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Starkregenfall

Wenn jeder Regen Furcht auslöst

Eberhardzell / Lesedauer: 4 min

Wie ein Rad ins andere greifen muss, um die Probleme zu bewältigen, zeigt sich in Hedelberg
Veröffentlicht:11.07.2018, 10:43

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Spätestens seit den Starkregenfällen vom Mai und Juni 2016 gibt es so manchen Ort im Landkreis, in dem „jeder bei jedem auch nur angekündigten Regen am liebsten daheim ist“. Einer davon ist Hedelberg und der Eberhardzeller Bürgermeister Guntram Grabherr umschrieb damit die Gefühlslage der Bewohner dieser Ortschaft, über der besonders häufig Regen niederzugehen scheint – und die von Wiesen und Äckern umgeben ist, von denen das Wasser in die Siedlung schießt. Daheim sein möchten die Leute dann, um ihr Eigentum zu schützen. „Man spürt, dass jeder Regen Befürchtungen auslöst“, sagte Grabherr. Abhilfe schaffen soll „ein Baukasten verschiedener kleiner Maßnahmen“, so der Rathauschef.

Die Gemeinde hat bereits reagiert: Nachdem 2016 und 2017 bereits bei Gewittern gewöhnlichen Ausmaßes Wasser aus den Kanalschächten gesprudelt und Keller vollgelaufen waren, wurde bei der ehemaligen Kiesgrube probeweise eine Mulde ausgehoben. Mit Erfolg: Dort versickert eine gewisse Menge Wasser. Und selbst wenn die Niederschlagsmengen das Fassungsvermögen übersteigen, setzen sich dort Schlamm und Schutt ab: Werden diese nicht in den Ort gespült, ist schon viel gewonnen. Deswegen wird die provisorische Mulde derzeit zu einem Becken mit drei kaskadenförmigen Stufen ausgebaut.

Zu viel für die Kanalisation

Dass dies allein nicht reicht, veranschaulichte der Ingenieur Alexander Peter vom Büro Wasser-Müller im Gemeinderat mit Zahlen: Schon bei einem heftigen Regen, wie er statistisch alle zwei Jahre vorkommt, können über eine Viertelstunde hinweg 1050 Liter pro Sekunde von den Wiesen und Äckern abfließen – immer abhängig davon, ob der Boden gerade trocken oder vollgesogen ist. Die Kanalisation kann derartige Mengen unmöglich schlucken, „die hat genug zu tun mit dem Wasser, das von den Dachrinnen und Schachteinläufen kommt“, sagte Peter. Der Einzugsbereich der Ortschaft selbst betrage grob fünf Hektar, jener der umliegenden Wiesen und Äcker das Vier- bis Fünffache. Deshalb müsse das Ziel lauten, „Oberflächenwasser schadlos abzuführen“.

Oder wie Grabherr es ausdrückte: Es gehe auch ums „Lenken und Leiten“ der Wassermassen, weil kein Becken oder Damm solche Mengen bewältigen könne – oder so groß werden müsste, dass es unbezahlbar wäre. In der von Süden schnurstracks in den Ort hinunterführenden Ziegelhofstraße bedeutet dies etwa, dass private Eigentümer dafür sorgen, dass ihre Hofeinfahrt nicht unter der Bordsteinkante liegt – wobei Grabherr betonte, es dürfe nicht das Sankt-Florians-Prinzip gelten: „Das darf natürlich nicht den Nachbarn schädigen.“

Die Gemeinde ihrerseits will den Straßenraum so umbauen, dass das zwischen den Bodensteinkanten wie in einem Bachbett herabfließende Wasser keine Schäden anrichtet: Am tiefsten Punkt wird die Fahrbahn kaum merklich abgesenkt und mit Pflasterbelag eine s-förmige Verschwenkung gestaltet, damit das Wasser zwischen zwei Häusern hindurch in die dahinter liegenden Wiesen fließt. Es werde ein großflächiges Pflaster mit glatter Oberfläche verwendet, sodass weder Lärm noch der Winterdienst ein Problem sein sollten, sagte Peter zu Einwänden von Bürgern. Dies soll noch dieses Jahr gemacht werden.

Nächstes Jahr soll dann in der Lindenstraße, die von Osten in den Ort führt, ein Entlastungskanal entstehen. Dieser soll das Regenwasser an der bestehenden Kanalisation vorbei über die Wiesen hinter dem Ort in den Romersbach leiten. Um das Wasser von der Straße dorthin zu lenken, wird der Fahrbahnbelag vor der Verkehrsinsel an der Kreuzung Linden-/Neue Straße angehoben. Diese Bauarbeiten sollen zusammen mit ohnehin fälligen Reparaturen an Kanälen ausgeführt werden und dann auch gleich die Schachteinläufe optimiert werden. Die festgestellten Kanalschäden werden behoben, sie seien jedoch nicht die Ursache für die vollgelaufenen Keller, sagte Peter, denn die Wassermengen bei Starkregen sind mit oder ohne Kanalschäden einfach zu groß.

Landwirte sollen mithelfen

Damit alle Rädchen ineinandergreifen, sollen die Landwirte einen Beitrag leisten. Bürgermeister Grabherr dankte ausdrücklich für die Bereitschaft, an bestimmten Stellen von Mais- auf Getreideanbau umzustellen.