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Klassikherbst

Junge Pianistin verzaubert Zuhörer in der Villa Rot

Burgrieden / Lesedauer: 3 min

Mona Asuka beherrscht die extrem hohen Anforderung von Franz Liszt
Veröffentlicht:30.09.2019, 17:19

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Meisterhaft hat die Pianistin Mona Asuka beim „Klassikherbst“ in der Villa Rot Mozart, Beethoven, Chopin und Liszt interpretiert. Sie entlockte dem Steinway grenzenlose Klangschönheit.

Die Pianistin hatte vor elf Jahren die von Walter Mauermann damals neu geschaffene Reihe der Klassik-Kammerkonzerte in der Villa Rot als erste Künstlerin eröffnet. Jetzt begann sie mit Mozart und der thematisch reichen Sonate F-Dur KV 332 von 1770. Die Sonate ist voll lebendiger Expressivität. Das Allegro des Kopfsatzes beginnt mit schier spielerischen Klangwellen, die zu selbstbewussten Sechsachteln aufblühen. Im zweiten Satz mit träumerischer, fast notturnohafter Melodie beweist Mozart seine Kunst der Variation. Ein viertaktiges Motiv wird immer wieder neu gestaltet, entwickelt auch tragische Spannung im ansonsten idyllischen Werk. Im abschließenden Allegro assai, einer der virtuosesten Kompositionen des Meisters, lässt sich erkennen, was für ein außerordentlicher Pianist er selbst war.

Die 32 Variationen WoO 80 sind ein 1806 komponiertes Variationswerk für Klavier von Ludwig van Beethoven über ein achttaktiges Thema im Dreivierteltakt. Die darauf folgenden 32 Variationen unterscheiden sich sehr in Dynamik, Charakter und technischen Anforderungen, stecken voller melodischer und harmonischer Energie. Die stets auch achttaktigen Variationen gehen kraftvoll und pausenlos ineinander über und bieten ein regelrechtes Kompendium Beethoven’scher Klaviertechnik. So ergibt sich die Wirkung einer wuchtigen Passacaglia.

Extreme Kontraste

Die Nocturnes, Op. 15 sind drei von Frédéric Chopin zwischen 1830 und 1833 geschriebene „Nachtstücke“. Dazu Robert Schumann: „Das Herzinnigste und Verklärteste, was nur in der Musik erdacht werden könnte. Lernen lässt es sich wohl nicht, wie man in so kleinem Raum so Unendliches sammeln könne, übervoll, selig, im Schmerz, unnachahmlich.“ Das Nocturne F-Dur wurde 1832 in einem auf Triolen aufgebauten Rhythmus komponiert. Der erste Abschnitt ist ein „Andante cantabile“, der zweite ist ein schnelles und dramatisches „Con fuoco“.

Das Fis-Dur Nocturne ist technisch sehr anspruchsvoll, beginnt mit einer komplizierten, kunstvoll dekorierten Melodie, gefolgt von einem Scherzo. Danach noch Kadenzen, die mit einem Arpeggio enden. Dieses Nocturne geht in seelische Tiefen, ist feinste Kombinatorik zwischen wundersamem Melos und figurativem Erfindungsreichtum. Das g-moll Nocturne beginnt mit einem langsamen Lento-Teil im 3/4-Takt, der letzte Teil ist als „religioso“ markiert. Das ganze Stück hat extreme dynamische Kontraste, von Pianissimo bis Fortissimo.

Die drei Teile seiner „Venezia e Napoli-Romanze“ voller Charme und prallen Lebens schrieb Franz Liszt nach einer Italienreise mit seiner Geliebten, verwendete dazu melodisches Material anderer Kollegen. Die „Gondoliera“ greift das venezianische Volkslied „La bionda in gondoletta” von Giovanni Battista Peruchini auf: Ein Kavalier lädt eine junge Frau zu einer romantischen Gondelfahrt mit durchaus eindeutigen Hintergedanken ein. Der Anblick der eingeschlafenen Geliebten führt ihn aber auf den Pfad der Tugend zurück.

Die „Canzonette“ zitiert Rossinis Oper „Othello“. Unmittelbar bevor Othello auftritt, um Desdemona zu töten, erklingt bei Rossini im Hintergrund das Lied eines Gondoliers, das sich auf einen Vers aus Dantes „Divina comedia“ bezieht. Viele Triller und ein großes Fortissimo-Thema übernehmen die Dramatik. Und die geforderte Virtuosität steigert sich zur abschließenden wilden „Tarantella“ mit zwei Themen des Komponisten Guillaume-Louis Cottrau.

Mona Asuka beherrscht die extrem hohen Anforderungen von Liszt mit Souveränität und Strahlkraft. Sie präsentiert die wohl untanzbarste Tarantella der Musikliteratur als Prachtstück pianistischen Einfallsreichtums und grandiosen Könnens. Als Zugabe erklang eine Mazurka von Chopin. Die Künstlerin interpretiert alle musikalischen Höchstschwierigkeiten wie auch die Expressivität lyrisch-romantischer Klänge mit makelloser Intensität, entlockt dem Steinway grenzenlose Klangschönheit.