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Museumsdorf

Kein Bier gleicht dem anderen

Kürnbach / Lesedauer: 3 min

Beim Oberschwäbischen Biertag gibt es viele Traditionsbiere zu testen - ein Selbstversuch
Veröffentlicht:22.08.2016, 13:45

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Das Museumsdorf Kürnbach hat am Sonntag zum Oberschwäbischen Biertag eingeladen. Im Jahr des 500-jährigen Bestehens des Reinheitsgebots verköstigten fünf lokale Traditionsbrauereien die Besucher mit ihren besten Bieren. SZ-Mitarbeiterin Nadine Ezerex testete verschiedene Traditionsbiere und ging den Charaktereigenschaften des flüssigen Goldes auf den Grund.

Marschmusik lockt mich auf den Festplatz, der an eine sehr gut besuchte Hockete erinnert. Kaum ein Plätzchen ist auf den zahlreichen Bierbänken noch frei. Bei dem strahlenden Wetter erscheint mir der Dorfplatz zwischen dem Ziegelhütte und dem Hueb-Haus die beste Umgebung, um das angebotene Bier zu kosten. Mein Ziel: die Unterschiede zwischen den verschiedenen Bieren und Brauereien herauszufinden und zu schmecken.

In jungen Jahren wissen die meisten nur wenig über die Kunst des Bierbrauens, außer, die eigene Familie braut selbst oder man kommt aus Oberschwaben. Hier ist die Kunst des Bierbrauens noch ein Handwerk. Natürlich will ich zuerst alle Biere vor mir stehen haben, bevor ich anfange zu probieren. Was ich dabei nicht bedacht habe, ist, dass Bier in der Sonne Schaden nimmt. Meinem Tischnachbarn, der meinem Treiben interessiert verfolgt, fällt das glücklicherweise auf. „Du musch des scho trinka Mädle, in dr Sonne bleibt’s it so guat“, informiert er mich.

Zum Testen vor mir aufgereiht stehen also nun ein Blanks Naturtrübes aus Zwiefalten, eine Schussenrieder Original Nr.1, ein Dunkles aus Ummendorf, ein Weichhardter Kellerbier und eine Laupheimer Weisse. Während das Ummendorfer in sattem Braun leuchtete, strahlten die anderen im Sonnenlicht wie flüssiges Gold. Auch der Geschmack des Ummenrieders ist herber und spricht alle Geschmacksnerven an. „Rund“ ist das erste Adjektiv, das mir dazu einfällt. Nicht erwartet hätte ich die markanten Unterschiede zwischen den hellen Bieren. Die natürliche Trübung gibt dem Bier einen „urigen“ Charakter. Das Laupheimer Bier ist im direkten Vergleich sehr sanft und hatte einen leicht süßen Abgang. Ganz im Gegensatz zum Weichhardter Kellerbier, das im Hauseigenen Keller gebraut wird und sehr viel herzhaftiger anmutet. Blanks Naturtrübes schmeckt dagegen fruchtig. Das könnte an der starken „Hopfenbetonung“ liegen, sagt Thomas Blank aus Zwiefaltendorf. Das Schussenrieder Original Nr. 1, ein Naturtrübes, das im Krug anstatt im Probierglas serviert wird, ist wiederum sehr mild und leicht im Geschmack. Und obwohl ganz unterschiedlich – lecker sind sie alle.

Um die Besucher darüber zu informieren, wo das flüssige Gold herkommt, wie es hergestellt wird und welche Regeln es dabei zu beachten gilt, hat sich das Museumsdorf Kürnbach einiges überlegt. Auf dem Gelände informierten Tafeln über Hopfenanbau und das Reinheitsgebot, das die Zutaten zum Bierbrauen auf Hopfen, Gerstenmalz, Wasser und Hefe beschränkt. Diese Zutaten sind den Brauern heilig: „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s“ kann ich überall auf Hemden und Krügen lesen. Kinder lernen an diesem Tag, Gerste zu dreschen und können lernen, wie Hopfen-Riechsäckchen hergestellt werden, während die Erwachsenen einem Vortrag zur lokalen Braukultur lauschen oder Jürgen Heiß beim Bierbrauen über offenem Feuer über die Schulter schauten. Ich hingegen fühle mich noch nicht zu alt, um meinen leeren Bierkrug erfolgreich rutschen zu lassen und auf der Mini-Dampflok dem Horizont entgegen zu fahren.

Weitere Bilder vom Oberschwäbischen Biertag gibt es online unter

www.schwaebische.de/biertag