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Auslandserfahrung

Auslandserfahrung statt Gehaltserhöhung

Ertingen / Lesedauer: 3 min

Michel-Buck-Schule in Ertingen nutzt EU-Programm für Fortbildungen
Veröffentlicht:17.01.2019, 15:19

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Neben die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ kann die Ertinger Michel-Buck-Gemeinschaftsschule jetzt auch die Plakette „Mobilitätsprojekt“ hängen. Erstmals haben hier Lehrerinnen das EU-Programm „Erasmus Plus“ genutzt, um bei einem Auslandsaufenthalt über den Tellerrand hinaus zu schauen und von dort Impulse für die Schulentwicklung mitzunehmen.

Finnland, Großbritannien und Griechenland waren bislang die Länder, in denen sich die Ertinger Lehrkräfte Anregungen für den Schulalltag geholt haben, Aufenthalte in Frankreich und Litauen sollen folgen. Mit insgesamt 9800 Euro aus EU-Mitteln wird dies gefördert. „Das geht eins zu eins an die Kollegen, welche die Maßnahme durchführen“, sagt Schulleiter Markus Geiselhart : Aufenthalts- und Reisekosten werden erstattet. Unterrichtsausfälle während der jeweils achttägigen Abwesenheit habe es nicht gegeben, weil Kollegen dies kompensierten. Es heiße ja auch „Gemeinschaftsschule“.

Salvina Lattuca war in London – zum allerersten Mal. Für die Englischlehrerin lag der Schwerpunkt im kulturellen Bereich: Sie habe dabei alle möglichen Facetten der Stadt kennengelernt, die sie jetzt auch in den Unterricht einbringen könne: „Die Schüler profitieren davon.“ Dazu gehöre die Umgangs- und Jugendsprache, aber auch aktuelles Geschehen. Vom Harry-Potter-Museum beispielsweise ist in den etwas älteren Schulbüchern noch nicht die Rede. Materialien wie U-Bahn-Fahrpläne, Prospekte und Bücher habe sie ebenfalls für den Schulalltag mitgebracht. Interessant sei es auch, ein anderes Schulsysteme kennenzulernen. Neben der Verbesesrung der interkulturellen Kompetenz könne dies auch didaktisch und methodisch umgesetzt werden.

Für eine methodische Fortbildung in Athen hat sich Martina Buck entschieden. In Ertingen unterrichtet sie Mathematik, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Dabei ging es auch um Plattformen für E-Learning. Im Bereich Digitalisierung bestehe noch „ein richtiges Defizit“. Die Lehrerin führt als Beispiel „Flipped Classroom“ an, „umgedrehten“ Unterricht, bei dem Lerninhalte zu Hause von den Schülern erarbeitet werden und die Anwendung in der Schule geschieht: „Wir können Videomaterial vorausschicken; in der Stunde wird es dann vertieft.“ In der Ertinger Ganztagsschule kann das im Lernbüro geschehen, in dem sich die Schüler betreut den Unterricht vor- oder nachbereiten – eine Form individueller Förderung. Für die Lehrkräfte gibt es die Plattform „eTwinning“, mit der sich Lehrkräfte europaweit für Unterrichtsprojekte vernetzen. So könne eine Präsentation „Unser Dorf“ in Englisch erstellt werden, während dies in der englischen Partnerschule in Deutsch geschieht.

Digitale Medien nutzen

Mit der Digitalisierung der Klassenzimmer will sich auch Olga Hartmann in Lettland befassen. Ihre Fächer sind Englisch, Deutsch und Biologie, in dem Kurs geht es aber um das technische Equipment. Sie geht davon aus, das wohl Leute aus der ganzen EU teilnehmen werden, um es dann gezielt im Unterricht anzuwenden. Das Schulkonzept in Ertingen solle auch dahingehend ausgestaltet werden.

Florian Nestmann weiß, wieviel „Mehrwert“ Erfahrungen im Ausland bringen – vor allem auch für Lehrer. Geplant sei deshalb auch ein Austausch mit französischen Lehrern in einem Drittland. Er selbst war während des Studiums ein Jahr in Spanien und Frankreich . In Ertingen ist er für die Koordination der Erasmus-Maßnahmen zuständig, nach den Ferien will er selbst im Rahmen von Erasmus Plus nach Frankreich. Er ist überzeugt: „Das ist dann authentischer, was man den Schülern vermittelt.“ Auch die anderen Lehrer würden profitieren; nach der Fortbildung sollen die Erasmus-Lehrer als Multiplikatoren fungieren.

„Die Schüler spüren die Leidenschaft für dieses Land“, pflichtet Schulleiter Markus Geiselhart bei. Durch den Aufenthalt im Mutterland sei die Fremdsprache anders verankert, als wenn man sie nur an der Hochschule gelernt habe. Und es sei geboten in Zeiten der Globalisierung und Internationalisierung. Die Michel-Buck-Schule selbst ist international aufgestellt sowohl im Lehrkörper als auch in der Schülerschaft. Nicht zuletzt sind die Fortbildungen für den Rektor auch eine Form der Motivation der Lehrer: „Um Leistung zu honorieren, kann ich keine Gehaltserhöhung geben.“