Das Sinfonieorchester des Musikvereins Biberach hat am Sonntag sein Winterkonzert in der Stadthalle gegeben. In diesem Jahr ist Beethovens 250. Geburtstag. Stilvoll eröffneten sie mit dessen Ouvertüre zu „Egmont“, Goethes Drama über den niederländischen Rebellen. Der Dichter wollte eine Schauspielmusik dazu, die wichtigste komponierte Beethoven. Die Ouvertüre schildert verschiedene Stationen im Leben des Grafen Lamoraal van Egmont.
Ein nicht häufig gespieltes, aber bis in den letzten Takt wunderbar klanggefülltes Werk ist Beethovens Tripelkonzert op. 56. Die Soloinstrumente spielte das „Trio op. 8“ mit Michael Hauber (Klavier), Eckhard Fischer (Violine), Mario de Secondi (Cello). Das Werk des damals 34jährigen Komponisten entstand 1804, etwa zeitgleich mit den Sinfonien 3 und 5 sowie mit der Oper „Fidelio“, also in Beethovens Phase großer genialer Schaffenskraft. Das eröffnende Allegro ist als Ritornell angelegt, als Einleitung eines Konzertes, die von einzelnen Instrumenten gestaltet wird, die die Hauptgedanken des ganzen Satzes wiedergeben. Das Orchester übernimmt mit den tiefen Streichern, die sich zu Orchestertutti öffnen. Im zweiten Satz stellt das Solocello ein kantables Thema vor, das von Violine und Klavier aufgenommen, von den Streicher-Registern begleitet wird.
Der Mittelteil des Satzes hat eher kammermusikalischen Charakter, den Schluss spielen die Streicher. Das Largo verzaubert mit einer traumhaften schier unirdischen Melodie und Harmonik als Aufgabe der drei Solo-Instrumente. Attacca folgt das Finale „Rondo alla Polacca“, rhythmisch also wie eine Polonaise zu spielen. Klanglich-harmonisch ist der Satz vom Komponisten mit raffinierter tonaler Architektur aufgebaut. Perlende Klavierläufe führen zum fulminanten Satzschluss.
In jedem Satz, jeder Phrase ist mit Vergnügen zu hören, dass die drei Solisten bereits seit mehr als 30 Jahren zusammenspielen, Meister der differenzierten Klanggestaltung sind, auch viele Preise gewonnen haben.
Der Komponist Max Bruch hat in diesem Jahr den 100. Todestag. Seine 1. Sinfonie Es-Dur hörte man im zweiten Teil des Konzertes, und diese Musik lässt vielfältige Bilder entstehen, lässt „Zuhörerphantasien spazierengehen.“ Das wird auch ausgelöst durch klangliche und gestalterische Anmutungen an die Hochromantiker Mendelssohn und Schumann. Bruch verwendet in der Sinfonie alle für ihn typischen Stilmittel wie Arpeggiato-Begleitfiguren und harmonische Vorhalte, das fördert den lyrischen Charakter des Werkes.
Sehr romantisch kommt das „Allegro maestoso“ daher. Mit den Tutti kommt der unvermeidliche Märchenkönig, das Presto leitet zu schnellen höfischen Tänzen über. Dem dritten Grave-Satz gab Bruch selbst die Bezeichnung „Quasi fantasia“. Schwerklängig beschreibt er etwa ein verwunschenes Schloss. Und was gehört zu König und Schloss? Natürlich Pferde, und die kommen im Schluss-Satz angetrabt, akustisch zum Leben erweckt von den Celli. Und dann geht es rund im vom Komponisten so genannten „Allegro guerriero“, dem „kriegerischen Allegro“. Großes Blech lässt den Kampf ertönen. Am Schluss ist wie immer einer klangstrahlender Sieger.
Das Orchester und Dirigent Musikdirektor Andreas Winter haben den Charakter, die Phrasierungen der Kompositionen sorgfältig und klangintensiv herausgearbeitet, interpretieren mit Finesse wie auch mit musikalischer Wucht. Mit den zierlichen Streicherfiguren, den charaktervollen Bläsersoli und der gestaffelten Dynamik machten Orchester und Dirigent die Schönheit und die Dramatik der Musik zum besonderen Hörerlebnis.