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Narrenzunft

Nach 40 Jahren als Zunftmeister: Polde Maucher hört auf

Eberhardzell / Lesedauer: 4 min

Polde Maucher legt nach 40 Jahren das Amt nieder, das vor ihm nur sein Vater ausübte
Veröffentlicht:23.01.2019, 14:23

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Die „Zeller Schwarze Katz“ ist mit mehr als 1300 Mitgliedern, acht Bereichen und fünf Masken eine der größten und ältesten Zünfte in der Region. Und auch wenn die ersten Fasnetsumzüge in Eberhardzell schon viel früher stattfanden, so ist die offizielle Gründung der Narrenzunft nun genau 60 Jahre her – Grund genug für die Narren, dies am kommenden Wochenende mit einem besonderen Jubiläumsabend zu feiern und eine Festschrift herauszubringen, in der die noch lebenden Zeitzeugen zu Wort kommen und an die Anfänge erinnern.

Festschrift zum 60-Jährigen

Dieses Jahr geht zudem eine Ära zu Ende. Karl-Heinz Maucher, besser als Polde bekannt, legt nach 40 Jahren sein Amt als Zunftmeister nieder. Polde hat sein ganzes Leben der Fasnet verschrieben, die Pflege des Brauchtums war ihm immer sehr wichtig. In der Festschrift und im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ erinnert er sich daran, wie sein Vater, einer der Gründer der Zunft, stundenlang mit anderen Idealisten Wagen und Boote baute und darüber manchmal sogar vergaß, morgens die Kühe zu melken. „Ich höre noch die Stimme meiner Mutter, wie sie ihn schimpft, dass er morgens nicht aus dem Bett kommt, weil er wieder die ganze Nacht an irgendwelchen Wagen gewerkelt hat“, erzählt er. Die Ergebnisse indes konnten sich sehen lassen. So stammt nicht nur eine der berühmten Zeller Katz-Wagen von Sepp Maucher, sondern auch der Elefant (im Bild), der viele Jahre lang ein beliebtes Fotomotiv war.

 Anno 1930: Bilder wie dieses belegen, dass schon lange vor der offiziellen Gründung der Zunft die Bürger in Eberhardzell die Fasnet feierten.

Sepp Maucher war Mitgründer der Zunft und der erste Zunftmeister der Narrenzunft Eberhardzell. Benjamin Hopp, der die Festschrift verfasst hat, beschreibt ihn als „einen der größten Stimmungsmacher im Umlachtal“. Übrigens trug auch er schon der Spitznamen Polde – und zwar seitdem er den bereits erwähnten Wagen in Form eines lebensgroßen Elefanten baute, der wiederum den Namen Poldi trug.

Vom Vater zum Sohn

Als Sepp Maucher 1979 sein Amt als Zunftmeister niederlegte, übernahm sein Sohn die Position. Und obwohl er damals erst 27 Jahre alt war, brachte er doch schon ordentlich Erfahrung mit, denn schließlich war ihm die Liebe zur Fasnet bereits in die Wiege gelegt worden. Sein erstes „Amt“ war daher das des Schülerpräsidenten 1965 und mit 19 Jahren wurde er in den Zunftrat gewählt. Polde Maucher erzählt gern von diesen ersten Jahren. „1973 gründete ich die Schalmeienkapelle, ich schrieb die Noten, war musikalischer Leiter und Vorstand“, erinnert er sich.

 Dieses Bild stammt circa aus dem Jahr 1957 und zeigt den Elefanten Poldi, den der erste Zunftmeister Sepp Maucher selbst gebaut hat - und von dem er seinen Spitznamen hat, den wiederum sein Sohn geerbt hat.

Acht Jahre lang war Polde Maucher zudem Chronist im Alemannischen Narrenring (ANR), dem Dachverband der schwäbisch-alemannischen Fasnet. In dieser Zeit betreute er viele Zünfte und traf viele wichtige Persönlichkeiten, unter anderem den Politiker Erwin Teufel. 1997 erhielt er für sein außerordentliches Engagement den Ehrenhäsorden Goldschliff, 2001 noch die Goldene Narrenkappe, die höchste Auszeichnung des ANR. „Aufgrund seines Engagements ist Polde bei uns eine geschätzte Persönlichkeit, die jeder kennt“, sagt Benjamin Hopp, der die Festschrift zusammengestellt hat. „Er hat wie kein anderer sein Leben der Fasnet und der Pflege des Brauchtums gewidmet und es ist beispiellos, dass eine Narrenzunft 40 Jahre lang den gleichen Zunftmeister hat.“

Starker Zusammenhalt

Warum die Fasnet gerade in Eberhardzell eine so große Rolle spielt? Die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement, ein starker Zusammenhalt und die tiefe Verbundenheit zum Brauchtum – all das sei in Eberhardzell zu finden, sagt Maucher. So gebe es in Eberhardzell kaum eine Familie, in der nicht mindestens ein Familienmitglied in der Narrenzunft aktiv sei. Und daher sei es kein Wunder, dass die Mitgliederzahlen in Eberhardzell jedes Jahr steigen würden, oft stünden für die Neuen nicht einmal mehr genug Leihhäs zur Verfügung. „Wenn wir am Gompigen die Schule und den Kindergarten stürmen, staunen wir immer wieder, dass eigentlich jedes Kind das Narrenlied mitsingen kann, egal wie klein. Das zeigt, dass das Brauchtum in allen Familien gelebt wird“, sagt Polde Maucher.

Stolz ist er darauf, dass es ihm doch noch gelungen ist, den Narrenbrunnen zu realisieren. Um dessen Erstellung gab es manch heftige Diskussion im Vorfeld. Doch nun ist er fertig – nur sein Stellplatz noch nicht. Eine neue Heimat soll der reich verzierte Stein vor dem ehemaligen Gasthaus Post finden, doch dort ist momentan noch Baustelle. Wann der Brunnen aufgestellt werden kann, ist noch offen.