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Triathlon

Schniertshauer: „Ich will unter die ersten Fünf“

Dettingen / Lesedauer: 3 min

Schniertshauer: „Ich will unter die ersten Fünf“
Veröffentlicht:11.10.2012, 11:45

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Müssen Triathleten so aussehen? Eher schmächtig, aber durchaus sympathisch, schüchtern, zurückhaltend? Auch Daniel Unger aus Bad Saulgau, der 2007 über die olympische Distanz in Hamburg Weltmeister wurde, ist so ein Typ. Erst im Laufe der Jahre – vor allem durch die Beobachtung der Medien – ist Unger offensiver im Umgang mit der Öffentlichkeit geworden. Unger ist inzwischen 34 Jahre alt und muss seinen Traum vom Olympiasieg wohl endgültig begraben. Noch vier Jahre mehr auf dem Buckel hat Rainer Schniertshauer, der am vergangenen Sonntag in den Flieger Richtung Hawaii gestiegen ist.

Einen Tag lang war die Familie samt zweier Kinder unterwegs aus dem oberschwäbischen Schmuddelwetter in das Paradies auf Hawaii. Schniertshauer will dort aber keinen Urlaub machen, er will angreifen. „Ich will unter die ersten Fünf in meiner Altersklasse kommen.“ Die Rede ist natürlich vom Ironman , der schwersten aller Triathlon-Herausforderungen. Zum dritten Mal nach 2005 und 2007 ist Schniertshauer auf der Insel, seit 1999 ist er Triathlet. Aber Schniertshauer ist im Gegensatz zu Unger kein Profi, im bürgerlichen Leben ist er Sachbearbeiter bei der Stadt Ulm. Dort wo er auch geboren ist.

Heute lebt Schniertshauer mit seiner Familie in Humlangen, startet aber für den TV Dettingen, einer Triathlon-Hochburg in Oberschwaben. Mit dem Aushängeschild Rainer Schniertshauer eben. Seinen letzten großen Erfolg feierte der Europameister beim Alpentriathlon am Schliersee über die Kurzdistanz, als er das Rennen gewann. Seinen Europameistertitel konnte er im August in Wiesbaden verteidigen. Ein ganz anderes Streckenprofil wie beim Ironman. „Ich habe mich gefreut, dass es erneut zum Sieg gereicht hat.“ Einen Ironman hat Schniertshauer in diesem Jahr auch schon in den Beinen. Und da geht es immerhin über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen Marathonlauf über 42,125 Kilometer. Der 38-Jährige wurde in neun Stunden, 15 Minuten und 28 Sekunden Neunter beim Ironman auf Lanzarote. Auf der Kanareninsel hatte Schniertshauer sich im Frühjahr auch auf die Saison vorbereitet. Und jetzt eben das Sahnestück: der Ironman auf Hawaii . „Das ist für jeden Triathleten ein Traum. Landschaft, Atmosphäre und Klima sind einfach atemberaubend“, gerät Schniertshauer ins Schwärmen. Es sei das Flair, das sogenannte Hang-Loose, das einen gefangen nehme. Zwei Ziele hat er sich gesetzt. Über das Finishen hinaus soll es schon gehen. Eben unter die ersten Fünf will er kommen und unter neun Stunden will er laufen. Das wäre nochmals eine Viertelstunde schneller als auf Lanzarote.

Angst habe er keine, Respekt schon. Das müsse man auch haben, sonst überschätze man sich. „Das einzige, was ganz schlimm wäre, wäre ein Defekt am Rad“, beschreibt er seine Gedanken kurz vor dem Abflug. Rund 8000 Euro investiert Schniertshauer für das Unternehmen Hawaii. Kein Pappenstiel, obwohl er doch einige Sponsoren hat, die ihn unterstützen. „Ich wollte unbedingt meine Familie dabei haben.“

Sechs Einheiten in der Woche hat Schniertshauer, der von Simone Aumann trainiert wird, in der Vorbereitung auf den Ironman absolviert. Insgesamt so rund 35 Stunden pro Woche arbeitet er für sein großes Ziel. Im Radfahren und Laufen zählt Schniertshauer zu den Weltbesten, kleinere Defizite hat er noch beim Schwimmen. „Wenn ich da gut durchkomme über die knapp vier Kilometer, dann kann es eine sehr gute Zeit geben.“

Um drei Uhr früh Ortszeit am Sonntagmorgen wird Schniertshauer aufstehen, eine Kleinigkeit frühstücken und sich mental auf das Rennen vorbereiten, das dann um sechs Uhr beginnt. Während des Rennens sei er dann in einem Tunnel. Voll konzentriert und fokussiert auf die persönlichen Ziele. Und die lauten: Unter die ersten Fünf kommen.