffentlicht:26.08.2012, 18:35

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„Wir waren heute mit den Pferden am Fluss“, erzählt Ilir begeistert. „Und wir mit den Esels gefahren“, ergänzt Ali. „Seid Ihr mit der Kutsche gefahren oder bist Du drauf gesessen?“, hakt Edith Vögel nach. Und Ali antwortet: „Drauf.“ „Ah, dann bist du nicht mit dem Esel gefahren, sondern geritten.“

Ilir kommt aus dem Kosovo und lebt schon seit längerem in Deutschland. Ali dagegen ist erst kürzlich mit seiner Familie aus dem Irak nach Deutschland geflohen. Während Ilirs Sprachkenntnisse sich kaum von denen deutscher Kinder unterscheidet, muss Ali noch eine Menge lernen. Wie die anderen zwölf Kinder zwischen vier und dreizehn Jahren auch, die an diesem Tag auf dem Erlebnisbauernhof Karibu in Hubers sind, lebt er in der Schöngartenstraße. Genauer gesagt im Asylbewerberheim.

Allerdings sind die Kinder unterschiedlicher Nationen nicht auf Karin Starks Erlebnisbauernhof, um Deutsch zu lernen. Dies ist allenfalls ein willkommener Nebeneffekt. So wie die vielen anderen Fähigkeiten, die sie in den drei Ferienaktionstagen hier auch lernen. Die Kinder aus der Schöngartenstraße, wie die Sozialpädagogin sie liebevoll nennt, sind einfach nur hier, um richtige Ferien zu haben.

„Die Kinder sollen wenigstens drei Tage mal rauskommen und Tiere und Natur erleben“, sagt Edith Vögel, die als freie Mitarbeiterin des Lindauer Jugendamtes die Asylbewerberheime in Lindau und Scheidegg betreut. Sie hat die Ferienaktion initiiert und erklärt, dass die Kinder, zumindest in den Ferien, nicht großartig aus den beengten Wohnungen des Heimes herauskommen. Geschweige denn aus der näheren Umgebung. Denn alle Asylbewerber haben Residenzpflicht, was nichts anderes bedeutet, als dass sie sich außerhalb des Stadtgebiets nicht bewegen dürfen.

Gar nicht so einfach in einer Region, die an jene Landes- und Staatsgrenzen stößt, von denen man den Eindruck hat, dass sie eigentlich nur noch auf dem Papier existieren. „Wir haben große Probleme, wenn die Kinder ins Kinderkrankenhaus nach Bregenz überwiesen werden“, sagt Edith Vögel, und Karin Stark wirft erleichtert ein: „Na dann ist es ja gut, dass wir heute doch nicht nach Österreich rüber sind.“ Gut ist deswegen auch, dass die Kinder an diesem Tag trotz der Hitze, aber wegen des Hochwassers der Laiblach, nicht baden waren. Selbst wenn Parisa aus Afghanistan, Noras aus Syrien und Kakada aus Kambodscha das ziemlich schade finden.

Dafür haben die Mädels und Buben aber ganz viele andere schöne Sachen erlebt: Picknick im Wald, sich um die Kleintiere kümmern, diese streicheln, reiten, gemeinsam essen, basteln bis hin zu einem Spaziergang mit den Pferden und Eseln. „Für mich war heute schön, als wir zu zweit auf einem Pferd geritten sind“, berichten Parisa und einige andere Kinder, als Karin Stark beim Abschlusskreis alle erzählen lässt, was ihnen an diesem Vormittag im Karibu am besten gefallen hat.

Die Nähe zwischen den Kindern ist etwas Besonderes und das, obwohl sie unter einem Dach zusammenleben. „Die Kinder spielen nur hier miteinander“, sagt Edith Vögel. Die Vorbehalte, die die Eltern aus ihren jeweiligen Kulturen mitbringen und gegeneinander hegen, gelten auch unter den Kindern, erklärt Edith Vögel. Als Karin Stark erzählt, was ihr an diesem Tag am besten gefallen hat, lobt sie die Kinder, denn sie haben einander zugehört, sich gegenseitig ausreden lassen und sind innerhalb kurzer Zeit zu einer richtigen Gruppe zusammengewachsen.

Damit ist die Idee von Edith Vögel aufgegangen, die durch eine großzügige Spende des Round Table erst möglich wurde: die Kinder aus dem Asylbewerberheim rausholen und ihnen drei unvergessliche Ferientage zu bescheren. Darüber hinaus nehmen die Kinder noch ganz viel anderes mit in die Schöngartenstraße. Nicht nur Ali, der beim Abschlusskreis sagt: „Bei mir war gut, wo wir mit den Esels geritten sind.“