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Starkregen: Frühwarnsystem der Wetterstation bewährt sich zum ersten Mal

Hochdorf / Lesedauer: 4 min

Weiterhin ist Hochdorf die einzige Gemeinde, die an dem Pilotprojekt der Wetterwarte Süd teilnimmt. Wie die ersten Ergebnisse sind.
Veröffentlicht:18.05.2022, 18:00

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Es hat funktioniert: Als es am vergangenen Montag anfing stark zu regnen, erhielt Hochdorfs Bürgermeister Stefan Jäckle eine automatisch generierte Nachricht aufs Handy, dass bis 14.10 Uhr in seiner Gemeinde bereits der Schwellenwert an Niederschlag überschritten war, den er zuvor als kritisch eingestuft hatte. Ein zweites Mal kam eine SMS, als gegen 17.48 Uhr ein weiterer Schwellenwert überschritten wurde. Diese Mess- beziehungsweise Schwellenwerte hatte er zusammen mit den Verantwortlichen der Wetterwarte Süd im voraus festgelegt. Erfasst wurden die Daten von der Messstation, die seit einigen Monaten auf dem Busenberg steht.

 Auf eine Grafik wie diese kann Bürgermeister Stefan Jäckle dank des Pilotprojekts zugreifen. Die Grafik zeigt genau, zu welchen Uhrzeiten es in Hochdorf anfing stark zu regnen und wie viel Wasser dabei herunterkam.

Die Gemeinde Hochdorf hat mit der Wetterwarte Süd vor einigen Monaten ein Pilotprojekt gestartet. Eine im Herbst 2021 aufgestellte Messstation auf dem Busenberg erfasst nicht nur wie die bisherigen Messstationen alle wichtigen Wetterdaten wie Temperatur, Windrichtung und Windstärke, Luftfeuchte, Luftdruck, Niederschlag und Sonnenscheindauer. Durch eine neue Software übermittelt sie zudem in Echtzeit die Niederschlagsmengen des Standorts. Überschreitet die Wassermenge einen gewissen Richtwert, wird über SMS Alarm geschlagen. Diese SMS erhalten in Hochdorf der Bürgermeister, die Feuerwehrkommandanten und der Leiter des Bauhofs.

Keine größeren Überschwemmungen

Passiert ist an diesem Montag nichts. Mitarbeiter des Hochdorfer Bauhofs reagierten sofort und machten die drei Rechen am Tobelweg, am Rosenbach und der Teuchelgrube frei. Das Oberflächenwasser konnte somit ungehindert in die Kanalisation fließen. Beide Male regnete es zudem nur für wenige Minuten so stark, sodass die Gesamtwassermenge sich noch in Grenzen hielt. Für den Fall, dass es im Mai oder Juni aber wie in den vergangenen Jahren zu richtigem Starkregen kommt, wissen Verwaltung und Feuerwehr nun aber, dass das Frühwarnsystem sie rechtzeitig informieren wird.

Im Moment gehe es nun darum, schildert Jäckle, die Schwellenwerte so einzustellen, dass die neue Software nicht zu früh, aber auch nicht zu spät Alarm schlage. „Nach den Ereignissen in den vergangenen Jahren sind wir sowieso in einer Habacht-Stellung, ein mehrfacher falscher Alarm würde das nur verstärken“, so Jäckle. Daher sei er diese Woche mehrfach im Austausch mit Rudolf Schäfer gewesen, der zusammen mit einem Kollegen die Wetterstationen technisch betreut.

Feuerwehren sollen sich vorbereiten

Jäckle sagte, er habe die Feuerwehren zudem gebeten, bei der nächsten Übung den Schwerpunkt auf den Hochwasserschutz zu legen. „Es ist jetzt Hochwassersaison und es kann jederzeit wieder soweit sein, wir müssen also vorbereitet sein“, sagte er. In der Gemeinderatssitzung diese Woche gab Jäckle zudem Auskunft, wie der aktuelle Stand bei den geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen sei.

In Hochdorf bereitet vor allem das Oberflächenwasser ein Problem, im Gegensatz zu anderen Gemeinden wie Eberhardzell, in denen bei starkem Regen der Fluss über die Ufer tritt. Es gibt drei kritische Stellen, an denen die Gemeinde Hochdorf aktiv werden muss und will: Der Rosenbach in Hochdorf wurde vor Jahren begradigt. Er soll nun wieder renaturiert werden, unter anderem, um in den natürlichen Serpentinen an Fließgeschwindigkeit zu verlieren. Eine angrenzende Wiese soll in Zukunft bei hohem Wasserstand geflutet werden. Zudem sollen zwei neue Bauwerke eingebaut werden, die Dreck und Geröll zurückhalten.

Welche Maßnahmen geplant sind

An der Teuchelgrube in Hochdorf und am Tobelweg in Schweinhausen soll über weitere Rückhaltungen mehr Volumen geschaffen werden und mithilfe von neuen Einlaufbauwerken Geröll und ähnliches entfernt werden. Die Genehmigung und Umsetzung dieser Projekte benötige deutlich mehr Zeit als erwartet, ließ Jäckle wissen. Momentan sei die Gemeindeverwaltung damit beschäftigt, die baulichen Maßnahmen zu planen. Zudem müsse eine artenschutzrechtliche Untersuchung durchgeführt werden. Wenn das Oberflächenwasser an diesen drei Stellen frei in die Kanalisation fließen kann, so die Erfahrung, wird der Ortskern nicht geflutet.

Die Wetterwarte Süd bietet den Gemeinden auf Anfrage an, neue Wetterstationen aufzustellen. Die neueren Modelle haben alle die technischen Voraussetzungen, um mit der neuen Software verbunden zu werden. Dass die jeweiligen Amtsträger dann bei Erreichen der Schwellenwerte eine SMS aufs Diensthandy kriegen, ist aber eine kostenpflichtige Dienstleistung eines anderen Anbieters. Prinzipiell steht diese Möglichkeit aber fast allen Gemeinden offen. Nur bei den mehrere Jahre alten Wetterstation ist dies nicht möglich.