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Vom Zwei-Mann-Betrieb zum Global Player

Dürmentingen / Lesedauer: 4 min

Eine Chronik fasst 75 Jahre Unternehmensgeschichte der Firma Schlegel zusammen
Veröffentlicht:10.01.2021, 18:28

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Dürmentingen (sz) - Zum 75-jährigen Bestehen der Georg Schlegel GmbH & Co. KG wurde die Geschichte des Unternehmens in einem Buch zusammengetragen, das Ende Dezember erschienen ist. In der Chronik sind nicht nur die großen Meilensteine des Unternehmens aufgeführt, sondern auch „Kleinigkeiten“, die für die Entwicklung der Firma bedeutsam waren. Wer in der neuen Chronik blättert, weiß etwa, warum ein Staubbeutel in einem Brief aus Japan wichtig war oder warum die Feuerzeuge von Mitarbeitern eines Wettbewerbers geholfen haben, Schlegel auf dem Markt bekannt zu machen. Denn auch Zufälle können – bei aller weitsichtigen Planung – für Firmen weichenstellend sein.

Am 1. April 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs , gründete Georg Schlegel in Dürmentingen seine eigene Firma, indem er die Elektroinstallationsabteilung aus dem Betrieb seines Vaters übernahm. Mit vielerlei Arbeiten hielt er das kleine Unternehmen in der Nachkriegszeit über Wasser, ehe er sich auf die Herstellung von Reihenklemmen und Befehlsgeräten spezialisiert. Das Unternehmen wuchs und wuchs. Aus einem Zwei-Mann-Betrieb von 1945 ist ein Unternehmen mit rund 250 Mitarbeitern am Standort Dürmentingen geworden. Schlegel-Taster und Not-Halt-Geräte finden sich in Maschinen, Aufzügen oder Automaten auf allen Kontinenten.

Das Buch ist in mehrere Kapitel gegliedert, die bereits wichtige Meilensteine signalisieren: Die Anfänge nach der Gründung am 1. April 1945 durch Georg Schlegel; Aufbaujahre (1955 bis 1978); Internationalisierung (1978 bis 1985); Neuausrichtung Design und Übernahme DUX (1985 bis 2005); die dritte Generation und Dynamik (ab 2005) sowie Zukunftsaufgaben. Aber auch andere Zahlen verdeutlichen die Entwicklung: In den 75 Jahren gab es zwei komplette Umzüge und sechs Neu- oder Erweiterungsbauten waren notwendig. Das Sortiment umfasst über 4000 Produkte. Durch das Baukastensystem, bei dem Produkte auf vielfältige Weise miteinander kombiniert werden können, sind theoretisch 6,2 Millionen Varianten möglich. Seit 1985, als erstmals mit einem Produktdesigner zusammengearbeitet wurde, hat Schlegel über 90 nationale und internationale Designpreise erhalten.

Auch wenn die Chronik 84 Seiten stark ist, ist es dennoch unmöglich, 75 Jahre voller Geschichte und Geschichten vollständig wiederzugeben. Daher wurden Schwerpunkte gesetzt und auch kleine Geschichten einbezogen, die vielleicht die Art des Handelns und die Kultur in der Firma deutlicher machen als große Ereignisse. So finden sich in der Chronik mehrere Stränge, um unterschiedliche Aspekte darzustellen: Der Hauptstrang ist die eigentliche Historie mit den großen und markanten Entwicklungen wie Umbauten und Jubiläumsfeierlichkeiten. Dazwischen werden immer wieder kleine Anekdoten eingeschoben, die als blaugefärbte Texte am Rand hervorgehoben sind.

Und ebenfalls eingestreut sind längere Schwerpunkt-Geschichten, die wichtige Aspekte der Unternehmenshistorie näher beleuchten. Das reicht von den Hintergründen bei der Übernahme eines Unternehmens in Leipzig von der Treuhand, über Ärger wegen Plagiaten bis hin zur Bedeutung der Ausbildung. Im abschließenden Teil finden sich Zahlen, Personen und Fakten sowie ein Zeitstrahl. Die verschiedenen Stränge finden sich im Farbkonzept wieder: Im Layout werden sie farblich unterschiedlich dargestellt.

Die Chronik baut auf Aufzeichnungen von Eberhard Schlegel und dem langjährigen Betriebsleiter Manfred Krügel auf, die die wichtigsten Wegmarken der Unternehmensgeschichte bis 1998 zusammengetragen haben. Diese Texte wurden nun bis in die Gegenwart fortgeführt und redaktionell bearbeitet. In vielen Gesprächen hat vor allem Eberhard Schlegel seine Erinnerungen geteilt, die sich nun in der Chronik wiederfinden. Aber auch Georg und Irmgard Weber, Christoph Schlegel, Wolfgang Weber, Rolf Geisinger und Horst Goldigga brachten ihr Wissen ein. Darüber hinaus wurde in Archiven gesucht und es wurden alte Bilderordner durchstöbert. Viele Bilder aus 75 Jahren zeigen die Veränderungen – vom Zwei-Mann-Betrieb zum Global Player.

Und um es noch aufzulösen: Die Staubbeutel in dem japanischen Brief haben das Qualitätsmanagementsystem des Unternehmens bereits 1982 angestoßen und mit den Feuerzeugen haben Mitbewerber Anfang der 50er-Jahre zu beweisen versucht, dass Schlegel-Reihenklemmen brennbar seien. Dass ihre Kunden damit erst auf das innovative Schlegel-Klemmensystem hingewiesen wurden, haben sie allerdings nicht bedacht.