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Unwetter

„Jedes Mal fängt man wieder von vorn an“

Laupertshausen / Lesedauer: 3 min

Laupertshauser Landwirtin kämpft mit den Folgen der drei Unwetter
Veröffentlicht:13.09.2016, 19:02

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Die Folgen der Frühsommer-Unwetter haben das Leben der Landwirtin Eva Weber in den vergangenen Monaten bestimmt. Die Laupertshauserin hat es gleich dreimal getroffen: am 29. Mai, am 8. und am 24. Juni und zwar jedes Mal doppelt. Sowohl ihr Wohnhaus, als auch der am Ortsausgang gelegene Betrieb wurden jedes Mal überflutet. „Wenn ich heute Gewitterwolken sehe, dann graut es mir“, sagt sie.

„Nach dem dritten Hochwasser habe ich zwei Wochen gebraucht, bis ich wieder Energie hatte“, erzählt Eva Weber. „Ich weiß nicht, ob ich es nach dem 24. Juni noch gepackt hätte, wenn mir nicht so viele Menschen geholfen hätten.“

Wasser ein Meter hoch im Stall

Das erste Hochwasser am 29. Mai traf sie am heftigsten. Im Stall waren wegen der Hitze die Tore geöffnet, so konnten die Wassermassen ungehindert hineinströmen. Einen Meter tief standen die Milchkühe im Wasser, ein Kälbchen, das sich draußen aufgehalten hatte, ertrank. Eva Weber stürzte hinterm Stall in ein tiefes Loch, das die schlammigen Wassermassen ausgespült hatten. Eine gefährliche Situation. Sie konnte sich jedoch aus eigener Kraft retten.

Auf dem Hof waren überall Schlamm und Wasser. Das Wasser zerstörte einen Teil der Maschinen, andere konnten repariert werden. Teures Mineralfutter musste Eva Weber entsorgen. Das nasse Getreide aus den Silos landete schließlich in einer Biogasanlage. Stroh und Heu waren teilweise ebenfalls nass. Als es zur Entsorgung aus dem Stall geholt wurde, war es durch die sich darin vermehrenden Bakterien und Pilze bereits gefährlich heiß geworden. So heiß, dass die Feuerwehr bereitstand, um zu verhindern, dass es sich selbst entzündet. „Es war heftig“, erzählt Eva Weber.

Um ihre Tiere versorgen zu können, kaufte sie Silomais zu und drosch ihr eigenes Getreide früher, weil sie das Stroh brauchte. Ein Landwirt brachte ihr Heu, damit sie die Zeit überbrücken konnte, bis sie selbst wieder Heu erntete.

Die Schäden durch das erste Hochwasser waren groß. Doch am 8. Juni und 25. Juni traf es die Laupertshauserin erneut. „Wir hatten gerade das Gröbste wieder hergerichtet, da ging es wieder los“, sagt sie frustriert. Im Juni gelang es ihr zumindest, die Stalltüren zu schließen, sodass die Kühe nur wenige Zentimeter im Wasser standen.

Den Tieren setzte der Stress zu. Sie erkrankten an den Klauen, die Milchleistung ließ nach, mit der Zucht klappte es lange nicht. „Kühe sind Gewohnheitstiere. Sie haben drei Monate gebraucht, um alles zu verarbeiten“, berichtet die Landwirtin.

Nach dem dritten Hochwasser hatte Eva Weber das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben. „Jedes Mal fängt man wieder von vorn an“, sagt sie. Und dann sind da die enormen Kosten. Die Schäden betreffen bei ihr vor allem das Inventar. Doch das hat sie nur gegen Feuer versichert. Ob die Fahrzeugversicherung für die beiden Schlepper zahlt, bei denen Wasser in die Elektronik geflossen ist, ist noch nicht klar. Beim Land hat sie jedenfalls einen Antrag auf Hochwasserhilfe gestellt und wartet nun auf den Bescheid aus Stuttgart.

Schutz vor dem Wasser

Eva Weber versucht, ihr Betriebsgelände, das in einer Senke liegt, vor dem Wasser zu schützen. Sie hat Mauern gezogen, Sandsäcke aufgestapelt. Ein Wall soll das Wasser zurückhalten.

Die Landwirtin hofft, dass die Unwettersaison jetzt vorüber ist. Am 6. August hatte es noch einen Gewitterregen gegeben, bei dem sie kurz Angst bekam. „Alle rannten nach den Sandsäcken“, erinnert sie sich. Doch es ging noch einmal gut. „Realistisch betrachtet, muss man aber sagen: Es wird wieder passieren“, betont die Landwirtin. „In der Tendenz wird das Wetter extremer, das beobachte ich seit einigen Jahren.“