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Turnhalle

Ein Schrank voller Überraschungen

Burgrieden-Rot / Lesedauer: 4 min

Die „Rot-Bühler Kulissaschloifer“ begeistern ihr Publikum einmal mehr
Veröffentlicht:22.04.2019, 20:26

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Einen vergnüglichen Theaterabend haben die „Rot-Bühler Kulissaschloifer“ dem Premierenpublikum am Ostersonntag in der ausverkauften Turnhalle bereitet. Bereits bei der Kindervorstellung am Tag zuvor klappte es prima, die sechs Damen und sechs Herren gingen in ihrer Rolle in dem Dreiakter „Der Liebesschrank“ aus der Feder von Arno Boas förmlich auf. Die Erwartungshaltung der Besucher der Erstaufführung war auch deshalb hoch, zumal sie von den „Kulissaschloifern“ in der Vergangenheit noch nie enttäuscht worden waren.

Laienspielscharen wissen es: Die Auswahl eines zugkräftigen Theaterstücks ist aufgrund zahlreicher Kriterien gar nicht so einfach und bedarf eines oft zeitaufwändigen Studiums der Vielzahl der Angebote der Theaterverlage. Doch dieses Mal erinnerten sich der Vorsitzende Martin Schmid und seine Mitstreiter an die abendfüllende Komödie „Der Liebesschrank“, die schon einmal im Jahr 2007 mit durchschlagendem Erfolg aufgeführt wurde. Und etliche der damaligen Spieler sind auch dieses Mal dabei, so auch die Hauptdarsteller.

Auf einen Regisseur im eigentlichen Sinne verzichtete man auch dieses Mal. „Wir machen dies gemeinsam“, erklärt Michael Denzel, der einmal mehr in einer Paraderolle seine schauspielerischen Talente voll ausspielen kann, zum Gaudium des amüsierten Publikums. Ihm gleich tut es seit jeher sein Bruder Robert . Ohne die Fähigkeiten der übrigen Mitspieler im Geringsten schmälern zu wollen, ein Lustspiel ohne die Mitwirkung der beiden Denzel-Brüder – kaum vorstellbar. Allein schon Mimik und Gestik von „Michl“ und Robert sind umwerfend. Aus den unterschiedlichen Charakteren stechen aber auch Thomas Mayer in einer liebeshungrigen Rolle sowie Brunhilde Schwinghammer, alias Michaela Härle, heraus. Vor dieser Frau haben alle Respekt, versteht sie es doch, körperlich durchtrainiert, mit schweren Hanteln genauso umzugehen wie als Boxerin oder Judoka. Das Ensemble ist aufeinander super eingespielt, die vielen Proben haben ihre Früchte getragen, die Handlung wird nie langweilig. Wiederholt gibt es Szenenapplaus für einen gelungenen Gag, umwerfenden Dialog oder markige Sprüche.

Da kommt sich Horatio Weinselig (Robert Denzel), Sprachforscher nach Gottes Gnaden, schon manchmal auf verlorenem Posten vor, wenn er sich, nur der hochdeutschen Sprache mächtig und einer geschwollenen Ausdrucksweise bedienend, mit einem „Eingeborenen“ aus Rot unterhalten, respektive auseinander setzen will. Mit Begriffen wie „Schielige Glotzbebbel“ kann er nichts anfangen, nur die Übersetzung hilft ihm auf die Sprünge. Immer und überall mischt die exorbitante Oma, überzeugend gespielt von Inge Gaub-Nattenmüller, mit. Irrungen und Wirrungen können da nicht ausbleiben. Nach einigen Jahren Pause ist Gaub-Nattenmüller wieder auf die Bühnenbretter zurückgekehrt und zweifellos ein Volltreffer.

Mit Spielfreude dabei

Zum ersten Mal dort war der jüngste im Ensemble, Maximilian Eggert, als Heiratsbewerber Emil Müller. Eine große Bereicherung des zwölfköpfigen Ensembles ist ebenso Gabi Berg, die in Schriftdeutsch die extrovertierte Tante Lucia verkörpert. Mit Spielfreude und ganzem Herzen dabei sind ebenso Manuela Gretzinger als Helga Schwinghammer, Marina Denzel (Tochter der Bauernfamilie), Dietmar Otto, Bernhard Schmid (Nachbar Karl) und Corona Eggert (Finanzamt-Sekretärin Fräulein Mannstein). Auch die Nebenrollen sind trefflich besetzt und runden den Gesamteindruck ausgezeichnet ab. Im Hintergrund geben die Souffleusen Adelheid Müller und Lisa Denzel sowie Regina Werz in der Maske, wie von ihnen gewohnt, ihr Bestes.

In Kürze zum Inhalt: Großbauer Egidius Schwinghammer hat einen Haufen Geld und zwei Töchter. Eine davon möchte er mit aller Macht unter die Haube bringen. Das ist freilich leichter gesagt als getan. Die Dorfbewohner möchten gleichzeitig einem verdienten Lokalreporter noch zu Lebzeiten ein Denkmal errichten, allein es mangelt am nötigen Geld. Schwinghammer, dorfbekannter Geizkragen, lässt sich nicht erweichen, sein Geldsack bleibt zu. Gleichzeitig betrügt er das Finanzamt nach Strich und Faden. Er betreibt nach eigenem Bekunden so ganz nebenbei eine Schnapsbrennerei und hat 30 Kühe mehr im Stall stehen, ohne dass das Finanzamt zunächst davon weiß.

Doch das Blatt wendet sich zu seinen Ungunsten. Die listige Oma im Familienclan der Schwinghammers und weitere Verschwörer hecken einen raffinierten Plan aus, in dem auch eine der Töchter des Großbauern eine ganz wichtige Rolle spielt. Der Wohnzimmerschrank in der gemütlichen Bauernstube ist wiederholt ein gutes Versteck, wenn von irgendwo Gefahr droht. Er wird aber auch immer mehr Treffpunkt für ein amouröses Abenteuer, obwohl es dort penetrant nach Mottenkugeln stinkt. Die Quintessenz der Komödie: Am Ende siegt das Gute, der Geizkragen Schwinghammer bleibt auf der Strecke.